Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lebensgefühl eingefangen
Kaffkönig wollen den Muff der Kleinstadt abschütteln
RAVENSBURG - Wenn das das Lebensgefühl von Mittzwanzigern ist: dann gute Nacht. Für Kaffkönig ist das, was Menschen „Mitte zwanzig bewegt“(wie es in ihrer Bandbiografie heißt): fluchen, biertrinken, Ironie. Bei Facebook gibt das Duo aus Baden-Württemberg unter Interessen „Kippen, Weiber, Schweinehack“an, das dritte inoffizielle Bandmitglied ist laut Booklet ihres Debütalbums „Das große Kotzen“für „Backing-Vocals & Bier“verantwortlich. Es ist die Art von Humor, die vor allem nur jene amüsiert, die sich dessen bedienen. Wie zwei Freunde, die sich doofe Witze erzählen, über die nur sie selbst lachen, alle anderen aber den Kopf schütteln.
Die derbe Sprache soll schocken. Kaffkönig geben sich damit einen Punk-Anstrich, der ihnen aber einfach nicht steht. Er ist so frech wie ein „Schock deine Eltern, lies ein Buch“-Poster oder seinem Jura-Prof die Zunge rauszustrecken.
Aber: Genau damit fangen Kaffkönig tatsächlich das Lebensgefühl von Mittzwanzigern ein, die zwischen Jugend und Erwachsensein mäandern. Wenn um einen herum alle heiraten, Kinder bekommen, über Steuererklärungen, Versicherungen und Pflichten sprechen, geraten junge Erwachsene ins Straucheln. Man kann sich dem erwachsenen Ernst stellen, oder sich an die Jugend klammern – das funktioniert eben auch über den kaffköniglichen Gestus. Ein wenig erinnert dieser an Oskar Matzerath.
Ein hörenswertes Debüt
Vor diesem Hintergrund gehört, ist „Das große Kotzen“ein sehr gutes Debüt der Band, die sich 2014 gegründet hat. In der modernen Duobesetzung (siehe Japandroids, DFA 1979 oder Royal Blood) schreiben sie Songs, die sich festkrallen. „Das große Kotzen“ist aus dem Stand ein Album geworden, für das andere Bands mehrere Musiker und mehrere Anläufe brauchen. Längen gibt es auf dem Album tatsächlich keine.
Auch zeichnet es sich durch eine Energie aus, mit der die beiden sich den Muff ihrer baden-württembergischen Kleinstadt, aus der die beiden kommen (welche, verraten sie nicht) abschütteln.
Übrigens: Die „Schwäbische Zeitung“will erfahren haben, dass das Duo aus dem Verbreitungsgebiet stammt. Und zwar nicht aus der Stadt, auf die das Autokennzeichen im Pressefoto hindeutet. Außerdem war mindestens einer der beiden Musiker schon mal mit einer früheren Band als Gewinner des SZeneBandwettbewerbs auf dem Southside zu Gast.
Live 2018: 22.2. München, Backstage; 23.2. Ulm, Roxy.