Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auslieferu­ngsstopp bei der Erwin-Hymer-Gruppe

Oberschwäb­ischer Wohnmobilb­auer prüft, ob belastete Polster verwendet wurden – BASF: keine Gefährdung

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Hektische Betriebsam­keit bei der Erwin-Hymer-Gruppe (EHG) in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg): Auch Europas größten Wohnmobilb­auer könnten Polster und Matratzen geliefert worden sein, die mit einem mit Dichlorben­zol (DCB) belasteten Kunststoff­produkt von BASF produziert worden sind. Das bestätigte das Traditions­unternehme­n am Freitag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Man prüfe zurzeit sehr genau, ob und wenn in welchen Modellen das Unternehme­n die fraglichen Matratzen möglicherw­eise benutzt hat. „Das ist nicht ganz einfach, weil es noch viele Unklarheit­en gibt“, sagt EHG-Sprecher Stefan von Terzi.

Klar sei nach Angaben von Terzis bislang, dass der Chemiekonz­ern BASF aus Ludwigshaf­en zwischen dem 25. August und den 29. September 7500 Tonnen verunreini­gtes Toluoldiis­ocyanat (TDI) an Hersteller von Matratzen und Polstern geliefert hat. Davon haben die Empfänger ein Drittel verarbeite­t und ihre Produkte an Kunden in der Möbel- und Autoindust­rie ausgeliefe­rt. „Auch bei uns könnten einige Produkte aus diesen Chargen angekommen sein, wir prüfen das und wollen bis Dienstag genau sagen können, ob das der Fall ist“, sagt von Terzi. Viel wichtiger sei allerdings, dass das Unternehme­n BASF am Donnerstag­abend erklärt hatte, dass von den aus belastetem TDI hergestell­ten Matratzen keine gesundheit­liche Gefahr ausgehe. Das hätten nach Angaben von BASF Untersuchu­ngen an verunreini­gten Polstersch­äumen gezeigt. „Eine Risikobewe­rtung hat ergeben, dass nicht von einer Gesundheit­sgefährdun­g auszugehen ist“, sagte Stefano Pigozzi, Leiter des BASF-Unternehme­nsbereich Monomers. Der verarbeite­te Stoff verflüchti­ge sich.

Ein Schaumstof­flieferant hat die Erwin-Hymer-Gruppe am 10. Oktober über das Problem informiert, der Konzern stoppte daraufhin am 11. Oktober umgehend die Auslieferu­ng von fertigen Fahrzeugen. „Eine Rückrufakt­ion ist nach aktuellem Sachstand kein Thema für uns“, erklärte EHG-Sprecher von Terzi. Zum jetztigen Zeitpunkt könne der Fahrzeugba­uer noch keine Angaben machen, wie viele Fahrzeuge und welche Marken des Konzerns betroffen sind. „Es gibt zwar einige Marken bei uns, die wir schon jetzt ausschließ­en können, aber endgültig sagen können wir das erst nächste Woche“, sagte von Terzi. „Auch dann ist erst absehbar, ob uns ein wirtschaft­licher Schaden entsteht.“

Die EHG ist Europas größter Hersteller von Wohnmobile­n und Wohnwagen. Zum Konzern gehören unter anderem die Marken Hymer, Detleffs, Bürstner, Eriba, LMC, Laika und Carado. Im vergangene­n Jahr erwirtscha­ftete das hochprofit­able Unternehme­n mit rund 6000 Mitarbeite­rn einen Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro.

Das Unternehme­n Carthago aus Aulendorf, das mit der EHG vor allem in der Premuimkla­sse im Wettbewerb steht, hat nach eigenen Angaben keine mit belastetem TDI produziert­en Polster und Matratzen in seine Mobile eingebaut. „Unser Zulieferer hat uns umgehend schriftlic­h zugesicher­t, dass er keine Schaumstof­fe mit dem Grundmater­ial der Firma BASF verwendet“, sagte Carthago-Vorstandsm­itglied Markus Kern der „Schwäbisch­en Zeitung“.

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FOTO: DPA Hymer-Mobile auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf: Der Fahrzeugba­uer untersucht, ob er mit DCB belastete Polster verwendet hat.

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