Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Erste Erfolge beim Leerstände-Management
City-Managerin Silvia Pöhlsen legte Gemeinderat einen Zwischenbericht vor
RIEDLINGEN - Die Arbeit der CityManagerin wird von Teilen des Riedlinger Gemeinderats kritisch beäugt. Das wurde bei der Sitzung am Montag erneut deutlich, in dem Silvia Pöhlsen einen Zwischenbericht über ihre Tätigkeit ablieferte.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Standortmarketing-Konzept und hier im Leerstandsmanagement mit der Präsentation zur Verfügung stehender Flächen, auch im Internet. Im Kontakt zu Vermietern und Interessenten seien ihr erste erfolgreiche Vermittlungen gelungen, so Pöhlsen. Als eine Idee einer Belegung von Ladenflächen bezeichnete sie „Pop-upGeschäfte“, bei denen Unternehmen sich zeitweise präsentieren könnten, um Waren anzubieten. Um größere attraktive Einzelhandelsflächen in der Innenstadt zu generieren, seien Flächenzusammenlegungen notwendig, was aber von allen Beteiligten gewollt sein müsse, betonte sie. Überhaupt sei die Definition der Innenstadt in Riedlingen schwierig, die einen meinten den Bereich „um den Stock“herum, andere bezögen Stadthallen-Areal und Hindenburg-Straße mit ein.
Liebevolle Ausgestaltung fehlt
Eine Arbeitsgruppe sei daran, ein Innenstadtentwicklungskonzept zu erstellen. Aufenthaltsräume für Zielgruppen, wie Familien, Jugendliche, Touristen, Senioren stellt sie sich hierbei vor. In Riedlingen fehle es an der liebevollen Ausgestaltung, klagte Pöhlsen. Darüber hinaus müssten Aussagen getroffen werden, wo Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung stattfinden könne, wo attraktiver Wohnraum entstehe und Flächen für das Parken zur Verfügung stünden.
Die Theatersommer 2016 und 2017 seien großartige gemeinsame Projekte gewesen, benötigten jedoch eine Fortsetzung und den Rückhalt der Stadt und des Stadtmarketings, forderte sie. Mit dem Projekt habe man sich um den Stadtmarketingpreis Baden-Württemberg beworben, durfte sich der Jury vorstellen und harrt jetzt der Entscheidung.
Weiterhin verfolgt die City-Managerin die Idee, mit geschichtsträchtigen Riedlingern zu werben wie dem Klavierbauer Conrad Graf oder dem Erfinder der Schwarzwälder Kirschtorte, Josef Keller. Sie denkt dabei an einen „Walk of Fame“.
Um Nachteile durch den Bau der Hochwasserbrücke mit erschwerten Bedingungen für den Einzelhandel auszugleichen, wurden verschiedene Maßnahmen gestartet, ein Baustellenflyer herausgebracht, ein Brückenfest gefeiert und ein Innenstadtflyer, verbunden mit einer Treueaktion, gedruckt. Im November starten die Gesundheitstage.
Als problematisch bezeichnete Pöhlsen die derzeitige Situation am Tourist-Energy-Point, zumal es der Baustelle wegen wenig externe Werbung gebe: Geld, das dem Verein fehle, der selber solches für die Nutzung aufbringen müsse. Auch Vandalismus sei zu beklagen. Dennoch wertete sie den Tourist-Energy-Point in seiner Wahrnehmung als positiv. Das Gemeinschaftsprojekt von Gewerbevereinen, Geflügel- und Vogelfreunden und der Stadt, der Verschmutzung von Tauben mit Taubenschlägen entgegen zu wirken, hob sie lobend hervor. Gut angekommen sei auch die Idee von Hundekot-Tüten aus Papier.
Pöhlsen: „Ganz oder gar nicht“
Das Resümee der City-Managerin vor dem demnächst anbrechenden letzten Jahr des Stadtmarketing-Prozesses fiel gemischt aus. Ihre Arbeit bezeichnete sie „als nicht besonders leicht“. Sie stehe ohne echtes Team da, sitze zwischen verschiedenen Stühlen und habe drei Vorgesetzte. Das Konstrukt Riedlinger City- und Marketing-Verein sei sicherlich noch optimierbar und könnte im Rahmen einer angestrebten Fusionierung der beiden Gewerbevereine gegebenenfalls eine strukturelle Veränderung erfahren. Für sie persönlich stehe fest, „dass ich unter den jetzigen Rahmenbedingungen meine Tätigkeit als City-Managerin nach 2018 nicht fortsetzen werde“und sie fügte hinzu: „ganz oder gar nicht“. Dennoch glaube sie, dass die Stadt und die Gewerbevereine mit dem Standortmarketing-Prozess auf einem guten Weg seien und mit ihm Dinge angeschoben würden, für die sonst im kommunalpolitischen Alltag wenig Zeit und Geld bleibe.
Welche Bedeutung der Gemeinderat den Themen Tourismus, Wirtschaftsförderung, Kultur und Stadtmarketing nach 2018 beimesse und welche personellen und finanziellen Mittel er dafür bereitstelle, überlasse sie der Einschätzung seiner Mitglieder im Anschluss einer professionellen Evaluierung. Auf diese Beurteilung bezog sich auch Bürgermeister Marcus Schafft, der auf Schwierigkeiten hinwies, die sich bei der Finanzierung ergeben hätten, jedoch festhielt, dass vieles im positiven Sinne passiert sei.
Manchmal sei auch sie ratlos, wenn sie – zum Beispiel beim Leerstandsmanagement – mehr Misserfolge als Erfolge erziele, antwortete Pöhlsen auf Vorwürfe aus dem Gemeinderat zu ihrem Engagement. Vieles sei nicht messbar, doch tue sie alles für die Stadt und versuche, gute Ergebnisse zu erzielen. In anderen Städten kämen Veränderungen auch erst in fünf bis zehn Jahren zum Tragen und Riedlingen sei im Jahre 2. Bürgermeister Schafft gab die Zeitressource zu bedenken, bei einer halben Stelle bleibe wenig Zeit für die Außenkommunikation. Unterstützung erhielt Pöhlsen von Manfred Schlegel, der davon sprach, dass „Früchte gepflanzt“worden seien, die aufgehen würden.