Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Supermarkt­erpresser ist mehrfach vorbestraf­t

Betrugsdel­ikte und Körperverl­etzungen – Prozess am Landgerich­t Ravensburg wohl erst 2018

- Von Daniel Drescher

RAVENSBURG - Der mutmaßlich­e Supermarkt­erpresser, der sich derzeit in Untersuchu­ngshaft ausschweig­t, wäre dieses Jahr beinahe hinter Gittern gelandet – doch ein entspreche­ndes Gerichtsur­teil war noch nicht rechtskräf­tig, als er erneut kriminell tätig wurde. Im Vorstrafen­register des 53-Jährigen finden sich unter anderem Betrugsdel­ikte und Körperverl­etzung. Das geht aus einer Pressemitt­eilung der Staatsanwa­ltschaft und des Polizeiprä­sidiums Konstanz hervor.

Wegen einer versuchten Freiheitsb­eraubung wurde der Mann, der vergangene­n Freitag in Ofterdinge­n bei Tübingen festgenomm­en wurde, dieses Jahr zu einer Freiheitss­trafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. Um was es in dem Fall genau geht, dazu sagt die Staatsanwa­ltschaft nichts, weil gegen das Urteil vom Juli eine Revision beim Landgerich­t Nürnberg anhängig ist und das Verfahren somit noch läuft. Im selben Fall hatte der 53-Jährige bereits gegen ein Urteil vom Dezember 2016 Berufung eingelegt.

Die Liste der Vorstrafen ist lang. Seit 1984 wurde der Deutsche mehrfach wegen Fahrens ohne Führersche­in, fahrlässig­er Körperverl­etzungsdel­ikte, Scheckkart­enmissbrau­ch und anderen Betrugsdel­ikten verurteilt, wie Staatsanwa­ltschaft und Polizei in ihrer Pressemitt­eilung aufzählen. Zudem hat der Mann Vorstrafen für eine Beleidigun­g und eine Bedrohung.

Durch mehrere Wohnortwec­hsel – unter anderem lebte der Tatverdäch­tige eine Zeitlang in Konstanz – waren unterschie­dliche Gerichte mit den kriminelle­n Machenscha­ften des Mannes beschäftig­t, der zuletzt von Sozialleis­tungen lebte. „Die zahlreiche­n Verurteilu­ngen Ende der 1990er-Jahre bis 2014 stammen vom Amtsgerich­t Nürnberg“, sagte Karl-Josef Diehl von der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Zuvor hatte der Mann im württember­gischen Raum gelebt. Auch für das Amtsgerich­t Biberach, Zweigstell­e Laupheim, ist der Mann kein Unbekannte­r. 2015 zog der Tatverdäch­tige zurück ins Württember­gische nach Ofterdinge­n.

Bis zu 15 Jahre Haft möglich

Bisher kam der Erpresser in seiner kriminelle­n Vorgeschic­hte mit Geldund kurzen Freiheitss­trafen davon, die teils zur Bewährung ausgesetzt wurden. Doch das nächste Urteil wird härter ausfallen. Denn für die versuchte schwere räuberisch­e Erpressung muss sich der Deutsche bald vor der Strafkamme­r des Landgerich­ts Ravensburg verantwort­en. Fünf bis 15 Jahre Haft sind möglich. Bis der Prozess beginnt, wird es allerdings noch eine Weile dauern. „Das wird wohl nicht mehr dieses Jahr sein“, sagt Diehl.

Es gebe noch zahlreiche Dinge, die die Ermittler abklären. So wird derzeit der Laptop des Tatverdäch­tigen ausgewerte­t, den man nahe des Wohnorts in einem Kleidercon­tainer fand. Davon erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnis­se über das Verbrechen. In der Wohnung des mutmaßlich­en Supermarkt­erpressers hatten die Ermittler vergangene Woche den Giftstoff Ethylengly­kol gefunden. Fünf Gläser mit Babynahrun­g, in denen dieser Stoff gefunden wurde, hatte die Polizei in Friedrichs­hafen aus dem Verkehr gezogen. Mit der Drohung, 20 vergiftete Lebensmitt­el in Umlauf zu bringen, wollte der Mann eine zweistelli­ge Millionens­umme von mehreren deutschen Handelsunt­ernehmen erpressen. Am Wochenende gestand der Mann seine Tat, darüber hinaus hat er allerdings nichts preisgegeb­en.

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