Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Rittmeister will sein Amt behalten
Bei den Hohenzollern-Kürassieren geht der Streit weiter – Mediator soll helfen
SIGMARINGEN - Die HohenzollernKürassiere haben in ihrer außerordentlichen Corpsversammlung am Samstag keine Lösung für den schwelenden Konflikt gefunden. Im Gasthof Zoller-Hof beschlossen die knapp 70 anwesenden Mitglieder die Einleitung einer Mediation. Ein externer Streitschlichter soll zwischen den Parteien vermitteln. Über die von Mitgliedern beantragte Abwahl von Rittmeister Anton Rädle wurde nicht entschieden. Seine Kritiker bleiben jedoch bei ihrer Forderung nach dem Rücktritt Rädles. Einige Aktive haben bereits ihren Austritt erklärt.
Ein Corpsmitglied, das viele Jahre im Beirat des Vereins mitarbeitete, erklärte am Montag schriftlich seinen Vereinsaustritt. „Mir stinkt am meisten, dass wichtige Entscheidungen von den passiven Mitgliedern immer wieder gekippt werden“, sagt das Kürassiermitglied, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch am Samstag kam bei ihm dieses Gefühl wieder hoch, als passive Mitglieder die Mediation vorschlugen. „Wir Aktiven wollten das mehrheitlich nicht“, sagt er.
Insgesamt gehören dem Verein rund 120 Mitglieder an, lediglich 30 von ihnen tragen eine Uniform. „Einem Verein, in dem ich als Soldat hintendrein laufen und mein Maul halten soll, in dem will ich nicht mehr tätig sein“, sagt das Mitglied, das dem 1985 gegründeten Verein rund 30 Jahre angehörte. Ende des Jahres wird sein Austritt aktiv.
Er steht mit dieser Entscheidung nicht alleine da: Seinen Angaben zufolge hätten sechs aktive Mitglieder ihren Rücktritt angekündigt. Stand Dienstagvormittag war noch keine Erklärung schriftlich beim Rittmeister eingegangen. Die abtrünnigen Mitglieder sind der Meinung, dass die Spaltung der Mitglieder des Vereins nur bei einem Rücktritt Rädles überwunden werden kann. „Wir werden immer vom Rittmeister überstimmt, doch stattdessen sollte er sich für uns Aktive einsetzen.“
Für Rädle selbst ist ein Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema: Dies wäre ein Vorgriff auf die Mediation, sagt er. Über die von Mitgliedern beantragte Abwahl Rädles wurde am Samstag nicht entschieden. Der Antrag über die Mediation kam dem Antrag auf Abwahl zuvor. Das Corpsmitglied, das zum engeren Führungskreis der Kürassiere gehörte, kritisiert, dass der Antrag auf Abwahl während der Hauptversammlung nicht einmal erwähnt wurde.
Als Kandidat für die Nachfolge Rädles steht Josef Riedinger bereit. Der Leutnant war stellvertretender Rittmeister, bevor ihn der Oberbefehlshaber der Kürassiere des Amtes enthob, da er sich bei einem Vereinsgericht zu rechtlichen Fragen kundig gemacht hatte. Die Satzung billigt dem Vorsitzenden die Berufung seines Stellvertreters zu. Riedinger sollte kurz vor Beginn der Versammlung zusammen mit zwei Kürassierkollegen beurlaubt werden. Die Begründung: vereinsschädigendes Verhalten. Alle drei Mitglieder werden dem gegnerischen Lager zugeordnet. Ein Mittelsmann Rädles, vermuten seine Gegner, hatte diesen Antrag gestellt. „Erst nach massiven Drohungen von anderen Mitgliedern wurde dieser Antrag wieder zurückgezogen“, sagt Riedinger. Seine Einschätzung zum Zustand der Kürassiere: „Bei uns herrscht alles andere als Demokratie.“
Dies wollen die Abtrünnigen ändern. An den Erfolg der Mediation glauben sie nicht. Bis Dezember soll der Vermittler zusammen mit dem Beirat den Konflikt schlichten.