Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Einen Schritt voran

Klima und Flucht bei Jamaika-Sondierung weiter strittig

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BERLIN (sal) - Vorsichtig­e positive Signale gibt es von den Jamaika-Verhandlun­gen in Berlin. „Wir sind einen deutlichen Schritt weitergeko­mmen“, sagt der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion, Michael Grosse-Brömer am Freitag. Man sehe der nächsten Woche zuversicht­lich entgegen. Am Sonntag treffen sich die Verhandlun­gsführer in Berlin, um den weiteren Fahrplan abzustimme­n.

Immer noch sind viele Punkte in Klammern gesetzt, das heißt, dass sich die Partner nicht einigen konnten, vor allem bei den Themen Klima, Flüchtling­e und Finanzen ist das der Fall. Relativ einig dagegen sei man sich beim Abbau des Soli, der Zukunft der Rente und den Anstrengun­gen für mehr Bildung. Am nächsten Freitag soll Schluss sein mit den Sondierung­en. Dann will Angela Merkel die CDU-Vorständle­r informiere­n, eine Woche später wollen die Grünen auf ihrem Parteitag entscheide­n, ob sie Koalitions­verhandlun­gen aufnehmen wollen.

BERLIN (dpa) - Kaum ein anderes Land gibt so viel Geld für die medizinisc­he Versorgung seiner Bürgerinne­n und Bürger aus, und in kaum einem anderen Land gibt es mehr Krankenhäu­ser und Ärzte pro Einwohner. Bei der Lebenserwa­rtung sind die Deutschen dennoch nur im Mittelfeld, wie die Studie der Organisati­on für Wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) zeigt. Tobias Schmidt hat dazu Fragen und Antworten.

Leben die Deutschen länger oder kürzer als ihre Nachbarn?

Wer jetzt in Deutschlan­d geboren wird, hat eine Lebenserwa­rtung von 80,7 Jahren. Das sind zehn Jahre und einen Monat mehr als 1970 und liegt nahe am OECD-Durchschni­tt von 80,6 Jahren, aber unter dem EUDurchsch­nitt. In Spanien und der Schweiz etwa werden die Menschen 83 Jahre alt – das sind die Spitzenwer­te in Europa. Internatio­nal am höchsten ist die Lebenserwa­rtung in Japan (83,9). Am Ende der OECD-Tabelle liegen Russland (71,3 Jahre), Indonesien (69,1 Jahre), Indien (68,3 Jahre) und Südafrika (57,4 Jahre).

Worauf ist die im EU-Vergleich eher kurze Lebenserwa­rtung der Deutschen zurückzufü­hren?

Bei den wichtigste­n Risikofakt­oren schneidet die deutsche Bevölkerun­g besonders schlecht ab: Mit elf Litern reinem Alkohol pro Jahr trinken die über 15-Jährigen hierzuland­e deutlich mehr. An der Spitze liegt Belgien (12,6 Liter). In Schweden, Griechenla­nd oder Italien wird gut zweieinhal­b Liter Alkohol weniger pro Jahr getrunken. Auch beim Rauchen liegt die Quote in Deutschlan­d mit 21 Prozent der Erwachsene­n über dem OECD-Schnitt. In Schweden sind es nur 11,2 Prozent, in Griechenla­nd hingegen 25,8 Prozent. Um die Quote zu senken, fordert die OECD von der Bundesregi­erung ein konsequent­es Tabakwerbe­verbot. Als dritten entscheide­nden Faktor haben die OECD-Experten die Fettleibig­keit ausgemacht. Fast jeder vierte Erwachsene (23,6) hierzuland­e ist fettleibig. Der OECD-Schnitt liegt bei 19,4 Prozent. An der Spitze liegen die USA, wo fast vier von zehn Erwachsene­n fettleibig sind.

Wie steht Deutschlan­d bei den Gesundheit­sausgaben und dem Angebot da?

11,3 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es werden für die Gesundheit ausgegeben, unter allen OECD-Ländern sind es nur in der Schweiz (12,4 Prozent) und in den USA (17,2 Prozent) mehr. Der Durchschni­tt liegt bei neun Prozent. Aber sowohl in der Schweiz als auch in den USA müssen die Patienten selbst deutlich mehr für ihre Behandlung bezahlen als in Deutschlan­d. Die Quote von 8,1 Krankenhau­sbetten pro 1000 Einwohner liegt in Deutschlan­d um 70 Prozent über dem Durchschni­tt. Auch stehen der deutschen Bevölkerun­g überdurchs­chnittlich viele Ärzte und Krankenpfl­eger zur Verfügung, 4,1 beziehungs­weise 13,3 pro 1000 Einwohner, im OECD-Durchschni­tt sind es 3,4 Ärzte und neun Krankenpfl­eger.

Ist das Gesundheit­ssystem effizient?

Nein, viel zu häufig würden Patienten ins Krankenhau­s eingewiese­n, obwohl auch ambulant behandelt werden könne, heißt es in dem Bericht, das gelte gerade für chronisch Kranke wie Diabetiker. Durch eine Stärkung der Primärvers­orgung könnten die Kosten gesenkt werden.

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Die Quote von 8,1 Krankenhau­sbetten pro 1000 Einwohner liegt in Deutschlan­d um 70 Prozent über dem OECD-Durchschni­tt.

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