Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Provokateu­r

- Andreas Herholz FOTO: PRIVAT

1,91 Meter, Schuhgröße 49, gut sitzende Anzüge, modische Brille – CDU-Aufsteiger Jens Spahn, 37, wirkt eher wie ein hipper Großstädte­r, denn wie ein Katholik aus der Provinz – doch ganz so smart wie sein österreich­ischer Parteifreu­nd Sebastian Kurz dann auch wiederum nicht. Dem hat er am Sonntagabe­nd über das soziale Netzwerk Twitter gratuliert: „Glückwunsc­h an den künftigen Kanzler der Republik Österreich.“Dazu ein Foto von sich Seite an Seite strahlend mit dem Wahlsieger.

Das Selfie ist ein Seitenhieb, eine kleine Provokatio­n und ein klares Statement. Der Hoffnungst­räger der Konservati­ven in der CDU Deutschlan­ds im Schultersc­hluss mit dem Shooting-Star der Schwesterp­artei ÖVP. Gute Laune in Wien, während die CDU in Hannover und Berlin Wunden leckt und nach Erklärunge­n für die erneute schwere Niederlage sucht. Seht her, wie Konservati­ve Wahlen gewinnen können, lautet seine Botschaft an die eigene Partei.

Kurz ist jetzt nach dem Wahlerfolg dort, wo Spahn noch hin will. Die Junge Union hatte ihn auf ihrem Deutschlan­dtag in Dresden erst kürzlich stürmisch und mit stehenden Ovationen gefeiert, sieht in dem Christdemo­kraten aus dem Münsterlan­d einen Mann der Zukunft für die Nach-Merkel-Zeit. Nicht wenige fühlen sich bei den Auftritten des eloquenten und scharfzüng­igen Redners an den jungen Friedrich Merz, den früheren Chef der Bundestags­fraktion und Merkel-Rivalen erinnert.

Der CDU-Finanzstaa­tssekretär hatte in der Vergangenh­eit immer wieder Kritik am Kurs der CDU und auch an der Flüchtling­spolitik der Kanzlerin geübt, kontrovers­ere Debatten in der Parteiführ­ung gefordert. Er will die Union neu ausrichten, und dies vor allem in der Zuwanderun­gsund Integratio­nspolitik. Spahn warnt vor einem ,Weiter so‘ nach dem enttäusche­nden Ergebnis der Bundestags­wahl mit minus acht Prozent, verlangt ein klares Signal von Merkel. Und das müsse lauten: „Wir haben verstanden.“

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Dieses Selfie mit Wahlsieger Kurz twitterte Jens Spahn (links) aus Wien.

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