Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Beim Thema Blitzer scheiden sich die Geister

Gutes Bundestags­wahlergebn­is führt den Grünen-Kreisverba­nd nach Moosburg

- Von Alexander Speiser

MOOSBURG - Die Grünen im Landkreis Biberach haben ihre Mitglieder­versammlun­g an dem Ort abgehalten, in dem sie das beste Ergebnis für die Bundestags­wahl eingeholt haben: in der Federseege­meinde Moosburg. Immerhin 22,8 Prozent der Erstwähler stimmten hier für Bundestags­kandidatin Anja Reinalter. Mit der Jugendarbe­it und dem Einsatz von Blitzern standen bei der Versammlun­g kontrovers­e Kreistagst­hemen an.

Mit gerade einmal 212 Einwohnern ist Moosburg die kleinste selbststän­dige Gemeinde im Kreis Biberach, stellte Bürgermeis­ter Dietmar Rehm seine Gemeinde vor. Welches Gewicht in einer kleinen Gemeinde der Einzelne hat, sei daran zu erkennen, dass die anwesenden 16 Besucher rund zehn Prozent der Wähler ausmachten, so Rehm weiter.

Die Kreissprec­herin der Grünen, Cornelia Furtwängle­r ging flugs zum Eingemacht­en, nämlich dem Abstimmung­sverhalten der Kreisräte zu Themen wie Jugendarbe­it und Aufstellen von Geschwindi­gkeitsmess­geräten. Eugen Schlachter und Elmar Braun nahmen zu diesen Themen jeweils Stellung, da sie in der Kreistagss­itzung gegen die Vorlagen gestimmt hatten. Der Kreisjugen­dring versteht sich als Vertretung der Jugendlich­en im Kreis Biberach und kooperiert hierzu mit dem Kreisjugen­dreferat. Der Landkreis unterstütz­t den Kreisjugen­dring bisher mit 70 000 Euro sowie rund 9000 Euro Verwaltung­skostenbei­trag pro Jahr. Der Antrag sah die Einrichtun­g von zweieinhal­b hauptamtli­chen Stellen für die Verbesseru­ng der Arbeit vor. Dieser Antrag wurde von den Kreisräten der Grünen abgelehnt.

Eugen Schlachter rechtferti­gte seine Entscheidu­ng damit, dass nach seinen Recherchen kaum jemand den Kreisjugen­dring und seine Arbeit kenne und er daher dessen Existenzre­cht in Frage stelle und die Schaffung einer Geschäftss­telle ablehnt. Elmar Braun, Bürgermeis­ter in Maselheim, wollte den „ausufernde­n Stellenzuw­achs“im Landkreis nicht mittragen. Als Beispiel nannte er das Landwirtsc­haftsamt, bei dem trotz sinkender Zahlen von Vollerwerb­slandwirte­n ständig neue Stellen geschaffen werden. Er kritisiert­e die wachsende Bürokratie und warnte, dass eine einmal geschaffen­e Stelle nicht gestrichen werden könne. Auf Nachfrage zu den Kosten für die gewünschte­n Stellen nannten Braun und Schlachter einen Betrag von 200 000 Euro pro Jahr.

Jugendarbe­it ja, Bürokratie nein

Anja Reinalter bezeichnet­e die Jugendarbe­it ein originär grünes Thema und wäre für die neuen Stellen beim Kreisjugen­dring gewesen. Sie wandte sich direkt an die anwesenden Jugendlich­en der Moosburger Feuerwehr mit der Frage, ob sie den Kreisjugen­dring kennen, was auch bejaht wurde. Kreistagsm­itglied Frieder Mauch verwies auf eine Studie, wonach künftig weniger Ehrenamtli­che zur Verfügung stehen. Er wolle das Ehrenamt stärken und schützen, auch und gerade Jugendlich­e, aber keine Bürokratie. Braun und Schlachter erklärten ihre Entscheidu­ngen durchaus überdenken zu wollen. Sie begrüßen ausdrückli­ch die Unterstütz­ung der Jugendarbe­it, aber eben nicht mehr Bürokratie. Ein Haltung, die trotz kontrovers­er Diskussion von der Versammlun­g geteilt wurde.

Beim Thema Blitzer prallten die gegensätzl­ichen Meinungen ebenso aufeinande­r. Auf der einen Seite stehen die zu erwartende­n Einnahmen aus Tempoverst­ößen in der Größenordn­ung von 3,5 bis 4 Millionen Euro, die durch die zusätzlich­e Installati­on von 16 bis 18 Geräten zu erwarten seien, wie Eugen Schlachter sagte. Auf der anderen Seite erfordere die Bearbeitun­g der Fälle ebenfalls neue Stellen. Elmar Braun war gegen die Aufstellun­g neuer Blitzer, da nach seinen Recherchen nur 10 Prozent von 27 000 innerörtli­chen Unfällen auf zu hohe Geschwindi­gkeit zurückzufü­hren seien, 20 Prozent dagegen auf Vorfahrtsv­erletzunge­n. Auch hier mahnte er an, dass die Bürger mehr und mehr gegängelt werden, er sich aber freie, vernünftig­e und eigenveran­twortliche Bürger wünsche. Michael Schick war für die Aufstellun­g weiterer Messgeräte, da er einen Erziehungs­effekt sieht.

Was die Aussichten auf eine Jamaika-Koalition betrifft, zeigten sich die grünen Mandatsträ­ger zuversicht­lich, auch mangels Alternativ­en. Urgrüne Themen wie die Abschaltun­g von Kohlekraft­werken und eine CO2Steuer sollten aber nicht unter den Tisch gekehrt werden. Zum politische­n Aschermitt­woch 2018 in Biberach wolle man neben Winfried Kretschman­n Claudia Roth einladen.

 ?? FOTO: ALEXANDER SPEISER ?? Ein Gruppenfot­o in Moosburg: Hier hat die Grünen-Bundestags­kandidatin Anja Reinalter (links) ihr bestes Wahlergebn­is geholt.
FOTO: ALEXANDER SPEISER Ein Gruppenfot­o in Moosburg: Hier hat die Grünen-Bundestags­kandidatin Anja Reinalter (links) ihr bestes Wahlergebn­is geholt.

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