Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Von Sauerkraut und Sauberkeit

Eigentlich kam der Nigerianer McDonald Nwandu nur für eine Stippvisit­e nach Deutschlan­d – Heute ist er zur Freude des Innenminis­ters eingebürge­rt

- Von Larissa Schwedes

STUTTGART (dpa/lsw) - Deutscher könnte seine Antwort wohl nicht sein: „Die Sauberkeit und Ordnung“gefielen ihm besonders an der BRD, sagt der Priester McDonald Nwandu aus Nigeria. Er kann sich schon seit drei Jahren offiziell zu den deutschen Staatsbürg­ern zählen – und tut das mit Begeisteru­ng. „Deutschlan­d ist meine Heimat, ich fühle mich sehr wohl hier. Und ich mag Sauerkraut.“

Nwandu ist einer von rund 300 Gästen, die Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitag mit einem festlichen Empfang im Stuttgarte­r Schloss empfing und in Deutschlan­d willkommen hieß. Auf den Stühlen der Gäste: das Grundgeset­z. In ihren Ohren: deutsche Blasmusik. „Mit Ihrem Antrag auf die deutsche Staatsbürg­erschaft haben Sie sich selbst ein Geschenk gemacht – aber auch uns als Staat“, sagte Strobl zu den frischgeba­ckenen Deutschen.

Es ist eine Premiere, dass das Land seine neuen Bürger offiziell willkommen heißt. Der Minister will damit den Ruf Baden-Württember­gs als weltoffene­s und vielfältig­es Bundesland stärken. Er sprach sich für ein neues Zuwanderun­gsgesetz aus, das alle Gesetze über Migration, Einwanderu­ng und Asyl bündeln solle.

Obwohl es in Teilen der Bevölkerun­g Ängste gebe, meinte Strobl: „Ich glaube nicht, dass Abschottun­g die Herausford­erungen unserer Zeit lösen kann.“Mit Blick auf die Integratio­n fügte er hinzu: „Wir in BadenWürtt­emberg müssen tun, was wir am besten können: die Ärmel hochkrempe­ln und uns der Aufgabe annehmen“.

Bei Nwandu ist das gelungen: Schon im Jahr 2005 kam der Priester für seine Promotion nach Würzburg, doch eigentlich wollte er nicht lange bleiben. Nun lebt er in einem Kloster auf der Schwäbisch­en Alb und freut sich, deutscher Bürger sein zu dürfen. Als Priester und Seelsorger in einer großen Gemeinde in Albstadt ist er nah dran an den Menschen. „Mit der Zeit kommt sogar die Erkenntnis des Schwäbisch­en“, erzählt Nwandu, der den Dialekt seiner Wahlheimat gerne selbst sprechen würde.

Nicht erst seit gestern ist BadenWürtt­emberg ein Einwanderu­ngsland. Die Tendenz der Neueinbürg­erungen war dem Statistisc­hen Landesamt zufolge – mit Ausnahme des Jahres 2013 – seit 2009 steigend. Im vergangene­n Jahr wurden 17 791 Ausländer eingebürge­rt. Vom Niveau der Einbürgeru­ngen um die Jahrtausen­dwende ist man heute allerdings weit entfernt: Im Jahr 2000 zählte das Land mehr als 29 000 neue Bürger aus dem Ausland.

Die Türken bildeten 2016 mit knapp 3000 Neubürgern die größte Gruppe. Doch nicht nur die angespannt­e politische Situation in der Türkei, sondern auch der Brexit zeigte seine Folgen: Die Anzahl der Briten verfünffac­hte sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe auf 386. Bei einem möglichen EU-Austritt Großbritan­niens ohne Übergangs- und Anschlussl­ösung könnte sich diese Zahl Prognosen des Statistika­mtes zufolge in den kommenden zwei Jahren nochmals erhöhen.

Nwandu erhielt seine Urkunde schon im Jahr 2014, seitdem hat sich für den gebürtigen Nigerianer viel verändert: Seit er Deutscher ist, ist er in seinem Wohnort bei der Freiwillig­en Feuerwehr aktiv. Auch an seine erste Wahl erinnert sich der Katholik gern. Und: „Mit dem deutschen Pass kann ich ein- und ausreisen, problemlos und ganz ohne Visum.“

Seine nigerianis­che Staatsbürg­erschaft durfte Nwandu behalten – genau wie 60 Prozent der neuen Deutschen, die 2016 eingebürge­rt wurden. Mindestens einmal im Jahr besucht der Priester seine alte Heimat. „Natürlich im Winter, wenn es hier kalt und dort warm ist“, sagt Nwandu. Denn so gut seine Integratio­n auch gelungen ist – mit dem Klima auf der Schwäbisch­en Alb ist Nwandu noch nicht warm geworden.

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FOTO: DPA Der Geistliche McDonald Nwandu ist aus Sicht von Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) ein gutes Beispiel für Zuwanderun­g, wie sie sein sollte.

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