Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rockabilly bis zum Bockspring­en

Turbulente Show von Boppin’B in Wimsen

- Von Anton Munding

WIMSEN - Die Show war noch keine drei Minuten alt, da sprang Golo Sturm schon quer über die Bühne und Didi Beck zupfte auf seinem Bass stehend in Schieflage. Dazu forderte Thomas Weiser das Publikum auf, statt Sitzboogie zu üben, das Tanzbein vor der Bühne zu schwingen. Bei dem Tempo, das die fünf Aschaffenb­urger vorlegten, rockten dann etliche Gäste auch im Eingangsbe­reich. Zwischen den Songs gab es kaum eine Verschnauf­pause und fast keine Zeit, Beifall zu geben. Der war dann aber lautstark und voller Begeisteru­ng.

Beim Aufbau der Anlage stellte die Band fest, dass ihr Basser nicht der einzige Didi in der Mühle ist und Hausherr Schrade auch schon mal mit „Jagger von der Alb“tituliert wird. Rock ab den 1950er-Jahren haben Boppin’B sich auf die Fahne geschriebe­n und dieses Genre ziehen sie perfekt durch. Ob Weiser an seiner relativ kleinen Schießbude den Beat vorgab oder Sturm seine Gitarre zupfte, da schwang der Sound von Little Richard bis Bill Haley. Die Songs wie 14 Days, Mercury, Get a Drink oder Just Rockin’ and Rollin’ gingen ab wie Raketen und die Musiker rockten, dass es eine Freude war.

Musik in allen Lagen

Wer Didi Beck nicht gesehen hatte, glaubt nicht, in welchen Lagen und Stellungen man Kontrabass spielen kann. Selbst gebückt auf dem Bass sitzend – dabei stand ihm der Gitarrist Golo auf dem Buckel – zupfte er breit grinsend die Saiten. Von dieser turbulente­n Bühnendarb­ietung mitgerisse­n, tanzte das Publikum ausgelasse­n mit. Ein Tanzpaar fügte in seine Schritt- und Figurenfol­gen sogar mehrere Bocksprüng­e ein.

In der Akrobatik etwas weniger spektakulä­r, dafür im Saxofonspi­el genial virtuos, zeigte Frank Seefeld im Background und vor allem beim Solo seine Extraklass­e. Besonders sein groovendes Bariton war eine Klangwucht. Sänger Sebastian Bogensperg­er hatte neben seinem exzellente­n erdigen Gesang noch Zeit, mit dem kleinen Hosentasch­enkamm Bart- und Brusthaare zu kämmen und mit den Tänzerinne­n am Bühnenrand zu flirten.

So spielten und rockten die fünf ’Bs mehr als zwei Stunden mit Vollgas und übermütige­m Spaß am Musikmache­n. Sie entführten das Publikum in die gute alte Zeit des schwungvol­len Rockabilly. Dabei waren die gespielten Titel größtentei­ls aus der eigenen Feder oder eher unbekannte Songs der RockHeroen. Es kommt eben auch drauf an, wie Musik gemacht wird. In diesem Punkt sind Boppin’B auf allen Positionen Top und das Zusammensp­iel ist einfach perfekt. Das ist wie eine gute Ehe nach der Perlenhoch­zeit.

Obwohl die Gruppe am Nachmittag in Rottweil bei der Turmfeier einen Gig hatte, gab es noch eine fast halbe Stunde Zugabe. Mit dem gleichen Schwung, Humor, diesem bemerkensw­erten musikalisc­hen Können und ohne einen Hauch von Müdigkeit. Einfach Rockabilly.

 ?? FOTO: ANTON MUNDING ?? Die Ruhe vor dem Sturm – Boppin’B in der kurzen Aufwärmpha­se (von rechts): Thomas Weiser (Schlagzeug), Golo Sturm (Gitarre), Sänger Sebastian Bogensperg­er, mit dem Tenor-Saxofon Frank Seefeldt und der Mann mit dem Kontrabass ist Didi Beck.
FOTO: ANTON MUNDING Die Ruhe vor dem Sturm – Boppin’B in der kurzen Aufwärmpha­se (von rechts): Thomas Weiser (Schlagzeug), Golo Sturm (Gitarre), Sänger Sebastian Bogensperg­er, mit dem Tenor-Saxofon Frank Seefeldt und der Mann mit dem Kontrabass ist Didi Beck.

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