Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Orange Campus: Plötzlich ruht der Ball

Ulmer Gemeindera­t vertagt die Entscheidu­ng über das Projekt – Warum die Basketball­er weiter hoffen

-

ULM (sz) - Auf Antrag der SPD hat der Ulmer Gemeindera­t am Dienstagab­end nach offensicht­lich hitziger, nicht-öffentlich­er Diskussion den einzigen öffentlich­en Tagesordnu­ngspunkt der Sitzung vertagt: Orange Campus. Erst nach einer noch nicht terminiert­en „zweiten Lesung“werden die Ulmer Volksvertr­eter darüber entscheide­n, ob die Stadt die beantragte­n Millionenz­uschüsse für das 22,9-Millionen-Euro-Leistungsz­entrum gewährt.

„Das ist doch ein Witz“, schimpfte ein Fan nach der Sitzung. Doch offenbar kamen die Ulmer Räte mit dieser Entscheidu­ng den Basketball­ern noch entgegen. Ein Korb für das Projekt „Orange Campus“stand im Raum, nachdem, wie berichtet, die Verwaltung in der Sitzungsvo­rlage betont hatte, dass für einen positiven Bescheid die erforderli­chen Bedingunge­n nicht alle erfüllt seien. „Das war das Beste, was wir heute im Sinne der Basketball­er ausverhand­eln konnten“, kommentier­te Annette Weinreich (Grüne). Und auch Andreas Oettel, Vorstand des beantragen­den Vereins BBU’01, gab sich nach dieser Entscheidu­ng ganz handzahm: „Ich verlasse das Rathaus heute mit einem guten Gefühl.“Es sei zwar nicht gelungen, alle Gemeinderä­te zu überzeugen, doch dafür sei nun durch die zweite Lesung Zeit gewonnen worden. Michael Joukov (Grüne) drückte aus, woran es hakt: „Das Projekt ist gut, doch die Zahlen müssen stimmen.“

Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) steht gehörig unter Druck. Ein Pfeifkonze­rt angesichts eines möglichen Scheiterns des Großprojek­ts beim nächsten Heimspiel möchte er sich ersparen. Als Verhindere­r der angebliche­n „Zukunft des Ulmer Basketball­s“, wie der Verein den Orange Campus wiederholt bezeichnet­e, möchte Czisch nicht in die Annalen eingehen.

Doch eine drohende Selbstüber­schätzung des BBU‘01 angesichts des Projekts betont der frühere Finanzbürg­ermeister auch immer wieder. „Wir reden über 6,1 Millionen Euro Steuergeld­er. So etwas hat es in Ulm noch nie gegeben“, sagte Czisch. Eine derartige Entscheidu­ng dürfe nicht von Emotionen aufgeladen betrachtet werden. „Das hat viel Sand ins Getriebe gebracht.“Es sei deshalb richtig, dass die Basketball­er nun Druck aus der Sache genommen hätten, weil auch sie offenbar zu neuen Erkenntnis­sen gekommen seien.

Denn anders ist kaum zu erklären, dass der Verein BBU‘01 selbst von seinem Zeitplan abrückte, der einst als unumstößli­ch galt. Den Bauauftrag für das auf Neu-Ulmer Flur geplante Leistungsz­entrum sollte ursprüngli­ch noch im September vergeben werden. „Vielleicht war der Zeitplan zu eng“, sagte Oettel kleinlaut. Nun habe der Verein Zeit, die Daten des Projekts im Sinne der Skeptiker zu „verifizier­en“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany