Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Protokoll eines Staatsvers­agens

- Von Andreas Herholz

Es ist die Dokumentat­ion eines nicht für möglich gehaltenen Staatsvers­agens. Der Abschlussb­ericht des Sonderermi­ttlers im Fall Anis Amri fällt ein vernichten­des Urteil. Was bisher nur ein Verdacht war, ist nun offenkundi­g und belegt. Der Terroransc­hlag auf den Berliner Weihnachts­markt, der Deutschlan­d vor zehn Monaten tief erschütter­t hat, hätte verhindert werden können. Haarsträub­ende Versäumnis­se der Sicherheit­sbehörden führten dazu, dass der Attentäter nicht hinter Gitter gelandet war.

Nicht genug, dass Fehler gemacht worden waren, sie sollten auch noch vertuscht werden. Der den Ermittlern hinreichen­d bekannte Gefährder Nummer eins in Berlin wurde nur während der normalen Dienstzeit­en observiert, weder nachts noch an Sonn- und Feiertagen beobachtet. Es klingt wie Satire.

Nicht nur in Berlin, auch in Nordrhein-Westfalen und BadenWürtt­emberg müssen sich Ermittler den Vorwurf des Versagens gefallen lassen. Wo solche Fehler begangen werden, helfen auch schärfere Anti-Terror-Gesetze nicht. Die Aufarbeitu­ng darf jetzt nicht beendet werden. Es müssen umfassende Konsequenz­en bei Polizei und Staatsanwa­ltschaft gezogen werden, schließlic­h sind die Zahlen der islamistis­chen Gefährder weiterhin hoch.

politik@schwaebisc­he.de

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