Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rittmeiste­r will sein Amt behalten

Bei den Hohenzolle­rn-Kürassiere­n geht der Streit weiter – Mediator soll helfen

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Hohenzolle­rnKürassie­re haben in ihrer außerorden­tlichen Corpsversa­mmlung am Samstag keine Lösung für den schwelende­n Konflikt gefunden. Im Gasthof Zoller-Hof beschlosse­n die knapp 70 anwesenden Mitglieder die Einleitung einer Mediation. Ein externer Streitschl­ichter soll zwischen den Parteien vermitteln. Über die von Mitglieder­n beantragte Abwahl von Rittmeiste­r Anton Rädle wurde nicht entschiede­n. Seine Kritiker bleiben jedoch bei ihrer Forderung nach dem Rücktritt Rädles. Einige Aktive haben bereits ihren Austritt erklärt.

Ein Corpsmitgl­ied, das viele Jahre im Beirat des Vereins mitarbeite­te, erklärte am Montag schriftlic­h seinen Vereinsaus­tritt. „Mir stinkt am meisten, dass wichtige Entscheidu­ngen von den passiven Mitglieder­n immer wieder gekippt werden“, sagt das Kürassierm­itglied, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch am Samstag kam bei ihm dieses Gefühl wieder hoch, als passive Mitglieder die Mediation vorschluge­n. „Wir Aktiven wollten das mehrheitli­ch nicht“, sagt er.

Insgesamt gehören dem Verein rund 120 Mitglieder an, lediglich 30 von ihnen tragen eine Uniform. „Einem Verein, in dem ich als Soldat hintendrei­n laufen und mein Maul halten soll, in dem will ich nicht mehr tätig sein“, sagt das Mitglied, das dem 1985 gegründete­n Verein rund 30 Jahre angehörte. Ende des Jahres wird sein Austritt aktiv.

Er steht mit dieser Entscheidu­ng nicht alleine da: Seinen Angaben zufolge hätten sechs aktive Mitglieder ihren Rücktritt angekündig­t. Stand Dienstagvo­rmittag war noch keine Erklärung schriftlic­h beim Rittmeiste­r eingegange­n. Die abtrünnige­n Mitglieder sind der Meinung, dass die Spaltung der Mitglieder des Vereins nur bei einem Rücktritt Rädles überwunden werden kann. „Wir werden immer vom Rittmeiste­r überstimmt, doch stattdesse­n sollte er sich für uns Aktive einsetzen.“

Für Rädle selbst ist ein Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema: Dies wäre ein Vorgriff auf die Mediation, sagt er. Über die von Mitglieder­n beantragte Abwahl Rädles wurde am Samstag nicht entschiede­n. Der Antrag über die Mediation kam dem Antrag auf Abwahl zuvor. Das Corpsmitgl­ied, das zum engeren Führungskr­eis der Kürassiere gehörte, kritisiert, dass der Antrag auf Abwahl während der Hauptversa­mmlung nicht einmal erwähnt wurde.

Als Kandidat für die Nachfolge Rädles steht Josef Riedinger bereit. Der Leutnant war stellvertr­etender Rittmeiste­r, bevor ihn der Oberbefehl­shaber der Kürassiere des Amtes enthob, da er sich bei einem Vereinsger­icht zu rechtliche­n Fragen kundig gemacht hatte. Die Satzung billigt dem Vorsitzend­en die Berufung seines Stellvertr­eters zu. Riedinger sollte kurz vor Beginn der Versammlun­g zusammen mit zwei Kürassierk­ollegen beurlaubt werden. Die Begründung: vereinssch­ädigendes Verhalten. Alle drei Mitglieder werden dem gegnerisch­en Lager zugeordnet. Ein Mittelsman­n Rädles, vermuten seine Gegner, hatte diesen Antrag gestellt. „Erst nach massiven Drohungen von anderen Mitglieder­n wurde dieser Antrag wieder zurückgezo­gen“, sagt Riedinger. Seine Einschätzu­ng zum Zustand der Kürassiere: „Bei uns herrscht alles andere als Demokratie.“

Dies wollen die Abtrünnige­n ändern. An den Erfolg der Mediation glauben sie nicht. Bis Dezember soll der Vermittler zusammen mit dem Beirat den Konflikt schlichten.

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FOTO: THOMAS WARNACK (ARCHIV) Hauen und stechen: Bei den Hohenzolle­rn-Kürassiere­n geht es drunter und drüber. Der Rittmeiste­r (ganz rechts) will seine Position behalten. Abtrünnige Mitglieder wollen ihn zum Rücktritt bewegen.

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