Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Was ist PFC und warum wurde es eingesetzt?

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PFC ist eine Abkürzung für Perund Polyfluori­erte Chemikalie­n. Dabei handelt es sich um eine Stoffgrupp­e, die 800 bis 1000 verschiede­ne Chemikalie­n umfasst. Eigentlich sind es Kohlenwass­erstoffver­bindungen, doch bei ihnen wurde der Wasserstof­f durch Fluor ersetzt. Dadurch bekommen diese Stoffe bestimmte Eigenschaf­ten, wegen der sie vielfältig eingesetzt werden. In der Textilindu­strie sind sie zum Beispiel in Outdoor-Kleidung oder in Imprägnier­mitteln enthalten. Sie befinden sich aber auch in Verpackung­en, Baustoffen, Lacken und Farben sowie in Feuerlösch­schäumen. Sie sind sehr beständig. Das bedeutet, dass sie sich nur schwer abbauen, wenn sie erst einmal in die Umwelt gelangt sind. Auf der Internetse­ite des Umweltbund­esamts heißt es, PFC seien „mäßig toxisch“. Allerdings sind die Langzeitwi­rkungen noch nicht untersucht. „Im Körper reichern sie sich teilweise an“, sagt Bernhard Obert, Dezernent für Umwelt und Bauen am Landratsam­t Sigmaringe­n.

Weil PFC-haltige Löschschäu­me im Verdacht sind, krebserreg­end zu sein, wurde im Jahr 2006 ihre Herstellun­g verboten. Ihre Verwendung wurde allerdings erst im Jahr 2011 verboten. Der Großbrand im Shredderwe­rk Herberting­en fällt also genau in die Zeitspanne, in der das Risiko zwar schon bekannt, die Nutzung bestehende­r Bestände aber noch erlaubt war. „Der Einsatz des Löschschau­ms war zulässig“, sagt Bernhard Obert. Im Hinblick auf die Schadensla­ge sei er sogar notwendig gewesen: einerseits um die Betriebsan­lagen zu retten, anderersei­ts aber auch wegen der starken Rauchentwi­cklung. Die dichte und viele Meter hohe Rauchwolke war schon von Weitem zu sehen. „Damals hat man befürchtet, dass Rauch in Richtung Herberting­en zieht“, sagt Obert. „Dann hätte man die Wohngebiet­e wahrschein­lich evakuieren müssen.“Bevor der Löschschau­m eingesetzt wurde, habe die Feuerwehr versucht, den Brand mit Wasser zu löschen, doch das habe nicht funktionie­rt. Deshalb gehe er davon aus, dass die Feuerwehr die richtige Entscheidu­ng getroffen habe.

Der Brand des Shredderwe­rks im Jahr 2007 war der größte Brand in Baden-Württember­g in der Nachkriegs­zeit, doch dass sich das Feuer so entwickeln würde, war in den ersten Stunden noch nicht absehbar. Der zehn Meter hohe Schrottber­g im Shredderwe­rk – bestehend etwa aus Autowracks, Waschmasch­inen, Fahrrädern – brannte fünf Tage lang. Im Einsatz waren Feuerwehre­n aus dem ganzen Land, in Spitzenzei­ten waren bis zu 500 Einsatzkrä­fte mit der Brandbekäm­pfung beschäftig­t. Während des Einsatzes wurde der Löschschau­m knapp, Nachschub wurde sogar aus der Schweiz besorgt. Wegen der enormen Rauchwolke wurde das Industrieg­ebiet Obere Bergen evakuiert, außerdem wurden die Anwohner aufgeforde­rt, Fenster und Türen zu schließen. Die Feuerwehr konnte ihr Ziel erreichen, die Betriebsan­lagen und die Arbeitsplä­tze des Shredderwe­rks zu erhalten. Brandursac­he waren Abfälle aus einem Eisenbahnw­aggon, die sich selbst entzündete­n. Die Kosten für den Feuerwehre­insatz übernahm größtentei­ls die Versicheru­ng des Shredderwe­rks. (bbb)

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