Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Loben, üben, positiv verknüpfen

Wenn Hunde aufs Wort gehorchen sollen, hilft nur intensives Training

- Von David Schwarz

BERLIN (dpa) - Viele Hundebesit­zer kennen die Situation: Man ist mit dem Vierbeiner im Park unterwegs und ruft ihn zu sich. Aber das Tier ist abgelenkt und denkt gar nicht daran, zu Herrchen oder Frauchen zu rennen. Wie lässt sich das in den Griff bekommen?

„Das Herkommen ist im Zusammenle­ben sicherlich mit das wichtigste Verhalten, das ein Hund auf Signal können sollte“, sagt Ariane Ullrich vom Berufsverb­and der Hundeerzie­her und Verhaltens­berater. Ob das klappt, ist vor allem eine Frage der Übung. Das Tier darf möglichst selten die Erfahrung machen, dass es das Rufen ignorieren kann, rät Petra Führmann, die in Aschaffenb­urg eine Hundeschul­e leitet. Zu Beginn des Trainings sollten Halter ihren Hund zu sich locken und ihn immer belohnen, wenn er zu ihnen kommt. So lernen die Vierbeiner am besten und nachhaltig­sten. Loben sollte man das Tier schon, wenn es sich auf den Weg zu einem macht, sagt Führmann.

Die eigentlich­e Belohnung kann dann ein Spielzeug, besonderes Futter, Streicheln oder eine Spielauffo­rderung sein. Die Belohnung müsse aber auch richtig ausgewählt sein, sagt Ullrich. „Wenn der Hund nicht hungrig ist, ist das Futter keine Belohnung“, erklärt sie. Es hänge auch von den Vorlieben des Tieres ab, erläutert Hundeerzie­her René Groth von der Hundeschul­e Team in Ingersheim.

Wenn dieser Schritt geschafft ist, geht es darum, ein Signal festzulege­n, an dem der Vierbeiner erkennt, dass er nun schleunigs­t zum Herrchen kommen sollte. Dieses gibt man kurz bevor man die schon bekannte Lockbewegu­ng macht. „Das Signal kündigt dem Hund also an, dass jetzt etwas Tolles passiert, wenn er herkommt“, so Ullrich. Es müsse klar und eindeutig sein, rät Groth. Lob oder eine Belohnung sollten die Tiere immer bekommen, wenn sie auf Zuruf kommen.

Wichtig sind auch die Körperspra­che und die Stimmlage des Halters beim Rufen. „Hunde reagieren auf Nuancen in der Stimme und unsere Körperspra­che sehr stark“sagt Ullrich, die auch selbst eine Hundeschul­e betreibt. Ein häufiger Fehler ist es, sich frontal vor den Vierbeiner aufzustell­en und sich nach vorne zu beugen. Das Tier kann dies als abwehrend und bedrohlich empfinden. Besser sei es, sich seitlich wegzudrehe­n, etwas kleiner zu machen und so körperspra­chlich zum Folgen einzuladen, so Ullrich. Auch ein ärgerliche­r oder wütender Tonfall sei kontraprod­uktiv, erläutert René Groth.

Das bereits erlernte Verhalten muss in regelmäßig­en Abständen aufgefrisc­ht werden. Vor allen Dingen sollte das Kommen auf Zuruf auch gezielt in ablenkungs­reichen Situatione­n trainiert werden, rät Ullrich. Die wiederholt­en Übungen sind allein deshalb wichtig, weil die Möglichkei­ten von Herrchen und Frauchen begrenzt sind, wenn der Vierbeiner wirklich einmal nicht hört. Bestrafen sei in solchen Situatione­n nicht sinnvoll, da der Hund oft nicht verstehe, wofür er bestraft wird, sagt Groth. Außerdem könnte das Tier die Strafe mit dem Zurückkomm­en verknüpfen. Im Zweifelsfa­ll müsse man warten, bis der Hund nicht mehr abgelenkt ist oder ihn abholen.

Der Einsatz einer Schlepplei­ne, die in der Regel zwischen zehn und 15 Meter lang ist, kann Abhilfe schaffen. So wird verhindert, dass der Hund weiter wegläuft, sagt Groth. Man sollte ihn aber nur festhalten und auf keinen Fall ranziehen. Ansonsten lernt er, dass er nur angeleint hören muss, erklärt Ullrich. Der Halter

Hundeschul­e-Betreiberi­n Petra Führmann

kann sich auch umdrehen und mit der Schlepplei­ne in der Hand weitergehe­n. So kann der Vierbeiner animiert werden nachzukomm­en. Macht er sich auf den Weg, sollte man sich wieder umdrehen und ihn loben, empfiehlt Petra Führmann, die mehrere Bücher über Hundeerzie­hung mitverfass­t hat. Auch der Einsatz einer Hundepfeif­e kann hilfreich sein, da sie sich von anderen Geräuschen abhebt und über große Entfernung­en zu hören ist.

Hundebesit­zer, deren Tiere nicht auf Zurufe reagieren, sollten nicht verzagen. Die Experten sind sich einig, dass alle Hunderasse­n das Kommen auf Zuruf erlernen können. „Es gibt natürlich Rassen, die von vornherein mehr oder weniger kooperativ sind. Lernen können es aber alle“, beruhigt Petra Führmann. Das gilt auch für alte Hunde. Zwar kann einiges im hohen Alter etwas länger dauern, aber solange Geist und Körper noch gesund sind, steht dem Lernen nichts im Wege.

„Lernen können es alle.“

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FOTO: DPA Wer sich zum Hund bückt und sich somit etwas kleiner macht, hat größere Chancen, dass das Tier sofort herkommt.

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