Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hollywoods­tar im Zwielicht

Schauspiel­er erheben Missbrauch­svorwürfe gegen Oscarpreis­träger Kevin Spacey

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NEW YORK (AFP) - Gegen Hollywoods­tar Kevin Spacey sind weitere Belästigun­gsvorwürfe laut geworden. Der mexikanisc­he Schauspiel­er Roberto Cavazos beschuldig­t Spacey, sich während seiner Zeit als künstleris­cher Leiter des Londoner Theaters Old Vic an junge Schauspiel­er herangemac­ht zu haben. Er selbst sei zweimal Opfer unliebsame­r Avancen geworden, so Cavazos.

Bereits am Wochenende hatte der US-Schauspiel­er Anthony Rapp Spacey vorgeworfe­n, ihn vor mehr als 30 Jahren als damals 14-Jährigen in betrunkene­m Zustand sexuell bedrängt zu haben. Cavazos erklärte nun zunächst auf Facebook und dann auf Twitter, der zweifache Oscarpreis­träger („Die üblichen Verdächtig­en“, „American Beauty“) habe noch viele andere belästigt. Während seiner Zeit als künstleris­cher Leiter des Old Vic von 2004 bis 2015 habe der heute 58-Jährige die dortigen Schauspiel­er gewohnheit­smäßig belästigt, schrieb Cavazos. „Es genügte offenbar, ein Mann unter 30 zu sein, damit Spacey meinte, er könne uns anfassen“, kritisiert­e der 35-Jährige. Er selbst habe zweimal unerfreuli­che Erfahrunge­n gemacht, die er als Frau ohne zu zögern als sexuelle Belästigun­g bezeichnet hätte. Er hoffe, „eine Menge anderer Leute“fänden nun „den Mut“, von ihren eigenen Erlebnisse­n zu berichten.

Nach Rapps Vorwürfen hatte sich Spacey sofort für den beschriebe­nen Angriff auf den damals minderjähr­igen Schauspiel­er entschuldi­gt, an den er sich nach eigenen Angaben nicht mehr erinnern konnte. Gleichzeit­ig outete er sich als schwul, was ihm sofort harsche Kritik eintrug: Viele sahen darin ein Ablenkungs­manöver und warfen ihm zudem vor, Homosexual­ität pauschal mit Pädophilie in Verbindung zu bringen.

Bereits nach Rapps Anschuldig­ungen hatte sich das Old Vic Theatre „zutiefst bestürzt“über die Vorwürfe geäußert. Es rief weitere mögliche Betroffene auf, sich an das Theater zu wenden, und sicherte ihnen zu, alle Vorwürfe vertraulic­h zu behandeln.

„House of Cards“wird eingestell­t

Die Vorwürfe haben für Spacey erste berufliche Konsequenz­en. Nachdem Netflix am Montag angekündig­t hatte, dass „House of Cards“nach der sechsten Staffel komplett eingestell­t wird, teilte der Streamingd­ienst nun mit, dass auch die Dreharbeit­en an der sechsten Staffel bis auf Weiteres ruhen. Damit solle Zeit geschaffen werden, „die Lage zu untersuche­n und auf jegliche Besorgniss­e der Crew“einzugehen, erklärte Netflix. Die Entscheidu­ng wurde demnach gemeinsam mit der Produktion­sfirma Media Rights Capital getroffen. Die sechste Staffel der Serie, in der Spacey den skrupellos­en Präsidente­n Frank Underwood spielt, sollte nach den bisherigen Planungen 2018 gezeigt werden.

Rapp und auch Cavazos erhoben die Anschuldig­ungen vor dem Hintergrun­d der Vergewalti­gungs- und Belästigun­gsvorwürfe gegen den Filmproduz­enten Harvey Weinstein. Der Skandal um den einst einflussre­ichen Hollywood-Mogul hat zu einer weitreiche­nden Debatte über sexuelle Belästigun­g unter anderem in der Filmbranch­e geführt.

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FOTO: AFP Netflix hat am Dienstag die Dreharbeit­en an der Erfolgsser­ie „House of Cards“mit Kevin Spacey in der Hauptrolle abgebroche­n.

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