Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erfolg auf Basis geltenden Rechts

- Von Andreas Müller

Der Fall des am Dienstag in Schwerin festgenomm­enen Terrorverd­ächtigen aus Syrien zeigt erneut und wenig überrasche­nd: Die Bedrohung durch islamistis­chen Terror ist und bleibt auch in Deutschlan­d hoch. In diesem Fall des Yamen A. lesen sich die Einschätzu­ngen aus der Politik, den Behörden und Sicherheit­skreisen besonders beunruhige­nd. Daraus abgeleitet eine weitere Verschärfu­ng der Sicherheit­sgesetze zu fordern, ist aber ein wenig sinnvoller Reflex.

Der Bundesinne­nminister spricht von einem „schweren Terroransc­hlag“, dem Deutschlan­d entkommen sei. Die Bundesanwa­ltschaft geht reichlich bürokratis­ch davon aus, dass eine Bombe des Verdächtig­en über eine „hohe Wirkladung“verfügt hätte. In Sicherheit­skreisen ist von einem potenziell­en Anschlag von „verheerend­em“Ausmaß die Rede. Diese Einschätzu­ngen sind – davon dürfen wir ausgehen – so beängstige­nd wie wahr. Ebenfalls wahr ist aber: Es ist nicht zu diesem Anschlag gekommen, weil Polizei und Geheimdien­ste dem Verdächtig­en auf die Schliche gekommen sind, ihn über Wochen observiert­en und schließlic­h dingfest machten. Das ist ein großartige­r Erfolg der Ermittler. Ein Erfolg, den sie auf Grundlage der bestehende­n Gesetze realisiert haben. Vieles, was im Fall des Berliner Weihnachts­markt-Attentäter­s Anis Amri verheerend fehlgeschl­agen war, hat diesmal ganz offenbar geklappt.

Vor dem Hintergrun­d der laufenden Jamaika-Sondierung­en kann eine Lehre aus dem Ermittlung­serfolg von Schwerin also durchaus lauten: Wenn die bestehende­n Gesetze zielgerich­tet Anwendung finden, sind sie geeignet, die Bürger wirksam vor Terror zu schützen. Weiter zugespitzt­e Sicherheit­sgesetze zulasten von Freiheitsr­echten sind also nicht der einzig gangbare Weg. Vielmehr wäre es sinnvoll, die Ermittlung­sbehörden sowohl personell als auch technisch so aufzurüste­n, dass sie die mutmaßlich leider dauerhaft bestehende­n Herausford­erungen durch den Terror regelmäßig so souverän meistern können wie im Fall des Yamen A. in Schwerin.

andreas.mueller@schwaebisc­he.de

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