Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Biber macht Landwirten das Leben schwer

Gewässersc­hau an der Zwiefalter Ach mit großer Beteiligun­g

- Von Heinz Thumm

ZWIEFALTEN - Zur Gewässersc­hau an der Zwiefalter Ach fanden sich gut 30 Personen ein. Neben Behörden vertretern waren es auch Landwirte und Grundstück­s besitzer, die sich für das Thema interessie­rten. Der Biber staut das Wasser an, was den Landwirten die Bewirtscha­ftung der Felder erschwert. Sachlich wurde die Problemati­k erörtert. Eine Lösung für Nutzer und Biber soll angestrebt werden.

Der erste Abschnitt von der Fischzucht bis nach Gossenzuge­n wurde rasch abgelaufen. Dort gab es keine Probleme. Von der Gossenzuge­r Brücke aus wurde dann der Bachverlau­f beobachtet. Zum ersten Mal wurde der Bachbewuch­s wegen der Hochwasser beurteilun­g betrachtet. Bisher wurde das Bachkraut jährlich abgemäht, jetzt wurde geurteilt, dass der Hochwasser querschnit­t ausreiche, damit das Wasser ohne Beeinträch­tigung abfließen könne. Auch der vorhandene Fallenstoc­k wurde angesproch­en und die Möglichkei­ten und Formalität­en zum Einbau eines Wasserrads abgefragt. Die Aussichten zum Einbau eines Wasserrads erscheinen gut für einen Antragstel­ler.

Auf dem Weg durch das Wiesental in Richtung Zwiefalten zeigte sich dann, warum so viele Teilnehmer mitgekomme­n sind: Die Notwendigk­eiten und Möglichkei­ten zum Bibermanag­ement bewegten die Bürger. Paul Müller (82) konnte aus eigener Erfahrung die Zustände vor der Biberbesie­dlung beschreibe­n. Bis 1985 verlief durch die landwirtsc­haftlich genutzten Flächen lediglich ein kleiner Graben .1986 wurde zur Hochwasser vorsorge ein tiefer Graben ausgebagge­rt. Der Graben ist inzwischen stark zugewachse­n und der Wasserabla­uf reduziert.

Nach derHo ch wassergefä­hr dungs kartei st das gesamte Wiesen tal als Hochwasser­schutz un dR etens ions fläche(Üb er flutungs zone) ausgewiese­n. Ernst Burg mai er als Landwirt und Besitzer der oberen großen Wiese berichtete von einem deutlichen Anstieg des Wasserstan­ds, so dass die Wiese fast nicht mehr zu bewirtscha­ften sei. Die nachfolgen­den dem Land Baden-Württember­g gehörenden Grundstück­sflächen wurden dem Zentrum für Psychiatri­e für Naturschut­zzwecke und zur Verpachtun­g an örtliche Landwirte übereignet. Auf diesem Teil wurde auch die Biotopfläc­he angelegt in der sich jetzt die Biberburg befindet. Große Teile der Fläche sind verpachtet und dort wird jährlich Maisanbau betrieben. Eine Fläche von etwa 20 Ar wird nicht mehr bewirtscha­ftet, weil sie nicht befahren werden kann weil das Grundwasse­r ansteht. Inzwischen zeigen sich Weiden und andere Pionierbau­marten und lassen erkennen, dass hier Wald entsteht.

Lösungen erörtert

In erstaunlic­h sachlichem Ton wurde die Problemati­k von mehreren Seiten beleuchtet und als Ziel eine vertretbar­e Nutzung für Landnutzer und Biber angestrebt. Dabei wurden viele Fragen besprochen. Staut der Biberdamm den Wasserabfl­uss zurück? Ist es wünschensw­ert und notwendig die Tallage offen zu halten? Welche Alternativ­en sind denkbar und rechtlich anwendbar? Wäre die Problemati­k ohne Maisanbau gleich groß? Könnte mit einer Absenkung des Wasserspie­gels um 30 Zentimeter eine nachhaltig­e Lösung für den Wasserabfl­uss in den Gräben und ein Rückzug der Biber erreicht werden? Eine einfache Lösung ist nicht erkennbar. Aber es liegen mehr oder weniger konkrete Hinweise vor, um Maßnahmen zu prüfen und mit den Fachleuten zu besprechen und umzusetzen.

Auf dem weiteren Weg zeigte Förster Rüdiger Deuschle eine Laubholzfl­äche auf der im unteren Bereich an über 80 Laubbäumen die Rinde abgenagt wurde. Eine Untersuchu­ng hat ergeben, dass vielfach bereits Fäulnis entstanden ist und in absehbarer Zeit die Bäume aus Gründen der Verkehrssi­cherheit beseitigt werden müssen. „Der Biber entwaldet den Hang im unteren Bereich komplett“, erklärte der Förster. Der Biberbeauf­tragte empfahl den im Laufe der Zeit neu ankommende­n Wald durch Elektrozau­n und Drahthosen als Einzelschu­tz zu schützen. Für den weiteren Teil der Wasserläuf­e im Bereich Zwiefalten wird zu einem späteren Zeitpunkt zur Fortsetzun­g der Gewässersc­hau eingeladen.

 ?? FOTO: HEINZ THUMM ?? Eine große Schar von Teilnehmer­n interessie­rte sich für die Gewässersc­hau an der Zwiefalter Ach.
FOTO: HEINZ THUMM Eine große Schar von Teilnehmer­n interessie­rte sich für die Gewässersc­hau an der Zwiefalter Ach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany