Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ermittler schließen Raserei als Ursache aus
Der tödliche Unfall auf dem Edeka-Parkplatz wirft viele Fragen auf
SIGMARINGEN - Eine Woche nach dem tödlichen Unfall auf dem EdekaParkplatz am Schönenberg in Sigmaringen gehen die Ermittler von einer „Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände“aus. Dass der Fahrer des Audi auf dem Parkplatz unangemessen schnell unterwegs gewesen sei, dafür gebe es keine Anwaltspunkte, sagte Staatsanwalt Markus Engel auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Wie berichtet, war eine 26jährige Frau aus Bingen am vergangenen Mittwoch von einem Audi überfahren worden. Die Frau erlag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.
Mehr als 20 Kerzen stehen an der Stelle, wo die Frau verunglückte. Bekannte und Angehörige legen Blumen und Andenken nieder. Auf einer Figur steht: „Wir vermissen Dich.“In einem Windlicht brennt eine Kerze, an dem Glas ist ein Foto des Unfallopfers befestigt. Immer wieder bleiben Passanten an der Unfallstelle stehen. Die Menschen sind fassungslos: „Stell dir vor, du gehst zum Einkaufen und kommst nicht mehr heim“, sagt eine Passantin, die nicht verstehen kann, wie es zu dem Unfall kommen konnte.
Viele Menschen in Sigmaringen fragen sich das, doch eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es bislang nicht. Klar ist, dass der 22-jährige Fahrer weder Alkohol getrunken noch Drogen genommen hatte, sagt Polizeisprecher Thomas Straub. Der Mann parkte rückwärts aus und fuhr vorwärts in Richtung Parkplatz-Ausfahrt, als es in einer Kurve zu dem folgenschweren Zusammenstoß kam. Da sich der 22-Jährige allein im Auto befand und er gegenüber den Ermittlungsbehörden bislang die Aussage verweigert, erwartet die Polizei von einem Sachverständigen weitere Erkenntnisse.
Eine erste Rückmeldung des Gutachters ergab, dass der Audi auf dem Parkplatz mit „relativ geringer Geschwindigkeit“fuhr, sagt Staatsanwalt Markus Engel. Er geht von 15 bis 20 Stundenkilometern aus. „Für eine unangemessene Geschwindigkeit gibt es keine Anhaltspunkte.“
Laut Staatsanwalt muss rund um den Augenblick des Zusammenstoßes irgendetwas passiert sein, „das die Aufmerksamkeit des Fahrers trübte“. Was, das kann die Staatsanwaltschaft momentan nicht sagen. Die Frau, die sich vom Parkplatz auf dem Weg in den Markt befand, wurde von dem Audi derart heftig und unglücklich erfasst, dass sie unter dem Auto eingeklemmt wurde. Ersthelfer nahmen zur Befreiung Wagenheber zur Hilfe, bevor die Feuerwehr die Bergung fortführte.
Bernd Sigmund, der Inhaber des Edeka-Markts, drückt den Angehörigen der Verstorbenen sein Mitgefühl aus. „Alle Edeka-Mitarbeiter sind geschockt, uns beschäftigt das sehr.“Sigmund hat erst am Dienstag wieder mit dem zuständigen Mitarbeiter der Polizei telefoniert. „Eines kann ich sagen: Die arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung.“
Der Geschäftsmann warnt jedoch alle vor einer Vorverurteilung, die im Internet oder in Gesprächen auf den Audifahrer einhacken: „Das finde ich unmöglich“, sagt er.