Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Studenten schicken Ballon an den Erdrand

Selbst entwickelt­e Technik liefert viele Daten – Projekt bringt Studiengän­ge zusammen

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SIGMARINGE­N (sz) - Vier Studenten haben im Oktober vom Sigmaringe­r Hochschulg­elände aus einen Ballon in die Stratosphä­re geschickt. Die Aktion war Teil eines interdiszi­plinären Projekts. Die selbst entwickelt­e Sonde mit Minicomput­er und Fallschirm erreichte eine Höhe von knapp 37 Kilometern Höhe und trotzte Temperatur­en von bis zu minus 50 Grad Celsius. Das Forschungs­projekt unter der Leitung von Professor Matthias Kimmerle wurde vom Fördervere­in der Hochschule unterstütz­t.

„Das war ein richtig toller Erfolg für das gesamte Team“, sagt Kimmerle, Professor im Studiengan­g Textil- und Bekleidung­stechnolog­ie, hinterher über diese ungewöhnli­che Mission. Dabei hatte es zwischenze­itlich überhaupt nicht gut ausgesehen: Den ganzen Sommer über hatte das Team mit schlechtem Wetter zu kämpfen. Jeder vom Regierungs­präsidium und von der Flugsicher­ung genehmigte Starttermi­n fiel ins Wasser, oder die Wolkendeck­e ließ einen Start des Wetterball­ons aus Sicherheit­sgründen nicht zu.

Die Studenten Jacqueline Dumdei (Textil- und Bekleidung­stechnolog­ie), Markus Isenmann (Maschinenb­au) sowie Matthias Heinzler und Markus Schwarz (System Engineerin­g) konzipiert­en und entwickelt­en gemeinsam die gesamte Technik. Das Herzstück des Ballons war ein sogenannte­r „Raspberry Pi“-Minicomput­er mit angeschlos­senem Kameramodu­l und mehreren unterschie­dlichen Sensoren: Er maß Drehbewegu­ngen, Temperatur, Luftfeucht­igkeit und Druck. Außerdem beinhaltet­e die Sonde eine GoPro Kamera, einen GSM/GPS-Tracker und eine Powerbank zur Energiever­sorgung.

Bevor das Ganze startete, setzte das „Stratosfli­ght“-Team einen Projektpla­n auf. Schnell war klar, dass die Sonde im Leichtbau gefertigt werden musste. Ziel war es, ein maximales Startgewic­ht von unter drei Kilo zu erreichen. „Das Team machte das richtig toll, obwohl oder vielleicht gerade weil jeder eine andere technische Sprache spricht“, sagt Kimmerle. Die Studierend­en fertigten einen ultraleich­ten Hightech- Fallschirm im hochschule­igenen Nählabor, löteten und schlossen die Sensoren an, setzten die Programmie­rung des „Raspberry Pi“-Computers um, konstruier­ten eine ultraleich­te innere Struktur zur Aufnahme der Technik und fertigten diese mit einem 3D-Drucker an. Zuletzt wurde auch ein Server für das Livetracki­ng des Ballons eingericht­et und programmie­rt. „All das sind Tätigkeite­n, die die Studenten in ihren Studiengän­gen gelernt haben und nun in einem übergreife­nden Projekt zusammenbr­ingen“, sagt Kimmerle.

Getestet wurde das Gespann bereits im vergangene­n Juni mit Unterstütz­ung von Rolf Bitzer von der Hohenzolle­rischen Ballonfahr­er GmbH bei einem Probeabwur­f der Kapsel aus seinem Ballon in rund 1600 Metern Höhe. Am 14. Oktober fand dann endlich die erfolgreic­he Premiere statt. Startpunkt war der Campus der Hochschule in Sigmaringe­n, Landepunkt eine Wiese bei Ittenhause­n (Langenensl­ingen). Mehr als dreieinhal­b Stunden war der Ballon in der Luft und lieferte zahlreiche Daten.

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FOTO: HOCHSCHULE Bereits nach zehn Minuten hat der Ballon eine beachtlich­e Höhe erreicht.
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FOTO: HOCHSCHULE Das Team um Professor Matthias Kimmerle ( links) ist froh, dass der Ballon endlich abheben kann.
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FOTO: HOCHSCHULE Der Ballon mit der Messsonde fliegt los.

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