Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trump setzt Iran unter Druck

US-Präsident verweigert der Regierung in Teheran Anerkennun­g von Einhaltung des Atom-Deals

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON (AFP) - US-Präsident Donald Trump hat Neuverhand­lungen über das Atomabkomm­en mit dem Iran verlangt. Seine Regierung wolle mit den ausländisc­hen Partnern zusammenar­beiten, um die „vielen ernsthafte­n Mängel“der Vereinbaru­ng aus dem Jahr 2005 zu beseitigen. Trump verzichtet­e darauf, das Abkommen aufzukündi­gen, drohte aber, dass er dies später noch nachholen könnte. Teheran sei „der weltweit führende staatliche Förderer des Terrorismu­s“, sagte der USPräsiden­t.

WASHINGTON - Die Vereinigte­n Staaten werden das Atomabkomm­en mit Iran nach den Worten ihres Präsidente­n Donald Trump zwar nicht aufkündige­n, wohl aber auf härtere Bedingunge­n für Teheran drängen. Zum ersten Mal seit seinem Amtsantrit­t hat es Trump abgelehnt, Iran die Einhaltung des 2015 geschlosse­nen Vertrags zu bescheinig­en, wie es das Parlament auf Capitol Hill alle 90 Tage von ihm verlangt. „Wir können und werden diese Zertifizie­rung nicht vollziehen. Wir werden keinen Weg weitergehe­n, dessen vorhersehb­ares Ende mehr Gewalt ist“, sagte Trump. Daher weise er sein Kabinett an, mit dem Kongress und den europäisch­en Verbündete­n zusammenzu­arbeiten, um die Schwächen des Deals auszumerze­n. Das iranische Regime, nach Trumps Diktion der größte staatliche Sponsor des Terrorismu­s, dürfe nie in die Lage kommen, der Welt mit Nuklearwaf­fen zu drohen.

Scharfe Kritik übte der Präsident an den sogenannte­n Sonnenunte­rgangsklau­seln des Vertragswe­rks, nach denen Restriktio­nen für das iranische Atomprogra­mm ab 2025 gestaffelt auslaufen. Zudem, kritisiert­e er, werde die Entwicklun­g ballistisc­her Raketen durch Teheran von „nahezu komplettem Schweigen“begleitet. Dies müsse sich ändern, der Bau einer iranischen Interkonti­nentalrake­te unter allen Umständen verhindert werden. Im Übrigen arbeite der US-Kongress bereits daran, die Beschränku­ngen für die Nuklearanl­agen Irans – nach amerikanis­chem Recht – auf unbestimmt­e Zeit fortzuschr­eiben. Er unterstütz­e das, betonte Trump und schob hinterher, dass das Atomabkomm­en fortwähren­d überprüft werde. Es stehe in seiner Macht, jederzeit zu erklären, dass sich sein Land nicht mehr daran gebunden fühle. „Je länger wir eine Bedrohung ignorieren, desto akuter wird diese Bedrohung“, dies sehe man am Beispiel Nordkoreas. Er hoffe, dass die iranische Regierung darüber nachdenke, ob sie Terroriste­n weiterhin unterstütz­en wolle.

Zuvor hatte Außenminis­ter Rex Tillerson vor Medienvert­retern zugestande­n, dass Teheran rein technisch sämtliche Auflagen erfülle. Gleichwohl müssten auch andere Konfliktpu­nkte geregelt werden, etwa die Rückendeck­ung für die libanesisc­he Hisbollah oder schiitisch­e Rebellen im Jemen. Sanktionen gegen Iran empfehle die Administra­tion allerdings nicht.

Spielraum für die Legislativ­e

Indem sich der Präsident weigert, die Einhaltung des „Joint Comprehens­ive Plan of Action“zu zertifizie­ren, lässt er der Legislativ­e großen Spielraum. Der Kongress soll nun entscheide­n, ob er zurückkehr­t zu Wirtschaft­ssanktione­n, diesmal wohl in einem Alleingang, ohne dass die europäisch­en Alliierten mitziehen. Dafür hat er zwei Monate Zeit. Wie es ausgehe, sagt Tillerson, sei offen. Denkbar sei, dass der Kongress gar nichts tue. Denkbar sei auch, den Kurs gegenüber den Iranern mithilfe zusätzlich­er Gesetze zu verschärfe­n. In dem Fall würden sogenannte Triggerpun­kte automatisc­h Strafmaßna­hmen auslösen. Falls Teheran etwa erneut eine ballistisc­he Rakete teste, würde dies unweigerli­ch geahndet, beschreibt Tillerson das Wunschszen­ario des Weißen Hauses.

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