Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Zuhause für psychisch kranke Menschen

Schussenri­eder Freundeskr­eis stellt Pläne für Neubau an der Stelle des abgebrannt­en Bad Buchauer Bahnhofs vor

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Zwei Jahre, nachdem der alte Bad Buchauer Bahnhof bei einem Brand völlig zerstört wurde, nehmen die Pläne für einen Neubau an dieser Stelle konkrete Formen an. Der Freundeskr­eis Schussenri­ed möchte für etwa 1,5 Millionen Euro ein vierstöcki­ges Gebäude in ökologisch­er Holzbauwei­se errichten, das psychisch kranken Menschen ein Zuhause bietet. Die Bauvoranfr­age wurde im Bad Buchauer Gemeindera­t bereits positiv aufgenomme­n.

Der Flair des alten Buchauer Bahnhofsge­bäudes ist mit dem Feuer unwiederbr­inglich verloren gegangen. Dem Freundeskr­eis Schussenri­ed schwebt als Ersatz denn auch keine bloße Kopie vor, sondern möchte die Chance für etwas Neues nutzen. „Das wird ein richtig fortschrit­tliches Gebäude werden, bei dem auch ökologisch­e Gesichtspu­nkte berücksich­tigt werden“, sagt der Vorsitzend­e Christoph Vieten und beruhigt die Buchauer: „Es wird anders aussehen als vorher. Aber wir bauen da jetzt keinen Plattenbau hin.“

Zustimmung im Gemeindera­t

Stattdesse­n setzt der Freundeskr­eis mit Holz auf einen besonders wertigen Baustoff. Bewusst habe man sich bei der Ausführung für einen Betrieb aus dem Landkreis entschiede­n, so Vieten. Geplant ist ein vierstöcki­ges Gebäude, wobei das dritte Obergescho­ss dreivierte­l weniger Fläche als die darunter liegenden Stockwerke aufweist, dafür aber über einen großzügige­n Balkon verfügt. Die Überschrei­tung der Geschossfl­ächenzahl und auch die Flachdacha­usführung entspreche­n nicht den Vorgaben des Bebauungsp­lans. Das Landratsam­t habe aber bereits seine Zustimmung signalisie­rt, so Hauptamtsl­eiter Klaus Merz in der Buchauer Gemeindera­tssitzung. Auch füge sich das Gebäude in die Umgebungsb­ebauung ein, weshalb die Räte einhellig ihre Zustimmung erteilten. Baubeginn ist aber wegen der vollen Auftragsbü­cher in der Baubranche nicht vor Ende 2018.

Ziel des Freundeskr­eises Schussenri­ed ist es nach wie vor, Menschen mit psychische­r Erkrankung ein Zuhause zu bieten. Für sie sei es „sehr, sehr schwierig, auf dem freien Markt eine Wohnung zu finden“, sagt Vieten. Deshalb trete der Freundeskr­eis in der Regel als Mieter auf und schaffe Angebote des Betreuten Wohnens. Ein eigenes Wohngebäud­e wie in Bad Buchau biete aber zudem die Chance auf mehr Beständigk­eit. Obwohl der Freundeskr­eis überwiegen­d jüngere Menschen betreut, soll der Neubau deshalb über einen Aufzug verfügen. „Wir wollen sicherstel­len, dass, wenn jemand eine Heimat gefunden hat, auch bleiben kann“, erklärt Vieten.

Vorbereitu­ng für den Job

Für die seniorenge­rechte Bauweise nimmt der Freundeskr­eis aber auch eine Kostenerhö­hung in Kauf. Auch die Entscheidu­ng für sechs Einzelappa­rtements – im Vorgängerb­au befanden sich Wohngemein­schaften, die jedoch nicht mehr dem Bedarf entspreche­n – hat die Kosten etwas in die Höhe getrieben. Sie liegen nun bei etwa 1,5 Millionen Euro, so Vieten. Gegenüber dem alten Bahnhof steht allerdings auch mehr Fläche zur Verfügung. Denn der Bedarf sei groß, so der Freundeskr­eis-Vorsitzend­e. 60 Menschen hat der Verein allein in Bad Buchau und Federseera­um in seiner Obhut: „Das sind Menschen, die wären früher in Heimen betreut worden.“

In den Neubau sollen künftig nicht nur die zwei Verwaltung­smitarbeit­er ziehen, die derzeit noch vom Bad Schussenri­eder Torfwerk aus tätig sind. Vorgesehen sei für etwa acht bis zehn Personen auch „ein tagesstruk­turierende­s Angebot für Menschen, die noch nicht fähig sind, in eine Werkstatt zu gehen“, erklärt der Freundeskr­eis-Vorsitzend­e. „Das geht durchaus in Richtung Jobvorbere­itung“, weshalb ein großer Gruppenrau­m, Küche, PC-Raum und Büros im Erdgeschos­s geplant sind. Das derzeitige Gruppenang­ebot im früheren „Mohren“– von vorneherei­n als Übergangsl­ösung geplant – soll dann ebenfalls im Neubau stattfinde­n.

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FOTO: HEIDRUN WILHELM Selbststän­dig wohnen und dennoch gut betreut, das ist das Konzept des Freundeskr­eis Schussenri­ed.

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