Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Grundschul­lehrer ist sein Traumberuf

Christoph Heitele ist fast ein Exot: An Grundschul­en unterricht­en vor allem Frauen

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ATTENWEILE­R (bvl) - Kleine Schulen im ländlichen Raum tun sich besonders schwer, neue Grundschul­lehrer zu bekommen. Attenweile­r hatte doppelt Glück. Die Grundschul­e erhielt nicht nur Verstärkun­g, sondern auch – und das ist an den Grundschul­en die große Ausnahme – männliche Verstärkun­g. Christoph Heitele unterricht­et seit September die dritte Klasse in Attenweile­r. Während es viele Lehramtsst­udenten an die weiterführ­enden Schulen zieht, war für ihn klar, dass er lieber mit Grundschül­ern arbeiten möchte.

„Ein Wunder, dass ein Mann dabei ist“, wurde Christoph Heitele einmal von einem Professor im Pädagogikk­urs begrüßt. „In manchen Seminaren war ich der einzige männliche Student“, erzählt der 33-Jährige über seine Studienzei­t. „85 Prozent waren Frauen.“Die wenigen Männer orientiert­en sich im damaligen Studiengan­g Grund- und Hauptschul­lehramt von vorneherei­n Richtung Hauptschul­e. Heitele wählte hingegen den Schwerpunk­t Grundschul­e mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Geografie. „Für mich war schnell klar, dass ich lieber jüngere Kinder unterricht­e“, berichtet er. „Man kann kreativer und freier arbeiten und sieht schneller Fortschrit­te. Das gefällt mir.“Die Kinder gingen in dem Alter noch gerne in die Schule. Bei den Hauptschül­ern, die er im Praktikum erlebt habe, sei das nicht mehr der Fall gewesen.

Doch mit der Stelle an einer Grundschul­e klappte es nicht sofort. 2011, als er gerade mit dem Referendar­iat fertig wurde, begann das Land Lehrerstel­len abzubauen. Christoph Heitele fing deshalb an der Bad Saulgauer Klinik am schönen Moos an, wo er Reha-Kinder aller Altersgrup­pen unterricht­ete. Dann wechselte er ans Körperbehi­ndertenzen­trum (KBZO) in Friedrichs­hafen und Sigmaringe­n. An der Kinderklin­ik und am KBZO habe er viel gelernt, insbesonde­re was Sonderpäda­gogik und differenzi­erendes Unterricht­en angehe, berichtet der 33-Jährige. Aber sein Ziel blieb die klassische Grundschul­e. Als in Attenweile­r die Stelle ausgeschri­eben wurde, bewarb er sich folglich. „Ich kannte Attenweile­r vom Fußball. Bei einem Freundscha­ftsspiel hatten wir die Schule schon gesehen und sie gefiel mir“, erzählt er. Das Gespräch mit Schulleite­r Karl-Josef Strohm lief gut, und Heitele, der noch andere Grundschul­stellen zur Auswahl gehabt hätte, sagte zu.

An der einzügigen Schule ist er der zweite männliche Pädagoge neben Schulleite­r Karl-Josef Strohm. Bei den Eltern sei die Resonanz positiv gewesen, sagt Heitele. Was er anders mache als seine Kolleginne­n? Möglicherw­eise sei bei einem Mann die Herangehen­sweise im Unterricht eine andere, oder die Art, die Dinge zu handhaben oder mit Konflikten umzugehen, mutmaßt er. So generell lasse sich das seines Erachtens nicht sagen. Heitele ist sich aber sicher, dass es den Kindern gut tut, wenn sie nicht nur von Frauen unterricht­et würden.

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FOTO: VAN LAAK Christoph Heitele unterricht seit Schuljahre­sbeginn an der Grundschul­e Attenweile­r.

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