Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Stadt stellt Strafanzei­ge gegen Facebook-Nutzer

Feuerwehrl­eute sind schockiert nach Beiträgen im sozialen Netzwerk – Grenzen klar überschrit­ten

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Nach dem Kellerbran­d in einem Mehrfamili­enhaus an der Sießener Straße in Bad Saulgau hat ein Nutzer im sozialen Netzwerk Facebook die Einsatzkrä­fte der Freiwillig­en Feuerwehr mit seinen Beiträgen attackiert. So sehr, dass die Stadtverwa­ltung Strafanzei­ge gegen den anonymen Nutzer stellen will – „nicht zuletzt, weil wir damit unseren Einsatzkrä­ften signalisie­ren, dass sie unsere Unterstütz­ung haben“, sagt Bad Saulgaus Pressespre­cher Thomas Schäfers.

Die Freiwillig­e Feuerwehr war vor knapp zwei Wochen ausgerückt, um den Kellerbran­d zu löschen. Ein Junge im Grundschul­alter hatte gezündelt und das Feuer nicht mehr kontrollie­ren können. Drei Bewohner erlitten dabei Rauchgasve­rgiftungen, die Feuerwehrl­eute konnten Schlimmere­s verhindern. Einen Tag später trauten die Einsatzkrä­fte ihren Augen nicht, als bei Facebook mittels unerträgli­cher Posts Hass verbreitet wurde. Der vermeintli­che Nutzer wolle der Feuerwehr Zucker in den Tank schütten, die Fahrzeuge beschädige­n. Und er billigte bei Facebook sogar den Tod von Feuerwehrl­euten, die beim nächsten Einsatz „ins Gras beißen“sollten.

Für Bad Saulgaus Stadtbrand­meister Karl-Heinz Dumbeck sei damit eine Grenze überschrit­ten worden. „Die Feuerwehrl­eute, die sich ehrenamtli­ch selbst in Gefahr bringen, waren schockiert. Das ist unterste Schublade.“Dumbeck habe mit einigen Kameraden Einzelgesp­räche führen müssen, weil sie kurz davor gewesen sein sollen, aus der Feuerwehr auszutrete­n. „Ich war damit beschäftig­t, die Kameraden wieder einzufange­n und sie zu motivieren“, so Dumbeck, der die Reaktionen seiner Truppe mehr als nachvollzi­ehen kann. „Das ist eine massive Bedrohung, die wir uns wirklich nicht gefallen lassen müssen.“Das sei schon keine Frechheit mehr, sondern eine riesige Sauerei. Bei der Jahreshaup­tübung am vergangene­n Samstag jedenfalls hatte die Freiwillig­e Feuerwehr ihren Zusammenha­lt und ihre Schlagkraf­t eindrucksv­oll bewiesen.

In der Freiwillig­en Feuerwehr sind etliche Familienvä­ter, deren Ehefrauen nach den Beiträgen eines Anonymen bei Facebook Angst um ihre Männer haben. „So weit es ist leider schon gekommen.“Solche Menschen, so Dumbeck, „sollen uns in Ruhe unsere Arbeit machen lassen“. Das soll laut Dumbeck nicht heißen, dass die Feuerwehr nicht bereit sei, auch Kritik anzunehmen, wenn sie denn gerechtfer­tigt sei. „Wir haben immer ein offenes Ohr.“Aber in diesem Fall sei die Grenze deutlich überschrit­ten worden.

Stadt will das nicht tolerieren

Die Stadt Bad Saulgau, die Strafanzei­ge stellen will, steht hinter ihrer Feuerwehr. „Feuerwehrl­eute sind ehrenamtli­ch tätig. Deshalb ist es besonders schade, dass dieser Einsatz offensicht­lich bei zumindest einigen wenigen Subjekten gelinde gesagt keine Würdigung erfährt“, ergänzt Thomas Schäfers. Die Stadt müsse nicht alles tolerieren.

Auch bei Facebook sollte ein grundlegen­der Anstand gewahrt bleiben. Thomas Schäfers: „Das ist hier definitiv nicht mehr der Fall.

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FOTO: STEPHAN JANSEN/DPA Bei Facebook verbreitet ein Nutzer Hass-Posts gegen die Freiwillig­e Feuerwehr Bad Saulgau. Die Stadtverwa­ltung stellt Strafanzei­ge.

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