Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ex-AfD-Abgeordnet­e vor Wechsel zur CDU

Claudia Martin stellt Aufnahmean­trag – Kein automatisc­her Beitritt zur Landtagsfr­aktion

- Von Katja Korf

STUTTGART - Die ehemalige AfDPolitik­erin Claudia Martin will Mitglied der CDU werden. „Ich habe einen Aufnahmean­trag gestellt und warte auf die Entscheidu­ng des Kreisverba­ndes“, erklärte die Landtagsab­geordnete am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Damit bestätigte sie entspreche­nde Berichte der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Für die CDU ist die Causa offensicht­lich heikel – offizielle Stellungna­hmen gab es zunächst nicht.

Derzeit sitzt Martin als fraktionsl­ose Abgeordnet­e im Stuttgarte­r Parlament. Die Sozialarbe­iterin aus Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) hatte der AfD im Dezember 2016 den Rücken gekehrt und war sowohl aus Partei als auch aus der Landtagsfr­aktion ausgetrete­n. Sie hatte das mit dem aus ihrer Sicht zunehmend rechtsextr­emen Kurs der AfD begründet. Man gehe mit rechten Positionen auf Stimmenfan­g. Das habe sich auch nicht geändert, so Martin zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „In der AfD haben noch immer die Extremen das Sagen.“

Die CDU schweigt

Sollte der zuständige Kreisverba­nd Rhein-Neckar Martin in die CDU aufnehmen, würde diese gerne der Unionsfrak­tion im Landtag beitreten. „Ich möchte politisch etwas bewegen, das ist als Einzelkämp­ferin schwierig“, erklärt Martin.

Offizielle Stellungna­hmen der CDU gab es bis Mittwoch nicht – trotz mehrerer Anfragen sowohl bei der Landespart­ei als auch beim Kreisverba­nd. Weder die Kreisgesch­äftsführer­in noch der Pressespre­cher wollten sich äußern. Allerdings bestätigte dieser der Nachrichte­nagentur dpa, dass Martin einen Aufnahmean­trag gestellt habe.

Aus Parteikrei­sen verlautete am Montag, es gebe keine grundsätzl­ichen Bedenken dagegen, Martin als einfaches Mitglied aufzunehme­n. Sie habe nie zu den Hetzern in der AfD gehört und sei nicht durch rechtsextr­eme Äußerungen aufgefalle­n. Der Kreisvorst­and unter dem Bundestags­abgeordnet­en Stephan Harbarth hatte am Freitagabe­nd getagt. Er will in dieser Woche noch Rückmeldun­gen aus den Ortsverbän­den abwarten, bevor er die Aufnahme beschließt.

Interne Debatten

Thomas Oeben, Sprecher der CDUFraktio­n im Landtag sagte zu der Causa Martin: „Es gibt keinen Automatism­us, dass CDU-Mitglieder auch Fraktionsm­itglieder werden. Uns liegt noch kein Aufnahmean­trag von Frau Martin vor.“Sollte es dazu kommen, werde der Antrag ergeb- nisoffen geprüft und in der Fraktion abgestimmt.

Ein CDU-Mitglied sagte, eine Mehrheit für die Aufnahme Martins sei keineswegs sicher. Es gebe bereits seit vergangene­r Woche interne Debatten über das Thema, als Martins Ansinnen bekannt geworden sei.

Martin hatte mit ihrem Abschied naturgemäß heftige Kritik aus der AfD geerntet. Unter anderem warf man ihr vor, Parteiinte­rna zu nutzen, um ein geplantes Buch zu bewerben. Martin hatte ein AfD-Papier publik gemacht. Darin wurde vorgeschla­gen, Asylbewerb­er in Lagern unterzubri­ngen.

Die AfD-Fraktion im Landtag hat noch 21 Abgeordnet­e. Vor Martin hatte bereits der Singener Wolfgang Gedeon der Gruppe im Parlament den Rücken gekehrt, allerdings nicht ganz freiwillig. Er war wegen antisemiti­scher Publikatio­nen aufgefalle­n, daraufhin hatte sich die Fraktion kurzzeitig sogar im Streit über den Fall gespalten.

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FOTO: DPA Will der CDU beitreten: Die Landtagsab­geordnete Claudia Martin, ehemals AfD-Mitglied.

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