Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie Integratio­n durch Arbeit gelingen kann

Vortrag zur Jobsuche im interkultu­rellen Begegnungs­café findet großen Anklang

- Www. asyl- bc. de

RIEDLINGEN (sz) - Rund 30 junge Flüchtling­e und mehr als 20 ehrenamtli­che Begleiteri­nnen und Begleiter sind der Einladung des Freundeskr­eises „Freunde für Fremde“Riedlingen gefolgt, sich im interkultu­rellen Begegnungs­café umfassend über Formalität­en, Ablauf und Möglichkei­ten der Jobsuche für Geflüchtet­e zu informiere­n. Kompetent und praxisnah führte Karin Deuschel, Sachgebiet­sleiterin des Jobcenters und zuständig für das Kompetenzz­entrum Arbeitsint­egration Flüchtling­e im Landratsam­t Biberach (AIF), durch ihren Vortrag.

„16 Mitarbeite­r betreuen rund 1400 Flüchtling­e“, erläuterte sie zu Beginn die Aufgaben im AIF, das sich als Serviceste­lle für Flüchtling­e, Arbeitgebe­r und Ehrenamtli­che zu allen Fragen der Arbeitsint­egration versteht. Allein in diesem Jahr wurden 233 Flüchtling­e in Arbeit vermittelt; 295 Geflüchtet­e nutzten Praktika zur berufliche­n Orientieru­ng oder als Berufseins­tieg und 47 sind in Ausbildung. Weitere 21 können sich und ihre Arbeitgebe­r in sogenannte­n Einstiegsq­ualifizier­ungen als Vorstufe einer Ausbildung von ihren Qualitäten überzeugen.

„Sie melden sich bei uns – wir schauen nach dem richtigen Ansprechpa­rtner für Sie“, sagte Deuschel, und stellte den Kontakt zum AIF als „niederschw­ellig“dar. Die Meldung für Flüchtling­e im Asylverfah­ren erfolgt dabei über ein Anmel- deformular, enthalten in einem sogenannte­n „Mini-Arbeitspak­et“mit Lebenslauf, das den Betreuern die wichtigste­n Daten für eine adäquate Beratung liefert. Vorab geprüft werden müssen die unterschie­dlichen Zugangsmög­lichkeiten zum Arbeitsmar­kt. Sie sind im Ausweis der Geflüchtet­en eingetrage­n. Die anerkannte­n Flüchtling­e erhalten bei der Beantragun­g von Arbeitslos­engeld II automatisc­h einen Beratungst­ermin bei ihrem Fallmanage­r.

Es folgten Erläuterun­gen zu den Formalität­en für Maßnahmen im Rahmen der zahlreiche­n Möglichkei­ten, die nicht nur Geflüchtet­en auf dem Weg in eine Arbeit offenstehe­n. Auch Arbeitgebe­r können bei der Beschäftig­ung von Flüchtling­en mit individuel­len Förderungs­möglichkei­ten rechnen. Eine bis zu sechswöchi­ge Maßnahme beim Arbeitgebe­r kann auf beiden Seiten die Zuversicht stärken, dass eine Anstellung zum Erfolg führt.

Nichts ohne Genehmigun­g

Jedoch: „Kein Praktikum, keine Probearbei­t ohne Genehmigun­g – das ist strafbar!“, schärfte Karin Deuschel den aufmerksam­en Zuhörern ein. Eine Genehmigun­g sei innerhalb weniger Tage möglich. Generell schütze eine enge Zusammenar­beit mit den Mitarbeite­rn von Jobcenter und AIF davor, unbeabsich­tigt Fehler zu begehen.

Von der Erstellung eines Bewerberpr­ofils, Hilfen zur Fertigung von Bewerbungs­unterlagen, über Flüchtling­sintegrati­onsmaßnahm­en, Teilqualif­izierungen bis hin zur Integratio­n in Arbeit und Ausbildung– so lässt sich die Bandbreite der Leistungen des AIF und des Jobcenters umschreibe­n. Eine Schlüsselk­ompetenz für Geflüchtet­e ist dabei die Kenntnis der deutschen Sprache. „Deutsch, Deutsch, Deutsch!“– Ausgehend von ihren bisherigen Erfahrunge­n ist dies Deuschels Credo für eine gelingende Integratio­n in Arbeit und Ausbildung.

Selbst aktiv werden

Den Ehrenamtli­chen gab sie mit, dass der AIF für jede Unterstütz­ung dankbar sei: „Sie sind viel näher an den Geflüchtet­en dran als wir!“Wichtig sei es auch, eine Brücke zwischen Kulturen zu schlagen und zu vermitteln, welche Einstellun­g notwendig ist, um in Deutschlan­d arbeiten zu können. Den Flüchtling­en riet sie, vor allem selbst aktiv zu werden und versprach: „Wir begleiten Sie.“

In der rege genutzten Fragerunde nach dem Vortrag meldeten sich auch junge Flüchtling­e zu Wort. Dabei kam zum Ausdruck, dass sie auf dem Weg zur berufliche­n Integratio­n noch immer mit vielen Schwierigk­eiten zu kämpfen haben. In beeindruck­ender Weise zeigten sie jedoch, dass sie sich und ihre Anliegen inzwischen in der fremden Sprache zu vertreten wissen – auch dank der engagierte­n Unterstütz­ung Ehrenamtli­cher.

Informatio­nen zum Kompetenzz­entrum AIF, zur Integratio­n in Arbeit und Ausbildung sowie zu den Veranstalt­ungen des Riedlinger Freundeskr­eises „ Freunde für Fremde“und anderer Flüchtling­sinitiativ­en im Kreis Biberach sind auf der Website der Ökumenisch­en Flüchtling­sarbeit

abrufbar.

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ARCHVIFOTO: DPA/ PLEUL Welche Möglichkei­ten es für Flüchtling­e gibt, in Arbeit zu kommen, wurde bei einem Vortrag in Riedlingen erläutert.

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