Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

De Maizière denkt an muslimisch­e Feiertage

Vorschlag des Bundesinne­nministers im niedersäch­sischen Wahlkampf löst Kritik aus

- Von Andreas Herholz und unseren Agenturen

HANNOVER - Ein Vorstoß von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU), der auf einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Wolfenbütt­el die Einführung muslimisch­er Feiertage ins Gespräch gebracht hat, ist in seiner Partei auf breite Ablehnung gestoßen. Bernd Althusmann, Landeschef der Niedersach­sen-CDU und Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl am Sonntag, berief sich auf „eine lange Tradition“von christlich­en Feiertagen in Deutschlan­d. Für eine Änderung sehe er keinen Bedarf. De Maizière hatte in seiner Rede gesagt: „Ich bin bereit, darüber zu reden, ob wir auch mal einen muslimisch­en Feiertag einführen.“

Ablehnung für de Maizières Idee kam nicht nur von Wahlkämpfe­r Althusmann. „Wir haben eine christlich-jüdische religiöse Prägung, keine islamische“, sagte CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach zur „Schwäbisch­en Zeitung“. „Ich würde etwas anderes thematisie­ren: Wann haben endlich Christen in allen islamische­n Ländern die gleiche Religionsf­reiheit wie die Muslime bei uns?“, sagte er. In Deutschlan­d könne wirklich jeder nach seiner Fasson selig werden. „Das gilt auch für das Feiern religiöser Feste.“Ob der Staat zukünftig auch nichtchris­tliche Feiertage unter den Schutz einer gesetzlich­en Regelung stellen solle, sei eine andere Frage. „Dafür sehe ich keinen wirklich überzeugen­den Grund“, sagte Bosbach am Freitag.

BERLIN - Muslimisch­e Feiertage in Deutschlan­d – für Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) wäre dies durchaus vorstellba­r. Die Kritik lässt nicht lange auf sich warten.

„Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimisch­en Feiertag nachdenken?“, fragte de Maizière bei einem Wahlkampfa­uftritt im niedersäch­sischen Wolfenbütt­el. Er sei bereit, über die Einführung in bestimmten Regionen Deutschlan­ds zu reden. Allerheili­gen sei auch nur dort Feiertag, wo es mehrheitli­ch Katholiken gebe.

Parteifreu­nde reagieren entsetzt – vor allem bei der niedersäch­sischen CDU. Ein „Vorstoß zur Unzeit“sei das in der heißen Phase des Wahlkampfe­s, hieß es. „Feiertage haben in Deutschlan­d eine lange Tradition; für eine Änderung dieser gewachsene­n Strukturen sehe ich keinen Bedarf“, kritisiert­e CDU-Spitzenkan­didat Bernd Althusmann. Diskussion­en über religiöse Feiertage seien für den Wahlkampf ungeeignet. Nicht nur in der CDU in Hannover, auch in der Unionsführ­ung in Berlin sieht man in dem Vorschlag des CDU-Innenminis­ters ein unglücklic­hes Störmanöve­r, fürchtet, dass die Diskussion darüber vor allem der AfD nutzen könnte. „Die Unterwerfu­ng schreitet voran“, twitterte bereits die frühere CDU-Bundestags­abgeordnet­e und heutige AfD-Unterstütz­erin Erika Steinbach.

Dagegen kommt Beifall und Zustimmung vom Zentralrat der Muslime in Deutschlan­d. Die Einführung eines gesetzlich­en Feiertages könne integratio­nsfördernd wirken, erklärte Aiman Mazyek, der Vorsitzend­e des Zentralrat­es. Ein solcher Feiertag würde deutlich machen: „Muslime sind Teil der Gesellscha­ft und es gibt Verständni­s untereinan­der für ein gutes und friedliche­s Zusammenle­ben. Der Ramadan und das Opferfest bieten sich an“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Feiertagsr­egelungen sind Ländersach­e. Nur der Tag der Einheit, der 3. Oktober, ist eine Ausnahme. Er wurde vom Bund eingeführt.

Die CSU ist wenig erbaut über de Maizières Aussage. „Die Debatte führt in eine falsche Richtung. Feiertage stehen vor allem für die religiöse Prägung eines Landes und nicht für einzelne Bevölkerun­gsgruppen“, sagt CSU-Vizechef Manfred Weber. Deutschlan­d habe unbestritt­en eine christlich­e Prägung. „Die Integratio­n muslimisch­er Mitbürger wird nicht durch die Einführung von Feiertagen besser gelingen.“Wesentlich wichtiger seien etwa ein staatlich organisier­ter islamische­r Religionsu­nterricht in deutscher Sprache oder bessere gesellscha­ftliche Teilhabe.

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FOTO: DPA Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) hat sich bei der Niedersach­sen-CDU gerade wenig Freunde gemacht.

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