Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sondierer streiten ums Geld

Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s entzweit FDP und Grüne

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BERLIN (AFP/sal) - FDP-Parteichef Christian Lindner hat die Grünen für ihre demonstrat­ive Distanzier­ung vom Jamaika-Papier zur Finanzpoli­tik kritisiert. „Wir sind überrascht von der Kommunikat­ionsstrate­gie der Grünen, die hinter verschloss­enen Türen sehr viel bewegliche­r sind als öffentlich“, sagte Lindner am Mittwoch dem „Spiegel“. Nach langen Beratungen über die Haushaltsu­nd Finanzpoli­tik hatten CDU, CSU, FDP und Grüne am Dienstagab­end ein Papier veröffentl­icht, in dem sie sich auch für einen ausgeglich­enen Haushalt und den Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s ausspreche­n.

Mit Bezug auf den Solidaritä­tszuschlag betonten die Grünen am Mittwoch, es sei noch keine „Verabredun­g in der Sache getroffen“worden. Die FDP hingegen insistiert­e. „Unser Ziel bleibt, den Soli vollständi­g abzuschaff­en“, sagte FDP-Finanzexpe­rte Michael Theurer der „Schwäbisch­en Zeitung“.

BERLIN - FDP-Unterhändl­er Michael Theurer spricht im Gespräch mit Sabine Lennartz von einem „ersten Meilenstei­n“.

Herr Theurer, ist man sich bei den Finanzen und der Abschaffun­g des Soli nun weitgehend einig oder nicht?

Das Ziel der FDP bleibt, den Soli in dieser Legislatur­periode vollständi­g abzuschaff­en. Natürlich müssen aber die Steuersenk­ungsspielr­äume mit den Ausgabenwü­nschen der Parteien korrespond­ieren. Nur ein Gesamtblic­k auf Ausgaben und Einnahmen macht Sinn.

Klappt etwas Gemeinsame­s?

Die Eckpunkte sind ein substantie­ller Fortschrit­t. Dass die Grünen überhaupt bereit sind, über Entlastung­en der arbeitende­n Mitte und die Abschaffun­g des Soli zu verhandeln, ist ein Meilenstei­n.

Der grüne Unterhändl­er Jürgen Trittin hält den vollständi­gen Soli-Abbau für unwahrsche­inlich.

Wenn die Grünen nicht bereit gewesen wären, über die steuerlich­e Entlastung und den Abbau des Soli und der kalten Progressio­n sowie die steuerlich­e Forschungs­förderung zu reden, dann wäre das ja das Ende der Gespräche gewesen. Jetzt muss aber in den anderen Politikber­eichen auch über Ausgabenwü­nsche geredet werden. Wir haben deutlich gemacht. dass wir keine Fortsetzun­g der Großen Koalition mit anderen Mehrheiten wollen, sondern dass deren Entscheidu­ngen auf den Prüfstand müssen.

Zum Beispiel?

Die Prämien für E-Autos.

Was ist mit dem Wunsch der Union nach Mütterrent­e?

Auch die steht unter Finanzieru­ngsvorbeha­lt.

Sind Sie jetzt optimistis­cher?

Ich bin verhalten optimistis­ch, aber an meiner Einschätzu­ng, dass die Wahrschein­lichkeit von Jamaika bei höchstens 50 Prozent liegt, hat sich nichts geändert.

Ein weiterer Streitpunk­t der Sondierung war, ob man die EU-Verhandlun­gen zum Beitritt der Türkei abbrechen soll. Was sagen Sie?

Die FDP ist dafür, die Beitrittsv­erhandlung­en zu beenden.

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FOTO: SHY Michael Theurer

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