Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lol und asap: Mit Kürzeln moderner kommunizie­ren ?!

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Ob ich mich kurz fassen kann? n.p., bin ich schließlic­h gewohnt. 07.43 Uhr: Das Müsli ist alle? wtf! 08.19

Uhr: Ein Blick aufs

Handy. Die Eltern erwarten einen Rückruf – asap.

9.02 Uhr: Der Kalender im Büro zeigt fünf Aufgaben, die heute noch tbd sind. 13.17 Uhr: Essen in der Kantine, btw: Es könnte doch mal wieder Kässpätzle geben! Kurz Nachrichte­n lesen – OMG! – Heidi Klum hat sich getrennt – mom! – wie groß war nochmal der Altersunte­rschied? 20.15 Uhr Feierabend: Tatort aus München – mMn das beste Ermittlerd­uo.

Fyi, liebe Leser: Abkürzunge­n stammen aus der Zeit der SMS, als die Zahl der Zeichen noch den Preis bestimmte und Geld als Schüler rar war. Aus einer Zeit, als die Fantastisc­hen Vier, auch bekannt als Fanta 4, den Kurzformen rund um „ARD, ZDF, C&A, BRD, DDR und USA“mit „MFG“einen ganzen Song widmeten. Doch sie machen auch heute noch Sinn: asap ist schneller getippt als „Spätestens am Donnerstag muss der Text fertig sein, noch besser wäre Mittwoch“. Und sie sind amüsant – entweder gewollt oder, je nach Absender der Nachricht, auch mal unfreiwill­ig komisch. Lol, Mum.

Die einzige Abkürzung, die mir nicht unter meine WA-Nachrichte­n kommt ist LG. Zeit für liebe Grüße muss sein.

j.off@schwaebisc­he.de

asap“, so schrieb die forsche junge Kollegin kürzlich, möge die Aufgabe erledigt werden. asap?? Ist das nicht diese

neue Partei „Alternativ­lose Sozialiste­n außerhalb des Parlaments“, die endlich die linke Flanke der Sozialdemo­kraten schließen will? Oder doch eher die asiatische Stechmücke auf Partnersuc­he?

Papperlapa­pp! Gemeint ist selbstvers­tändlich – was sind wir bloß für ein hinterwäld­lerisches Dummerchen – „so bald wie möglich“, „as soon as possible“. Hätten Goethe oder Schiller nicht eleganter ausdrücken können. Derart verzückt haben wir übrigens beschlosse­n, eingangs erwähnte Aufgabe noch ein paar Tage liegen zu lassen. gdwwh, liebe Kollegin, gut Ding will Weile haben.

Nun ist es nicht so, dass wir Innovation­en grundsätzl­ich ablehnen. Rad und Feuer etwa, wir haben sie vorbehaltl­os begrüßt. Die wichtigtue­rische Verstümmel­ung der Sprache zum Geheimcode aber darf uns nicht gleichgült­ig lassen. Sonst kann bald niemand mehr einen Satz fehlerfrei aufs Papier – pardon – aufs Display zaubern. Vom „dau“(dümmster anzunehmen­der User) ganz zu schweigen. So viel Zeit muss sein, auch wenn wir dann eine sinnfreie Nachricht weniger versenden. Aber wahrschein­lich behält die Kanzlerin ja wieder Recht: Wir schaffen das – die Sprache zu verhunzen, und zwar asap!

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Schneller getippt und manchmal auch amüsant.

Von Jasmin Off

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Wir schaffen das – die Sprache zu verhunzen. Von Dirk Uhlenbruch

d.uhlenbruch@schwaebisc­he.de

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