Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Eine Leidenschaft für fremde Kulturen
Patricia Mennen stellt ihren Roman „Ellas Geheimnis“vor
RIEDLINGEN
- Ihren im Juli erschienenen Roman „Ellas Geheimnis“hat Patricia Mennen am Mittwochabend in der Ulrich’schen Buchhandlung vorgestellt. Drei der im Buch wichtigen Personen beschrieb sie ausführlich – in Bildern und längeren Textsequenzen. Viel Applaus erntete sie bei der Lesung in Riedlingen; viele Signierwünsche erfüllte sie anschließend.
In den 60er- und 70er-Jahren in Riedlingen aufgewachsen ist die Autorin von „Ellas Geheimnis“. Daher waren unter den etwa 50 Zuhörern viele ehemalige Klassenkameradinnen, Nachbarn, Bekannte. Mit Umarmungen wurden sie begrüßt, zahlreiche Erinnerungen geweckt und ausgetauscht. Entsprechend aufgeregt sei sie, gesteht Patricia Mennen zum Beginn ihrer Veranstaltung in Riedlingen.
Fünf Männer finden den Weg zu Patricia Mennens Lesung, obwohl ihre Romane unter dem Genre Liebesroman eingestuft und Frauen die Hauptpersonen sind. Afrika und Indien, Ereignisse der neueren Geschichte spielen bei ihr ebenfalls eine große Rolle. So sagt Roswitha Mayer in ihrer Einführung zur Lesung: „Patricia Mennens große Leidenschaft ist das Kennenlernen verschiedener Kulturen.“
Ihr neuester Roman spielt auf zwei Zeitebenen – um 1900 und um 1940 – und in zwei Kulturkreisen – in München und am Nyassasee, heute Malawisee, in Afrika. Dafür habe sie ein Jahr lang recherchiert im Dokumentationszentrum in München und in Krankenhäusern, erklärt die Autorin. Afrika kenne sie aus verschiedenen Aufenthalten; über den Geheimkult, der im Roman eine Rolle spielt, habe sie am Malawisee erfahren. In den zahlreichen wörtlichen Reden setzt Patricia Mennen in ihrer Lesung an den passenden Stellen den passenden Akzent ein. Es wird deutlich, dass sie sich mit den Örtlichkeiten auskennt, sich mit der damals herrschenden Situation beschäftigt hat. Mit wissendem Nicken, Schmunzeln und Lachen reagieren ihre Zuhörer.
Drei ihrer Roman-Frauen stellt sie in den Mittelpunkt ihrer Buchvorstellung: Henny, Frieda und Luise. Patricia Mennen setzt sich auf den roten Sessel nahe der Tür, schlägt die Beine über und stimmt ihre Zuhörer mit Bildern zu den entsprechenden Personen ein. Bei Henny sind es Fotos aus dem alten München, von Aufmärschen aus der Zeit des Dritten Reiches, der damaligen Ausbildung zur Krankenschwester und Situationen in Krankenhäusern. Auch die Kleidung der Menschen, Plakate und Postkarten, Kunstausstellungen und Vergnügungen werden abgebildet – untermalt mit der passenden Musik. Dann setzt Patricia Mennen die Lesebrille auf, öffnet „Ellas Geheimnis“an der rosa markierten Stelle und liest ein langes Kapitel über Henny vor. Die Zuhörer erfahren darin zahlreiche Details über Hennys Ausbildung zur Krankenschwester Mitte der 30er-Jahre, über ihr Leben und Arbeiten, ihre Gefühle und Gedanken, ihre Schwierigkeiten mit ihrer herrischen Oberschwester.
Hennys Freundin Frieda, ebenfalls Schwesternschülerin zu dieser Zeit, ist die blaue Markierung etwa in der Mitte des Buches gewidmet. Auch über sie und ihr wesentlich politischeres Denken informiert die Autorin vorab durch passende Bilder, ehe sie einen Frieda-Abschnitt liest. Im dritten Teil geht Patricia Mennen um 40 Jahre zurück. Als Tagebuch in Ich-Form gestaltet sie die Geschichte von Hennys Mutter Luise. Die lebte im damaligen NordRhodesien auf einer Missionsstation. Daher versetzen Bilder und Musik nach Afrika. Im vorgestellten Textteil zeigt Patricia Mennen Lebensweise und Riten der Menschen in Afrika, aber auch ein Beispiel der Arroganz der Missionare und deren Schwierigkeiten mit den Menschen dort. Applaus beendet eineinhalb Stunden konzentriertes Zuhören.
Ihre Nachbarin, 97 Jahre alt, habe sie mit vielen zeitgeschichtlichen Details versorgt, sagt Patricia Mennen anschließend. In ihrem aktuellen Roman konnte sie viele davon verwenden. Und die Zeit des Dritten Reiches, die Situation der Menschen damals, beschäftige sie intensiv. Auch ihre Arbeit für die Organisation „Survival International“, die sich für indogene Völker einsetzt und für die Mennen Reportagen und Artikel schreibt, fließe in ihre Romane ein.
„Meine Nachbarin hat mich mit vielen zeitgeschichtlichen Details versorgt.“
Patricia Mennen