Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Täter von New York schwor IS Gefolgschaft
Mindestens acht Tote bei Angriff mit Transporter – Trump kündigt Konsequenzen an
NEW YORK (AFP/dpa) - Der Attentäter von New York hat seine Bluttat im Namen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) begangen. Die Polizei stellte nach eigenen Angaben vom Mittwoch Schriftstücke sicher, in denen der aus Usbekistan eingewanderte Täter dem IS Gefolgschaft geschworen habe. Offenbar hatte er sich unbemerkt radikalisiert, ehe er am Dienstag mit einem Kleintransporter Radfahrer und Fußgänger überfuhr und dabei mindestens acht Menschen tötete. Berichte, wonach ein Anschlagsopfer aus Deutschland stammt, erwiesen sich im Laufe des Mittwoch als falsch.
Bei der Ausführung der Tat habe sich der 29-jährige Angreifer „fast bis aufs i-Tüpfelchen genau“an Instruktionen gehalten, die der IS in sozialen Medien veröffentlicht hatte, sagte John Miller, Sprecher der New Yorker Polizei. Die Tat habe er mehrere Wochen vorbereitet. Vor dem Anschlag hatte er unauffällig gelebt, weder die Bundespolizei FBI noch die New Yorker Polizei hätten je gegen ihn ermittelt, sagte Miller.
Die Ermittlungen deuten bislang darauf hin, dass der dreifache Vater ein Einzeltäter war. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sagte, der Usbeke habe sich erst in den USA radikalisiert. Augenzeugen berichteten, beim Verlassen des Wagens habe er „Allahu Akbar“(arabisch für: Gott ist groß) gerufen. Ein Polizist schoss den Angreifer nieder, der verletzt in ein Krankenhaus gebracht wurde.
Der Attentäter lebte offenbar seit 2010 legal in den Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter, der Mann sei über die sogenannte Green-Card-Lotterie ins Land gekommen. Diese Verlosung verschafft jährlich bis zu 50 000 Ausländern aus aller Welt einen dauerhaften Aufenthaltsstatus mit Arbeitserlaubnis in den USA. Davon profitieren jedes Jahr auch viele Deutsche. Als Reaktion auf den Anschlag vom Dienstag stellt Trump diese Praxis nun infrage. „Ich beginne noch heute den Prozess, die Lotterie abzuschaffen“, sagte er vor einer Kabinettssitzung am Mittwoch in Washington.
Die traditionelle Halloween-Parade am Dienstag, zu der mehr als eine Million Menschen kamen, fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen trotz des Attentats statt. Dasselbe ist auch für den New-York-Marathon in der kommenden Woche geplant. Es würden rund 51 000 Läufer und 2,5 Millionen Zuschauer erwartet, teilten die Behörden mit.
Als George Papadopoulos beim US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump anheuerte, war er ein unbeschriebenes Blatt. Es dauerte nicht lange, bis der New Yorker Bauunternehmer den Senkrechtstarter aus Chicago über den grünen Klee lobte. „George Papadopoulos, Öl- und Energieberater, ein exzellenter Typ“, stellte er ihn bei der „Washington Post“vor.
Heute tut das Weiße Haus so, als wäre der Berater mit griechischen Wurzeln völlig bedeutungslos gewesen. In Wahrheit könnte er der Stein sein, der alles ins Rollen bringt. Seit Montag weiß man, dass der 30-Jährige mit Robert Mueller kooperiert, dem Sonderermittler in der Russlandaffäre um Trump.
Was Papadopoulos den Ermittlern bislang anvertraute, beweist zwar noch nichts. Aber es zeigt, wie erpicht Trumps Leute darauf waren, vom Kreml belastendes Material über die Rivalin Hillary Clinton zu bekommen.
Kaum in Trumps Team eingestiegen, traf sich der ehrgeizige Wahlhelfer mehrfach mit Joseph Mifsud, einem aus Malta stammenden Professor, der sich bester Verbindungen nach Moskau rühmte. Dieser vermittelte Kontakte, die angeblich ins russische Außenministerium führten. Kanäle, über die Trumps junger Adlatus eine bahnbrechende Begegnung zu arrangieren versuchte – „zwischen uns und der russischen Führung“, wie er einem Vorgesetzten schrieb. Ende April 2016 ließ Mifsud ihn wissen, dass Russland „Schmutz“zu Hillary Clinton liefern könne. Die Russen hätten Tausende E-Mails aus Clintons Fundus in ihrem Besitz.
Das alles hat Papadopoulos den Ermittlern erzählt, seit er vor drei Monaten in Washington vom FBI verhaftet wurde. Im Januar, beim ersten Verhör, hatte er seine Kontakte noch heruntergespielt, Mifsud als Nobody charakterisiert und kurz darauf sein FacebookKonto gelöscht – wohl in dem Bemühen, Spuren zu verwischen. Nun packt er aus – auf Milde hoffend, nachdem er sich des Meineids schuldig bekannt hatte. Frank Herrmann