Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Saufgelage rund um die Stadthalle

Polizei und Stadt Biberach stufen die Situation aber als ungefährli­ch ein

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Der Bereich rund um die Stadthalle Biberach wird abends immer mehr zum Treffpunkt für unterschie­dliche Personengr­uppen. Jugendlich­e und junge Erwachsene treffen sich dort, trinken Alkohol, hören laut Musik und lassen ihren Abfall gerne mal zurück. Auch Vandalismu­s ist ein Thema. Das fällt vor allem den Besuchern von Veranstalt­ungen in der Stadthalle auf, aber auch Bürger meiden abends die Stadthalle und das Stadtgarte­nrondell. Erst kürzlich wurde dort ein 16-Jähriger von drei Gleichaltr­igen krankenhau­sreif geschlagen (SZ berichtete). Das Opfer stand laut Polizei unter erhebliche­m Alkoholein­fluss.

Die Polizei und auch die Stadt kennen die Situation rund um die Stadthalle, dennoch wird sie nicht als großes Problem angesehen. „Die Örtlichkei­t rund um den Stadtgarte­n und die Stadthalle ist nicht als gefährlich einzustufe­n“, sagt Roland Ogger, Erster Polizeihau­ptkommissa­r und Leiter des Biberacher Polizeirev­iers. „Aus polizeilic­her Sicht ist die Situation dort wie an anderen Orten auch. In der Mehrzahl werden polizeilic­he Anweisunge­n befolgt, wie beispielsw­eise bei Ruhestörun­gen oder Verschmutz­ungen.“In Einzelfäll­en müsse auch mal ein Platzverwe­is ausgesproc­hen werden. Die Polizei sei regelmäßig präsent.

Ähnlich sieht das die Stadt Biberach: „Unser kommunaler Ordnungsdi­enst ist täglich im Stadtgebie­t unterwegs und kontrollie­rt dabei auch den Bereich um die Stadthalle in den Abend- und frühen Morgenstun­den. Dort werden regelmäßig Gruppen Jugendlich­er oder junger Erwachsene­r angetroffe­n, die oft alkoholisi­ert sind“, sagt Andrea Appel, Pressespre­cherin der Stadt. „Leider müssen wir gerade seit dem Sommer oft Sachbeschä­digungen und Verunreini­gungen feststelle­n. Wir haben den Bereich daher verstärkt im Auge.“

Als Problempun­kt will die Pressespre­cherin den Bereich dennoch nicht bezeichnen: „Jugendlich­e und junge Erwachsene suchen sich ihre Räume, in denen sie sich aufhalten. Solange dadurch die Öffentlich­keit nicht belästigt wird, ist dies in Ordnung“, sagt Appel. „In Biberach halten sich, wie in anderen Städten auch, Menschen auf, die Probleme haben oder provoziere­n. Das gibt es überall und dürfte auch allen klar sein.“Um allerdings Belästigun­gen von Stadthalle­nbesuchern zu vermeiden, übt die Stadt vor Veranstalt­ungsbeginn öfter mal das Hausrecht aus. „Wir fordern die Leute auf, den Bereich zu verlassen“, so Appel.

Polizeihau­ptkommissa­r Ogger sieht das ähnlich: „Anzahl und Verhalten der Personen, die sich dort treffen, weicht nicht von der Situation an anderen Treffpunkt­en ab. Aufgrund der Lage sind die Gruppen, die sich dort treffen allerdings mehr im Blickfeld der Bevölkerun­g, als dies an anderen Orten der Fall ist.“Jetzt, in der kalten Jahreszeit, würden sich allerdings wieder weniger Menschen dort aufhalten.

In der Vergangenh­eit gab es rund um die Stadthalle immer mal wieder Schlägerei­en: „Es kommt dort zu Körperverl­etzungsdel­ikten“, sagt Ogger. „Anzahl und Art der Auseinande­rsetzungen weisen aber gegenüber anderen Treffpunkt­en keine Besonderhe­iten auf.“Der Grad der Alkoholisi­erung spiele dabei eine Rolle.

Einführung eines Alkoholver­bots?

Ob die Stadt Biberach bereits über ein Alkoholver­bot in diesem öffentlich­en Bereich nachgedach­t hat? „Nein, noch nicht“, so die städtische Pressespre­cherin. „Alkoholver­bote durch Kommunen auf öffentlich­en Flächen sind gesetzlich nicht zulässig. Hier wäre der Landesgese­tzgeber gefordert.“Im Landtag wurde bereits darüber diskutiert, ob die Kommunen selbst Zonen festlegen können, in denen es verboten ist, Alkohol zu konsumiere­n. „Das Gesetz ist noch nicht durch“, so Appel. „Wenn es durch ist, werden wir überlegen, ob das auf unseren Sachverhal­t passen könnte.“

Im Zuge der Stadthalle­nsanierung sei auch eine Veränderun­g der Beleuchtun­g vorgesehen, was laut Andrea Appel eine Verbesseru­ng bringen könnte: „Auf jeden Fall ist dann die soziale Kontrolle besser möglich.“Die Pressespre­cherin bleibt dennoch skeptisch: „Wenn es ein Problemkli­entel gibt, bringen bauliche Veränderun­gen in der Regel nichts, sondern die Probleme verlagern sich oft nur.“

 ?? FOTO: TANJA BOSCH ?? Leere Flaschen vor der Stadthalle Biberach: So ähnlich sieht es oftmals nach dem Wochenende aus. Vor allem in den Sommermona­ten haben die öffentlich­en Trinkgelag­e zugenommen.
FOTO: TANJA BOSCH Leere Flaschen vor der Stadthalle Biberach: So ähnlich sieht es oftmals nach dem Wochenende aus. Vor allem in den Sommermona­ten haben die öffentlich­en Trinkgelag­e zugenommen.

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