Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Rockabilly bis zum Bockspringen
Turbulente Show von Boppin’B in Wimsen
WIMSEN - Die Show war noch keine drei Minuten alt, da sprang Golo Sturm schon quer über die Bühne und Didi Beck zupfte auf seinem Bass stehend in Schieflage. Dazu forderte Thomas Weiser das Publikum auf, statt Sitzboogie zu üben, das Tanzbein vor der Bühne zu schwingen. Bei dem Tempo, das die fünf Aschaffenburger vorlegten, rockten dann etliche Gäste auch im Eingangsbereich. Zwischen den Songs gab es kaum eine Verschnaufpause und fast keine Zeit, Beifall zu geben. Der war dann aber lautstark und voller Begeisterung.
Beim Aufbau der Anlage stellte die Band fest, dass ihr Basser nicht der einzige Didi in der Mühle ist und Hausherr Schrade auch schon mal mit „Jagger von der Alb“tituliert wird. Rock ab den 1950er-Jahren haben Boppin’B sich auf die Fahne geschrieben und dieses Genre ziehen sie perfekt durch. Ob Weiser an seiner relativ kleinen Schießbude den Beat vorgab oder Sturm seine Gitarre zupfte, da schwang der Sound von Little Richard bis Bill Haley. Die Songs wie 14 Days, Mercury, Get a Drink oder Just Rockin’ and Rollin’ gingen ab wie Raketen und die Musiker rockten, dass es eine Freude war.
Musik in allen Lagen
Wer Didi Beck nicht gesehen hatte, glaubt nicht, in welchen Lagen und Stellungen man Kontrabass spielen kann. Selbst gebückt auf dem Bass sitzend – dabei stand ihm der Gitarrist Golo auf dem Buckel – zupfte er breit grinsend die Saiten. Von dieser turbulenten Bühnendarbietung mitgerissen, tanzte das Publikum ausgelassen mit. Ein Tanzpaar fügte in seine Schritt- und Figurenfolgen sogar mehrere Bocksprünge ein.
In der Akrobatik etwas weniger spektakulär, dafür im Saxofonspiel genial virtuos, zeigte Frank Seefeld im Background und vor allem beim Solo seine Extraklasse. Besonders sein groovendes Bariton war eine Klangwucht. Sänger Sebastian Bogensperger hatte neben seinem exzellenten erdigen Gesang noch Zeit, mit dem kleinen Hosentaschenkamm Bart- und Brusthaare zu kämmen und mit den Tänzerinnen am Bühnenrand zu flirten.
So spielten und rockten die fünf ’Bs mehr als zwei Stunden mit Vollgas und übermütigem Spaß am Musikmachen. Sie entführten das Publikum in die gute alte Zeit des schwungvollen Rockabilly. Dabei waren die gespielten Titel größtenteils aus der eigenen Feder oder eher unbekannte Songs der RockHeroen. Es kommt eben auch drauf an, wie Musik gemacht wird. In diesem Punkt sind Boppin’B auf allen Positionen Top und das Zusammenspiel ist einfach perfekt. Das ist wie eine gute Ehe nach der Perlenhochzeit.
Obwohl die Gruppe am Nachmittag in Rottweil bei der Turmfeier einen Gig hatte, gab es noch eine fast halbe Stunde Zugabe. Mit dem gleichen Schwung, Humor, diesem bemerkenswerten musikalischen Können und ohne einen Hauch von Müdigkeit. Einfach Rockabilly.