Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Blaubeurer Kloster in 1000-facher Auflage
Modellbaufirma Faller aus dem Schwarzwald bringt Modell des Klosters heraus
BLAUBEUREN - Blaubeurens Altstadt ist ein wahres Idyll, was auch an den Gassen und historischen Gebäuden liegt. Dazu zählt zweifelsohne das Kloster, das um 1085 von Benediktinermönchen unweit des Blautopfs gegründet wurde. Dieses historische Kleinod kann nun jeder Interessierte mit nach Hause nehmen: Die Modellbauer der Gebrüder Faller GmbH aus dem Schwarzwald bringen das Kloster als einen Bausatz heraus.
„Wir haben erfreut wahrgenommen, dass es ein Modell des Klosters geben soll“, teilt Henning Pleitner mit, Ephorus (Leiter) des Evangelischen Seminars, in dessen Besitz sich das Blaubeurer Kloster befindet. Auf den Bildern sehe das Modell erstaunlich naturgetreu aus; „das hat mich sehr gefreut“. Es habe sich zudem gezeigt, dass das Modell auch in seinem Herstellungsprozess den Baumaßnahmen des Klosters angenähert wurde. Die Verantwortlichen des Seminars hätten sich schon Ende Juni ein Modell gesichert, das im November ausgeliefert werden soll. Das passt, weil die Umbau- und Restaurierungsarbeiten am Kloster nun nach etwa elf Jahren abgeschlossen werden können. „Jetzt endlich wird das letzte Gerüst am Turm abgebaut und die Baumaßnahme beendet.“
Neue Kloster-Serie bei Faller
Loslegen können begeisterte Miniatur-Bauherren Ende November, wenn das aus etwa 1300 Teilen bestehende Modell in den Handel kommt. Bis der auf 1000 Stück limitierte Bausatz erhältlich sein wird, war es aber ein langer Weg. Dieser begann beim 70-jährigen Bestehen der Gebrüder Faller GmbH, das im vergangenen Jahr mit einem Jubiläumsmodell gefeiert worden war: einem Bausatz des Klosters Bebenhausen bei Tübingen (Maßstab 1:87) in limitierter Auflage von 1999 Stück. Dies war mit mehr als 1400 Einzelteilen der größte Bausatz des Familienbetriebs aus Gütenbach. „Das Modell fand bei unserer Kundschaft sehr großen Anklang“, berichtet Manfred Danner von der Entwicklungsabteilung des Unternehmens. Dies sei Anlass gewesen, in diesem Jahr auch für die Spur N (Maßstab 1:160) das Thema „Kloster“aufzugreifen.
Um einen komplett neuen Bausatz zu entwickeln und produzieren, können schon mal Kosten von einer viertel Million Euro entstehen. Deshalb achten die Entwickler bei der Gebrüder Faller GmbH darauf, dass sie möglichst vorhandene Teile verwenden können. Sonst würden die Kosten weiter steigen. Vor diesem Hintergrund fiel der Blick der Entwickler auf das Kloster in Blaubeuren: „Dabei konnten wir auf Teile eines vorhandenen Kirchenbausatzes zurückgreifen, wobei der Kirchturm völlig neu konstruiert wurde“, erklärt Manfred Danner.
Verkürzte Mauern und Muster
Das Wiederverwenden von Teilen sei auch ein Grund, warum das Modell nur eine Anlehnung an das Original ist. Bei den Faller-Bausätzen handelt es sich zudem nicht um völlig maßstabsgetreue Architekturmodelle. Denn es sei „oft erforderlich, Gebäude so zu verkürzen, dass sie auch noch Platz auf einer durchschnittlichen Modellbahnanlage finden können“, erklärt Manfred Danner. „Wir achten allerdings darauf, dass das optische Gesamtbild trotzdem stimmig ist und die Modelle einen Wiedererkennungswert haben.“Deshalb hatte es den Entwicklern ausgereicht, einen historischen Grundriss des Klosters und zahlreiche Fotos des Originals zu sichten.
Anhand der verkleinerten Maße werde dann geschaut, wo sinnvoll Mauern oder Wände gekürzt werden können. Ein erstes, grobes Größenmodell entsteht aus Hartschaumplatten. Wenn die Größe endgültig feststeht, erstellt die Faller-Musterwerkstatt ein Handmuster, das zur Vorstellung des Bausatzes auf Messen oder in Prospekten verwendet wird. Neben der erforderlichen Handarbeit bei der Mustererstellung stehen dabei auch CNC-gesteuerte Fräsmaschinen und hochauflösende 3-DDrucker zur Verfügung. Bis das Muster fertig ist, können einige Wochen vergehen.
Für die Serienfertigung müssen zunächst sämtliche Einzelteile am Computer konstruiert werden. Anhand der Daten erstellt der Werkzeugbauer die erforderlichen Spritzgießwerkzeuge. Diese werden überwiegend in Aluminium gefertigt. „Derzeit wird noch an restlichen Werkzeugen für das Klostermodell gearbeitet“, berichtet Manfred Danner. Danach werden die Werkzeuge in der Spritzerei in Polystyrol gespritzt. Dabei wird eingefärbtes Kunststoffgranulat auf über 200 Grad Celsius erhitzt und mit mehreren Hundert Bar Druck in die Formen gespritzt. Nachdem die Kunststoffteile fertig sind, werden noch Details wie die Sonnenuhr digital aufgedruckt. Ein Bemalen des Bausatzes durch den Kunden ist also nicht erforderlich.
Die Firma Gebrüder Faller GmbH gibt es seit über 70 Jahren. Sie ist Marktführer im Bereich Modellbahnzubehör. Am Firmensitz in Gütenbach im Schwarzwald-BaarKreis sind rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Der Bausatz des Blaubeurer Klosters kostet 199,99 Euro (UVP).