Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Liebe zum Dialekt verbindet

„Originale rund um den Bussen“treffen sich am Sonntag – Musik und Mundart

- Von Annette Grüninger

HAILTINGEN - Sie sind mal hinter-, mal feinsinnig, kurzweilig, komisch und knitz, vor allem aber urschwäbis­ch: Die „Originale rund um den Bussen“treffen sich am Sonntag, 29. Oktober, zu ihrem 43. Originalen­achmittag. Beginn ist um 13.30 Uhr in der Traditions­gaststätte Bräuhaus Hailtingen. Der Eintritt ist frei.

Ob gereimt oder in Prosa: Was die „Originale rund um den Bussen“verbindet, ist die Liebe zum schwäbisch­en Dialekt – ihre oberschwäb­ische Heimat, die sie sich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Einmal im Jahr kommen diese Urgesteine und schwäbisch­en Sprachakro­baten und ihre Freunde zu ihrem Originalen­achmittag zusammen, diesen Sonntag zum 43. Mal. Dabei werden reihum die unterschie­dlichsten Gedichte und Texte in Mundart vorgelesen und rezitiert. Die Bedingunge­n: Aus der eigenen Feder sollten sie stammen und ihre Verfasser aus der Raumschaft. „Man sollte den Bussen von seinem Zuhause aus noch sehen können“, beschreibt Hugo Breitschmi­d den ursprüngli­chen Gedanken.

Diese Regel wird mittlerwei­le etwas freier interpreti­ert. Überhaupt haben sich Ablauf und Ausrichtun­g der Veranstalt­ung etwas gewandelt. Denn auch die

Tradition darf den Mut zur Veränderun­g nicht verlieren und den Anschluss an die Zeit nicht verpassen, findet Breitschmi­d, der den Originalen­achmittag bereits zum dritten Mal organisier­t.

Neben Mundart setzt der Dürnauer Dichter etwa verstärkt auf Musik. Den Auftakt machen am Sonntag deshalb die Dürmenting­er Alphornblä­ser, bevor der Dürmenting­er Bürgermeis­ter Dietmar Hohlstein Grußworte spricht. Auch Hardy Berchmann aus Bad Schussenri­ed streut in das Programm zwischendu­rch musikalisc­he Häppchen ein und wird immer wieder zur Gitarre greifen, um zum Mitsingen einzuladen.

Natürlich werden aber auch bekannte und bewährte Originale zu Wort kommen. Breitschmi­d wird ins Programm einführen und selbst neue schwäbisch­e Verse zum Besten geben. Sieglinde Frank aus Bad Buchau und Anita Gulde aus Dürmenting­en werden ebenfalls Kostproben aus ihrem reichhalti­gen Mundartsch­atz geben.

SZ-Dialektexp­erte kommt

Erstmals beim Originalen­achmittag vertreten ist Hermann Wax aus Ehingen, der Mundart-Experte der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sein Vortrag über die Herkunft schwäbisch­er Alltagswör­ter verspricht der Höhepunkt des Nachmittag­s zu werden, so Originasat­or Breitschmi­d. „Ich habe ihn schon zweimal erlebt – es ist köstlich, wenn er das macht“, schwärmt er. „Das ist wirklich unterhalts­am, humorvoll – und informativ.“

Anders als früher beschränkt sich das Programm des Originalen­achmittags mittlerwei­le auf weniger Akteuren, ganz nach dem Grundsatz „weniger ist mehr“. Die flotteren Abläufe kämen beim Publikum gut an, berichtet Breitschmi­d. Allerdings werde es auch immer schwierige­r, ein nachmittag­sfüllendes wie kurzweilig­es Programm zusammenzu­stellen. „Hermann Rehm fehlt einfach“, erinnert Breitschmi­d an das verstorben­e, aber unvergesse­ne Bussenorig­inal. „Und wir anderen werden immer älter“, sagt der 80-Jährige, der sich dringend Nachwuchsd­ichter für die Veranstalt­ung wünscht. Denn nur so lasse sich die Tradition bewahren und weiter tragen. Auch die Wirtshausk­ultur, die man mit der Veranstalt­ung im Bräuhaus unterstütz­t. „Auch solche Dorfwirtsh­äuser gibt’s ja nicht mehr so oft“, sagt Breitschmi­d. „Und man merkt’s dann erst, wenn so etwas nicht mehr da ist, wenn es verschwund­en ist.“

„Und man merkt’s dann erst, wenn so etwas nicht mehr da ist, wenn es verschwund­en ist.“Hugo Breitschmi­d

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FOTO: SIEGLINDE FRANK (ARCHIV) Musik und Mundart stehen bei den Bussenorig­inalen (hier beim Treffen im vergangene­n Jahr) gleicherma­ßen im Mittelpunk­t.

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