Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tipps für die berufliche Weiterbildung
Experten beantworten Fragen der SZ-Leser
BIBERACH - Sechs Experten im Bereich berufliche Fortbildung haben am Donnerstagabend Fragen der SZLeser beantwortet.
Dabei suchten nicht nur Berufseinsteiger Rat, sondern auch langjährig Beschäftigte. Karl Kloos von der Agentur für Arbeit beriet eine Krankenschwester, die nach 30 Jahren im Beruf aufgrund gesundheitlicher Probleme eine Veränderung anstrebt. Kloos empfahl der Anruferin, ihrem Berufsfeld treu zu bleiben und beispielsweise eine Weiterbildung zur Pflegeberaterin ins Auge zu fassen. „Da hätte sie mit ihrer Berufserfahrung anschließend gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, so Kloos. Die Deutsche Rentenversicherung, die für Berufstätige mit mehr als 15 Berufsjahren zuständig ist, könne sie über Fördermöglichkeiten informieren. Wer weniger als 15 Berufsjahre aufweise, könne sich bei der Agentur für Arbeit von speziellen Beratern informieren lassen, so Kloos weiter.
Berufspraxis vor Weiterbildung
Zwei Lehrlinge, die im Januar ihre Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker abschließen, suchten ebenfalls Rat. Der eine Auszubildende möchte raus aus dem Schichtbetrieb und tendiert zu einem Bürojob. Da käme der Lehrgang zum Technischen Fachwirt in Betracht, riet Sirko Nell von der IHK Ulm. Die Hoffnung, direkt im Anschluss an die Ausbildung eine Weiterbildung in Vollzeit beginnen zu können, musste Nell dem Anrufer jedoch nehmen: „Voraussetzung für die Teilnahme an dem Lehrgang ist neben der abgeschlossenen Ausbildung ein Jahr Berufspraxis.“Auch der zweite Auszubildende sollte sich noch etwas gedulden, ehe er die angestrebte Weiterbildung zum Meister in Angriff nimmt. „80 Prozent schaffen es nicht nahtlos von der Ausbildung zum Meister, weil viel Wissen vorausgesetzt wird“, sagte Sabrina Witte von der Handwerkskammer Ulm. Dieses Wissen sollte sich der angehende Zerspanungsmechaniker zunächst in zwei Arbeitsjahren aneignen, so ihr Rat.
Eine frischgebackene Abiturientin hat sich gegen ihr ursprünglich angestrebtes Archäologiestudium entschieden und sucht nun nach einem passenden Ausbildungsberuf. Im Gespräch mit Gerhard Mehrke vom Regionalbüro für berufliche Fortbildung wurde das Interesse für den Beruf Restaurator geweckt. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Ausbildung, zum Beispiel zum Schreiner oder Zimmerer. Von Mehrke erfuhr die Anruferin, dass auf sie als Abiturientin eine verkürzte Ausbildungszeit zukäme. Eine Weiterbildung zum Restaurator bietet dann unter anderem das Zimmerer-Ausbildungszentrum in Biberach an.
Quereinstieg in die Berufsschule
Ein arbeitsloser Fahrzeugingenieur hat nach mehreren Stellenwechseln auf der Suche nach einer „sicheren Stelle“den Berufsschullehrerberuf ins Auge gefasst. Johann Ceh, Vorsitzender des Netzwerks für berufliche Fortbildung Biberach, hält einen solchen Quereinstieg grundsätzlich für möglich. „Die Bedingungen dafür ändern sich jedoch stetig“, so Ceh. Zudem erwarte den Ingenieur selbst bei einem erfolgreichen Quereinstieg zunächst nur eine befristete Stelle. Ein weiterer Anrufer erkundigte sich bei Ceh nach dem Unterschied zwischen einem dualen Studium und dem Biberacher Modell. Während das Biberacher Modell eine Kombination aus Lehrzeit (2,5 Jahre) und Studium (3,5 Jahre) sei, bedeute ein duales Studium einen Wechsel im Dreimonatsrhythmus zwischen beruflicher Praxis und Hochschulstudium.
Wer die Gelegenheit zur Beratung am Donnerstag verpasst hat, kann sich an Gerhard Mehrke wenden. Der Leiter des Regionalbüros für berufliche Fortbildung Ulm/Biberach vermittelt anschließend den passenden Ansprechpartner.
gmehrke@regionalbuero-bw.de