Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dortmund rüstet auf
Duell gegen Leipzig wird zum Hochsicherheitsspiel
DORTMUND (SID) - Deeskalation klingt definitiv anders. „Verpisst Euch!“, steht auf dem Plakat, mit dem die Ultras von Borussia Dortmund zum Protestmarsch gegen RB Leipzig aufrufen. Und: „Der Fußball gehört uns!“Die Ultras machen mobil, die Polizei rüstet auf – acht Monate nach den Angriffen Dortmunder Randalierer auf Leipziger Gästefans wird das Duell am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zum Hochsicherheitsspiel. Doch böse Überraschungen will die massiv verstärkte Polizei um jeden Preis verhindern – ihre Warnung klingt außergewöhnlich scharf.
„Wer Gäste anpöbeln oder angreifen will, wird uns sehr aktiv erleben“, sagte Einsatzleiter Edzard Freyhoff vor dem Großeinsatz rund um das Spiel des Tabellenführers gegen den Vizemeister: „Die Schwelle, ab der wir einschreiten, ist extrem niedrig.“
Polizeipräsident Gregor Lange kündigte an, „Fans aus Leipzig und Dortmund davor zu schützen, von Gewalttätern und Kriminellen, die den Titel Fan nicht verdienen, belästigt und angegriffen zu werden“. Straftäter würden „mit allen Mitteln und hohem Aufwand verfolgt“.
Im Vorjahr wurden die Leipziger vor dem Stadion von BVB-Chaoten attackiert. Sechs Gästefans und vier Polizisten wurden verletzt, im Nachgang gab es 168 Strafverfahren, von denen bis dato elf mit Strafbefehlen endeten. Die Südtribüne wurde, auch wegen Hass-Plakaten, vom DFB für ein Spiel geschlossen.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hofft inständig, dass der Protest gegen Leipzig – unter anderem wurde von verschiedenen Gruppen zum oben erwähnten Protestmarsch aufgerufen – diesmal gewaltlos vonstattengeht. Sicher ist er sich nicht. „Grundsätzlich glaube ich, dass alle gelernt haben aus der Situation. Insofern bin ich verhalten optimistisch, dass wir das ordentlich über die Bühne kriegen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Gruppe. Trainer Peter Bosz ergänzte am Freitag: „Ich hoffe wirklich, dass es friedlich bleibt.“
1000 Polizisten im Einsatz
Das hoffen auch die Leipziger Verantwortlichen. „Ich will nach dem Abpfiff über Fußball sprechen und nicht über Protestmärsche“, sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl: „Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Dortmund. Wir gehen davon aus, dass wir und die Fans sicher ins Stadion kommen.“
Die Polizei wandte sich mit „dringenden Anreiseempfehlungen“an die Gäste. Watzke setzt sein Vertrauen ohnehin in die Staatsmacht. „Die Polizei überwacht das Spiel mit deutlich größerer Präsenz als beim letzten Mal“, sagte er. „Damals waren deutlich zu wenig Polizisten im Einsatz.“Eine genaue Zahl wird nicht genannt, rund 1000 Beamte sollen es im Vergleich zu 237 im Februar sein. Eine Sicherheitsfirma soll die RBMannschaft beschützen.
Eines haben die Randalierer von damals jedenfalls erreicht – sehr viele RB-Fans wollen sich die Reise nach Dortmund nicht mehr antun. 8000 Karten hat der BVB den Leipzigern zur Abnahme angeboten, etwa 3000 wurden in Anspruch genommen. Einige von ihnen haben einen Termin mit dem Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau: Der SPD-Politiker hat Leipziger Fans eingeladen, die im Februar Anzeige erstattet hatten. Es geht ins DFB-Museum.