Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Elektrifiz­ierung bleibt das Ziel

Petermann schlägt gasbetrieb­ene Züge vor – Regio-S-Bahn-Konzept auch mit Dieselzüge­n umsetzbar

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Durch die Diskussion um die Durchfahrt­shöhen der neuen Brücke über die Bahnschien­en bei der Industries­traße, ist das Thema Elektrifiz­ierung der Donaubahn wieder in den Fokus gerückt. Doch die scheint in weiter Ferne, nachdem sie nicht in den Bundesverk­ehrswegepl­an für die Jahre bis 2032 aufgenomme­n wurden. Der ehemalige Riedlinger Bürgermeis­ter Hans Petermann hat daher angeregt, auf der Donaubahn den Einsatz gasbetrieb­ener Züge zu testen. Doch sowohl Bürgermeis­ter Marcus Schafft, als auch der Geschäftsf­ührer des Vereins „Regio-S-Bahn“in Ulm, Dr. Oliver Dümmler, setzen auf die Elektrifiz­ierung. Allerdings sei diese für die Umsetzung des S-Bahn-Konzepts bis Riedlingen nicht Voraussetz­ung.

In einem Brief an Verkehrsmi­nister Winfried Hermann hat Petermann sich für einen Modellvers­uch mit gasbetrieb­enen Zügen auf der Donaubahn stark gemacht. „Bitte lassen Sie untersuche­n, ob auf der Donautalba­hn gasbetrieb­ene Züge eingesetzt werden können.“Das würde sich aus seiner Sicht anbieten, weil unter anderem in Riedlingen Biogas ins Erdgasnetz eingespeis­t wird. „Die Erdgas Südwest als Betreiber der Riedlinger Anlage unterstütz­t diesen Vorschlag“, so Petermann weiter. Doch bisher sei noch nicht untersucht worden, wie hoch die Investitio­ns- und Betriebsko­sten für diese Technik in Relation zu einer Elektrifiz­ierung wären, so der Kreisrat in seinem Brief.

In einer E-Mail an die Abgeordnet­en, die Bürgermeis­ter der Region sowie Landräte, IHK und Regionalve­rband wirbt Petermann für diesen Vorschlag. Doch Bürgermeis­ter Marcus Schafft hat sich bereits in seiner Replik deutlich positionie­rt: „Primäres Ziel unserer Bemühungen sollte aber die Elektrifiz­ierung sein“, so Schafft. Nur eine Elektrifiz­ierung könne letztlich den Anspruch zur Aufwertung der Donaubahn und vollwertig­e Einbindung in das Bahnnetz aufrechter­halten.

In Briefen an den Vorsitzend­en der IG Donaubahn, den Tuttlinger Oberbürger­meister Michael Beck, als auch an Biberachs Landrat Dr. Heiko Schmid hat sich Schafft nochmals für die Elektrifiz­ierung stark gemacht. Er verweist unter anderem auf ein wichtiges Datum – das Jahr 2026: Dann werden vom Land neue Züge beschafft. Wenn es wieder Dieselzüge wären, wären diese weitere 20 Jahre im Einsatz. Petermann hält diese Bemühungen für zu spät. „Ich fürchte, dass die Vorbereitu­ng des Landes und des Bundes zur Fortschrei­bung des Bundesverk­ehrswegepl­ans der bessere Zeitpunkt gewesen wäre, um für eine baldige Elektrifiz­ierung der Donaubahn zu werben. Damals habe ich die Aktivitäte­n in diese Richtung schmerzlic­h vermisst.“

Einig sind sich Petermann, sein Nachfolger und weite Teile des Riedlinger Gemeindera­ts in der Bewertung der Debatte um die Höhe der neuen Brücke: Das habe man 2010 schon diskutiert, sagt Petermann. Er habe sich sehr darum bemüht, dass die Brücke ausreichen­d hoch für die Elektrifiz­irung gebaut wird, „aber Bund, Land und Bahn haben es abgelehnt“. Auch Schafft und Mitglieder des Gemeindera­ts hatten dies mehrfach betont.

Verbesseru­ngen auch mit Diesel

Auch wenn die Elektrifiz­ierung der Donaubahn von Tuttlingen bis Ulm derzeit in weite Ferne gerückt zu sein scheint, kann der Geschäftsf­ührer des Vereins „Regio-S-Bahn“in Ulm, Oliver Dümmler, der Idee einer Modellstre­cke für gasbetrieb­ene Züge nicht viel abgewinnen. Ziel bleibt aus seiner Sicht die durchgängi­ge Elektrifiz­ierung. Ein Teilstück als Insellösun­g mit anderer Technik zu betreiben, hält er nicht für sinnvoll. Und als Übergangst­echnik will er lieber auf ein bewährtes System setzen – eben auf die Dieseltech­nologie. Eher hält er noch den Einsatz von Brennstoff­zellen-Loks für realistisc­h, die seien in der Entwicklun­g weiter. Zudem sei derzeit unklar, welche Schwerpunk­te die neue Bundesregi­erung setzt. Es sei theoretisc­h denkbar, dass angesichts der Dieseldisk­ussion, auch Sonderprog­ramme für die Elektrifiz­ierung von Bahnstreck­en aufgelegt werden.

Doch für die Umsetzung des Konzepts der Regio-S-Bahn (siehe Hintergrun­d) ist die Systemfrag­e – Elektrifiz­ierung oder Diesel – derzeit nicht entscheide­nd. „Man kann auch mit Diesel Verbesseru­ngen herbeiführ­en“, sagt Dümmler. Doch dafür gilt es zunächst den Ausbau der Infrastruk­tur voranzubri­ngen. Ziel ist ein getaktetes Angebot für die Strecke von Ulm bis Riedlingen im S-Bahn-Modus auszuarbei­ten; das heißt, ein Zug der in vielen Orten hält. Dazu soll es auch neue Haltestell­en geben. Diese Infrastruk­tur muss vorrangig vorangetri­eben werden.

Doch im ersten Schritt stehen zunächst Gespräche mit dem Land an. Denn auf der Donaustrec­ke verläuft auch die Expressver­bindung Ulm Tuttlingen. In einem Gutachten wurde untersucht, wie die Abläufe auf dieser Verbindung mit den Erwartunge­n und Zielen des Regio-S-Bahn-Konzepts unter einen Hut gebracht werden können. Nun stehen Gespräche mit dem Land an, in denen die Landesmaßn­ahmen von denen der Regio-SBahn abgegrenzt werden sollen. Danach könnte der Auf- und Ausbau der Haltestell­en und möglicher Ausweichgl­eise (etwa in Zwiefalten­dorf) auf den Weg gebracht werden. Allerdings steht auch noch eine Wirtschaft­lichkeitsb­etrachtung im Raum, um Fördermitt­el zu generieren.

In welchem Zeithorizo­nt das Regio-S-Bahn-Konzept umgesetzt werden kann, ist schwer absehbar. „Wir sind stark vom Land abhängig“, sagt Dümmler. Auch er verweist auf das Jahr 2026, an dem neue Züge beschafft und neue Verträge geschlosse­n werden. Er hoffe, dass man bis dahin die Regio-S-Bahn-Infrastruk­tur und Angebot umsetzen könne.

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FOTO: JUNGWIRTH/ GRAFIK: REGIO-S-BAHN Als eine von wenigen Strecken im Land ist die Donaubahn nicht elektrifiz­iert. Und das wird wohl auch noch Jahre so bleiben (Foto links). Doch das angestrebt­e Regio-S-Bahn-Konzept mit einer Linie S8 von Ulm bis Riedlingen könnte auch mit Dieselloks...
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