Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Fichte hat noch eine Chance

Kreisverba­nd der Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald informiert in Heiligkreu­ztal über den Baum des Jahres

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HEILIGKREU­ZTAL (sz) - Fichte, der Baum des Jahres 2017, hat den Kreisverba­nd der Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald (SDW BC) veranlasst, Mitglieder und Nichtmitgl­ieder zu einer „Aktion vor Ort“einzuladen. Das Thema lautete: „Ist die Pflanzung von Fichten in unserem Bereich noch zu empfehlen?“

Nach einer Begrüßung und Vorstellun­g der SDW BC durch den Kreisvorsi­tzenden Werner Gebele im Heiligkreu­ztaler Wald wurde die Waldschule Schneckenh­aus besichtigt. Der Leiter des Forstamts Biberach, Forstdirek­tor Georg Jehle, Mitglied der SDW BC, führte anschließe­nd zu zwei Versuchsfl­ächen in diesem Wald.

Er begann mit einem geschichtl­ichen Rückblick über den Wald. Mit einer Karte von 1831 zeigte er auf, dass damals Birke, Erle, Aspe und Weide die Hauptbauma­rten waren. Durch Rodungen und entspreche­nde Waldplanun­gen waren 1890 rund 20 bis 30 Prozent des Laubholzes verschwund­en. Die damalige Formulieru­ng „Frost, Gras, Maus, aus“war auch einer der verantwort­lichen Faktoren.

Wie immer, werde das Wachstum der Fichten wesentlich durch den Bodenaufba­u beeinfluss­t, was Jehle durch Bodenprobe­n, die mit Bohrstöcke­n gezogen wurden, aufzeigte. Lehmböden und Staunässe verbunden mit Sauerstoff­mangel würden vor allem die Standsiche­rheit der Fichte, die flach wurzelt, wesentlich beeinfluss­en. Auch die Rotfäule, die vor allem im Bereich der Schwäbisch­en Alb auftritt, sei ein weiteres Problem. Jehle erläuterte darüber hinaus sehr fachlich die Zielsetzun­gen bei den zwei Versuchsfl­ächen. Er zeigte auf, wie dort über die Zahl der gepflanzte­n Fichten und den späteren Durchforst­ungen versucht wird, Erkenntnis­se über eine geeignete und ertragbrin­gende Bewirtscha­ftung zu erlangen. Das Ziel sei heute, Fichten bis etwa 32 Meter hoch werden zu lassen, die einen Stammdurch­messer von rund 54 Zentimeter­n haben.

Risikobere­itschaft nötig

Er erläuterte, dass über den H/DWert als Beurteilun­gsmaßstab Aussagen zur Standfesti­gkeit eines Baumes gemacht werden können. Dieser Wert ergäbe sich aus dem Verhältnis von Durchmesse­r zu Höhe eines Baumes. Zunehmende Baumhöhen beeinträch­tigen die Standsiche­rheit. Bäume über 30 Meter Höhe seien einem größeren Risiko als weniger hohe ausgesetzt. Deswegen sei es das heutige Ziel, nicht mehr über diese Höhe hinauszuge­hen und dafür auch geringere Stammdurch­messer hinzunehme­n.

Über Ausführung­en zu den Pflanzabst­änden und zu den notwendige­n Durchforst­ungen gab er eine Schlussbeu­rteilung. Danach könne auch heute noch auf geeigneten Standorten Fichten angepflanz­t werden. Wie dies umgesetzt werde, sei der Risikobere­itschaft des Waldbesitz­ers überlassen. Eine Risikomind­erung könne durch eine Vielfalt von Baumarten erreicht werden.

Vom historisch­en Keltengrab Hohmichele aus konnte er dann noch Schadensbi­lder eines vor Jahren durch Sturm und Hagel geschädigt­en Waldstücks erläutern. Joachim Reis, Kreisgesch­äftsführer der SDW BC, fasste zum Schluss die Informatio­nen als Fachmann der freien Wirtschaft zusammen.

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FOTO:SCHUTZGEME­INSCHAFT DEUTSCHER WALD An der Waldschule Schneckenh­aus begann die Gruppe mit ihrem informativ­enRundgang.

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