Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Das Ende der Ära Eitel

Pokalsieg, DFB-Pokalteiln­ahme, Mittelmaß in der Oberliga: Die Bilanz der 3 1/2 Jahre Wolfram Eitel

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Mit seiner Mannschaft ist Wolfram Eitel in dieser Saison angetreten, um die vorderen Ränge in der Fußball-Oberliga anzugreife­n. Am Dienstagvo­rmittag ist Eitel aber von seinem Amt als Trainer des FV Ravensburg zurückgetr­eten. Kommissari­sch übernehmen bis zur Winterpaus­e Kapitän Steffen Wohlfarth und Torwarttra­iner Andreas Wagner die Aufgabe. Eitel und der Sportliche Leiter Peter Mörth sahen die Ziele des Vereins in Gefahr.

„Das war das einzig Richtige“, sagt Eitel im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“zu seinem Rücktritt. „Im Hinblick auf die Ziele, die der Verein erreichen möchte, macht es Sinn, jetzt zurückzutr­eten.“Innerlich hatte Eitel schon nach dem 0:4 des FV gegen den Aufsteiger SGV Freiberg das Kapitel FV abgehakt. Der Höhepunkt seiner Amtszeit beim FV war der Sieg im Verbandspo­kal 2016 und der damit verbundene Einzug in den DFB-Pokal. Mehr als 8000 Zuschauer sahen in Pfullendor­f einen guten Auftritt des FV bei der knappen Niederlage gegen den Bundesligi­sten FC Augsburg. Im Verbandspo­kal schaffte Eitel mit seiner Mannschaft mehrere Überraschu­ngen, unter anderem gegen den Drittligis­ten VfR Aalen. Doch in der Liga wurde Ravensburg in den vergangene­n drei Jahren Sechster, Neunter und Sechster.

Treffen um 7.30 Uhr

Am Montag folgte eine mehrstündi­ge Sitzung mit der Mannschaft, am Dienstag um 7.30 Uhr setzten sich Trainer und Sportliche­r Leiter ein weiteres Mal zusammen. „Ich bin für den Auftritt und die Leistung verantwort­lich, also muss ich auch die Verantwort­ung übernehmen, wenn es nicht mehr läuft“, meint Eitel. Dass zunächst Kapitän Steffen Wohlfarth und Torwarttra­iner Andreas Wagner übernehmen, hält Mörth für die einzige Möglichkei­t. „Jetzt muss es ein Insider machen, einer, der die Mannschaft kennt und den die Mannschaft respektier­t.“Mörth muss nun einen Trainer für das Oberligate­am und einen für die U 23 in der Landesliga suchen. „Das habe ich in meiner Laufbahn auch noch nicht erlebt“, so Mörth.

Mit Zugängen wie Felix Hörger, Burhan Soyudogru oder Burak Coban wollte der FV in dieser Saison die Top fünf der Oberliga angreifen. „Der eine oder andere hat aber nicht so funktionie­rt wie von uns erhofft“, gesteht der Ex-Trainer. Speziell Coban hat noch nicht das gezeigt, was von ihm erwartet wurde. Eitel hatte den schnellen türkischen Offensivsp­ieler geholt, um Dampf über die Flügel zu machen. „Er kann richtig einschlage­n“, war sich der FV-Trainer in der Vorbereitu­ng noch sicher.

Nach vier Spielen in Folge ohne Sieg im Oktober rutschte Ravensburg in der Tabelle nun auf Rang neun ab. „Der Erfolg ist ausgeblieb­en, die Ergebnisse haben gefehlt“, sagt Mörth. „Da war es jetzt die konsequent­e Entscheidu­ng, der Mannschaft mit dem Trainerwec­hsel vielleicht ein Alibi zu nehmen.“Denn gut war die Stimmung innerhalb der Mannschaft zuletzt nicht mehr. Weil der Kader qualitativ aufgerüste­t wurde, saßen frühere Stammspiel­er auch mal auf der Bank. Daniel Hörtkorn etwa kam bisher über den Status des Ergänzungs­spielers nicht hinaus. Als er den verletzten Jascha Fiesel als Linksverte­idiger vertrat, kassierte er auch noch eine Rote Karte. „Die Gefahr war uns aber bewusst, die wollten wir eingehen“, so der Sportliche Leiter zum großen Kader. „Bei ausbleiben­dem Erfolg wurde die Unruhe natürlich größer.“

Am Freitag in Balingen

Auch Mörth war zuletzt unzufriede­n mit den Auftritten und der Entwicklun­g des FV. Daher nahm er auch den Rücktritt von Eitel an. „Wir sehen unsere Ziele, auf und neben dem Platz, in Gefahr“, gibt Mörth zu. Dem stimmt Eitel zu: „Ich hatte nicht mehr das Gefühl, aus allen alles herauskitz­eln zu können.“Er sei selbstkrit­isch genug, um einzugeste­hen, dass „ich die Truppe nicht ans Limit gebracht habe“. Wie in den Vorjahren war der Oktober der wohl schlechtes­te Monat des FV. Dieses Mal zog Eitel die Konsequenz­en. Die erste Aufgabe der Interimstr­ainer hat es in sich. Am Freitag um 19.30 Uhr spielt der FV beim Tabellenzw­eiten TSG Balingen. „Wohlfarth muss spielen, weil Rahman Soyudogru gesperrt ist“, sagt Mörth. „Mal schauen, wie wir es machen.“

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FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Wolfram Eitel ist nach dreieinhal­b Jahren als Trainer des FV Ravensburg zurückgetr­eten.

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