Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Immer für eine Überraschung gut
Niedersachsen gilt als „Swing State“– die Mehrheiten wechseln regelmäßig
BERLIN (sal) - In Berlin wird aus gleich zwei Parteizentralen am Sonntag besonders gespannt nach Hannover geschaut, aus dem Konrad-Adenauer-Haus und dem Willy-BrandtHaus. Beide Parteien, CDU und SPD, haben vor drei Wochen bei der Bundestagswahl mächtig Federn gelassen, beide hoffen jetzt auf etwas Rückenwind aus Niedersachsen.
Die Berliner Politprominenz mischte noch einmal kräftig im Wahlkampf mit. Angela Merkel und Martin Schulz, aber auch Noch-Außenminister und Ex-Ministerpräsident Sigmar Gabriel traten im Land auf. Gabriel wünscht sich von seiner Partei, dass sie wieder liberaler werde und verunsicherten Bürgern stärker zuhöre.
Bei der letzten Landtagswahl 2013 hatten die SPD 32,6 Prozent und die Grünen 13,7 Prozent geholt. Derzeit wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet, die SPD liegt in Umfragen bei 34,5 Prozent, die CDU bei 33 Prozent, die Grünen und die FDP bei jeweils neun Prozent, die AfD bei sieben und die Linke bei fünf Prozent.
Heimat vieler Bundespolitiker
Es bleibt also spannend, zumal Niedersachsen ein „Swing State“ist, wie es in Amerika heißt. Ein Schaukelland, in dem sich die Mehrheiten abwechseln. Viele Bundespolitiker starteten hier ihre Karriere, so auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die Tochter von Ernst Albrecht. Dieser regierte das Land 14 Jahre lang von 1976 bis 1990. Es war Gerhard Schröder, der die Nachfolge antrat und die SPD-Alleinregierung im Land schaffte, bevor er nach acht Jahren Ministerpräsidentschaft Bundeskanzler wurde. In Hannover folgten ihm Gerhard Glogowski und Sigmar Gabriel, bevor 2003 dann Christian Wulff (CDU) übernahm, der später Bundespräsident wurde. David McAllister (CDU/2010-2013) folgte Wulff im Ministerpräsidentenamt, bis Stephan Weil das Land für die SPD zurückeroberte.
Knapp 6,1 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, in Niedersachsen für fünf Jahre den neuen Landtag zu wählen.