Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Biber macht Landwirten das Leben schwer
Gewässerschau an der Zwiefalter Ach mit großer Beteiligung
ZWIEFALTEN - Zur Gewässerschau an der Zwiefalter Ach fanden sich gut 30 Personen ein. Neben Behörden vertretern waren es auch Landwirte und Grundstücks besitzer, die sich für das Thema interessierten. Der Biber staut das Wasser an, was den Landwirten die Bewirtschaftung der Felder erschwert. Sachlich wurde die Problematik erörtert. Eine Lösung für Nutzer und Biber soll angestrebt werden.
Der erste Abschnitt von der Fischzucht bis nach Gossenzugen wurde rasch abgelaufen. Dort gab es keine Probleme. Von der Gossenzuger Brücke aus wurde dann der Bachverlauf beobachtet. Zum ersten Mal wurde der Bachbewuchs wegen der Hochwasser beurteilung betrachtet. Bisher wurde das Bachkraut jährlich abgemäht, jetzt wurde geurteilt, dass der Hochwasser querschnitt ausreiche, damit das Wasser ohne Beeinträchtigung abfließen könne. Auch der vorhandene Fallenstock wurde angesprochen und die Möglichkeiten und Formalitäten zum Einbau eines Wasserrads abgefragt. Die Aussichten zum Einbau eines Wasserrads erscheinen gut für einen Antragsteller.
Auf dem Weg durch das Wiesental in Richtung Zwiefalten zeigte sich dann, warum so viele Teilnehmer mitgekommen sind: Die Notwendigkeiten und Möglichkeiten zum Bibermanagement bewegten die Bürger. Paul Müller (82) konnte aus eigener Erfahrung die Zustände vor der Biberbesiedlung beschreiben. Bis 1985 verlief durch die landwirtschaftlich genutzten Flächen lediglich ein kleiner Graben .1986 wurde zur Hochwasser vorsorge ein tiefer Graben ausgebaggert. Der Graben ist inzwischen stark zugewachsen und der Wasserablauf reduziert.
Nach derHo ch wassergefähr dungs kartei st das gesamte Wiesen tal als Hochwasserschutz un dR etens ions fläche(Üb er flutungs zone) ausgewiesen. Ernst Burg mai er als Landwirt und Besitzer der oberen großen Wiese berichtete von einem deutlichen Anstieg des Wasserstands, so dass die Wiese fast nicht mehr zu bewirtschaften sei. Die nachfolgenden dem Land Baden-Württemberg gehörenden Grundstücksflächen wurden dem Zentrum für Psychiatrie für Naturschutzzwecke und zur Verpachtung an örtliche Landwirte übereignet. Auf diesem Teil wurde auch die Biotopfläche angelegt in der sich jetzt die Biberburg befindet. Große Teile der Fläche sind verpachtet und dort wird jährlich Maisanbau betrieben. Eine Fläche von etwa 20 Ar wird nicht mehr bewirtschaftet, weil sie nicht befahren werden kann weil das Grundwasser ansteht. Inzwischen zeigen sich Weiden und andere Pionierbaumarten und lassen erkennen, dass hier Wald entsteht.
Lösungen erörtert
In erstaunlich sachlichem Ton wurde die Problematik von mehreren Seiten beleuchtet und als Ziel eine vertretbare Nutzung für Landnutzer und Biber angestrebt. Dabei wurden viele Fragen besprochen. Staut der Biberdamm den Wasserabfluss zurück? Ist es wünschenswert und notwendig die Tallage offen zu halten? Welche Alternativen sind denkbar und rechtlich anwendbar? Wäre die Problematik ohne Maisanbau gleich groß? Könnte mit einer Absenkung des Wasserspiegels um 30 Zentimeter eine nachhaltige Lösung für den Wasserabfluss in den Gräben und ein Rückzug der Biber erreicht werden? Eine einfache Lösung ist nicht erkennbar. Aber es liegen mehr oder weniger konkrete Hinweise vor, um Maßnahmen zu prüfen und mit den Fachleuten zu besprechen und umzusetzen.
Auf dem weiteren Weg zeigte Förster Rüdiger Deuschle eine Laubholzfläche auf der im unteren Bereich an über 80 Laubbäumen die Rinde abgenagt wurde. Eine Untersuchung hat ergeben, dass vielfach bereits Fäulnis entstanden ist und in absehbarer Zeit die Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit beseitigt werden müssen. „Der Biber entwaldet den Hang im unteren Bereich komplett“, erklärte der Förster. Der Biberbeauftragte empfahl den im Laufe der Zeit neu ankommenden Wald durch Elektrozaun und Drahthosen als Einzelschutz zu schützen. Für den weiteren Teil der Wasserläufe im Bereich Zwiefalten wird zu einem späteren Zeitpunkt zur Fortsetzung der Gewässerschau eingeladen.