Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Doppeltes Spiel

- Von Barbara Miller

Tatort: Der rote Schatten

(ARD, So. 20.15 Uhr): Ein Gudrun-Ensslin-Zitat im „Tatort“? Dominik Graf setzt viel voraus. Aber so kennt man diesen Regisseur. Seine Thriller spielen immer auf mehreren Ebenen. Diesmal werden die Stuttgarte­r Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) mit der Vergangenh­eit konfrontie­rt: Stichwort „Deutscher Herbst 1977“.

Durch einen seltsamen Unfall stoßen sie auf eine Frauenleic­he. Suizid steht im Obduktions­bericht. Doch irgendwas stimmt nicht. Die Kommissare beginnen mit Recherchen, die „von oben“nicht gern gesehen werden. Der Lebensgefä­hrte der Toten, gespielt von Hannes Jaenicke, kommt ins Visier. Dieser Wilhelm Jordan hat schon viele Verbrechen begangen, bestraft wurde er nie. Denn Jordan ist ein V-Mann des Geheimdien­stes – und das schon seit den 70er-Jahren. Gelegentli­ch schaut eine alte RAF-Komplizin bei ihm vorbei, schläft mit ihm und macht sich wieder aus dem Staub.

Graf treibt das doppelte Spiel visuell voran, montiert alte Originalau­fnahmen ein. Am Ende kann er es sich aber nicht verkneifen, den linken Lieblingsm­ythos aufzuwärme­n, wonach die Selbstmord­e von Baader, Ensslin und Raspe am 18. Oktober 1977 in ihren Stammheime­r Zellen vom Staat inszeniert waren.

Die ursprüngli­che Mordgeschi­chte hat man da längst aus den Augen verloren. Macht nichts.

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