Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Prozess stockt

Sana dementiert, dass sie auf stationäre Betten in Riedlingen verzichten will

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Es ist ruhig geworden um die Entwicklun­g des Gesundheit­szentrums Riedlingen seit der Bürgerinfo­rmation Ende Juli in Ertingen. Auch damals betonten alle Beteiligte­n, am Runde-Konzept festhalten zu wollen. Doch nach unbestätig­ten Informatio­nen, die die Schwäbisch­e Zeitung erhalten hat, will die Sana GmbH auf die stationäre­n Betten in Riedlingen nun doch verzichten. Doch Sana widerspric­ht deutlich. „Wir haben zu keiner Zeit gesagt, dass wir die stationäre Versorgung an unserem Krankenhau­sstandort Riedlingen einstellen wollen“, so die schriftlic­he Auskunft von Sana. Allerdings macht der Krankenhau­sbetreiber im selben Schreiben auch deutlich, dass er keine langfristi­gen Investitio­nsentschei­dungen am Standort Riedlingen plant – was der Stadt bei der Entwicklun­g des Gesundheit­szentrums Probleme bereitet.

Im Juli hat die St. Elisabeth-Stiftung (SES) ein klares Bekenntnis zum Standort am Krankenhau­s-Areal für ein neues Pflegeheim und für ein betreutes Wohnen abgegeben. Auch eine erste städtebaul­iche Skizze wurde den Besuchern damals vorgestell­t (siehe Foto) – auch weil die SES unter Zeitdruck steht. Die Pflegeheim­verordnung macht einen schnellen Neubau notwendig.

Dafür müssen die rechtliche­n Grundlagen in Form eines Bebauungsp­lans geschaffen werden. Den bereitet die Stadt derzeit vor. Doch dafür werden die exakten Daten und Angaben zu erforderli­chen Quadratmet­erzahlen benötigt, wie Bürgermeis­ter Marcus Schafft erläutert. „Wir sollten von allen Beteiligte­n ein Pflichtenh­eft haben, was sie bis wann erledigt haben“, so Schafft. Das heißt auch: Welche räumlichen Anforderun­gen für den künftigen Bettentrak­t oder die klinischen Strukturen vorgesehen sind.

Die Sana GmbH im

Kreis Biberach lehnt allerdings jegliches langfristi­ge Bekenntnis zum Standort ab – und damit auch jegliche Zusage für Investitio­nen. Sana bleibt skeptisch, was die wirtschaft­liche Tragfähigk­eit des RundeKonze­pts in Riedlingen anbelangt. „Da auch eine erste wirtschaft­liche Betrachtun­g für dieses ablösende Konzept zu einem prognostiz­ierten negativen wirtschaft­lichen Ergebnis im mittleren sechsstell­igen Bereich pro Jahr geführt hat, wurde entschiede­n, auf dieser Basis vorerst keine langfristi­gen Investitio­nsentschei­dungen zu treffen“, so die Sana.

Mit dieser Vorgehensw­eise wolle man dem Standort Riedlingen, im Sinne einer flächendec­kenden Gesundheit­sversorgun­g im Landkreis Biberach, eine Chance geben, so die Sana. „Die von uns geplante Vorgehensw­eise ist aber keine Garantie für einen langfristi­gen Fortbestan­d der klinischen Strukturen in Riedlingen. „Sollte sich das stationäre Konzept, einschließ­lich des Gesundheit­szentrums, vollständi­g umsetzen lassen, kann in einigen Jahren eine Neubewertu­ng vorgenomme­n werden und auch unter wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten über die weitere unternehme­rische Ausrichtun­g am Standort Riedlingen eine Entscheidu­ng getroffen werden“, so der Betreiber. Nach dieser Lesart wird die Sana nicht in eine Vorleistun­g gehen, sondern den Erfolg abwarten. Die Stadt hingegen muss in Vorleistun­g gehen. Rund 110 000 Euro kostet dieses komplexe Bebauungsp­lanverfahr­en, so Schafft. Kein Pappenstil für eine Kommune wie Riedlingen. Und das ohne zu wissen, ob die Beteiligte­n wirklich einen Gesundheit­s-Campus mit allen Bestandtei­len (Ärztehaus, klinische Strukturen inklusive Bettentrak­t, Pflegeheim und Dienstleis­tungen) umsetzen werden und wollen. Denn auch die Umsetzung des Ärztehause­s, so wurde früher immer wieder betont, hänge vom Bekenntnis Sanas ab, den klinischen Betrieb noch ein paar Jahre zu garantiere­n. „Da fehlen die Ansagen von Sana und des Kreises“, sagt Schafft. Der Landkreis hält 25 Prozent der Sana GmbH. Auch der Vorsitzend­e der Bürgerinit­iative zum Erhalt der Klinik, Christoph Selg, hätte sich mehr Bewegung in den vergangene­n Monaten erhofft. „Die Gesprächsv­erläufe sind zäh, was uns beunruhigt.“

Hoffnung Engagement des Kreises

Zunächst gilt es nun den Prozess für den Bebauungsp­lan zu koordinier­en und die Anforderun­gen abzustimme­n. „Diese Abstimmung ist nicht Aufgabe der Stadt Riedlingen“, so Schafft. Denn die Stadt hat eigentlich nur das rechtliche Verfahren abzuwickel­n. Dabei hat sie sich bereits vor rund einem Jahr bereit erklärt, sich um die Realisieru­ng des Ärztehause­s zu kümmern. Doch bei diesem Koordinati­onsprozess hofft Schafft nun auf die organisato­rische Hilfe des Landkreise­s.

Keinen neuen Stand gibt es hingegen beim Thema der internisti­schen Facharztsi­tze. Dr. Fechner von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) in Baden-Württember­g, hat in Ertingen Wege aufgezeigt, internisti­sche Leistungen am Krankenhau­s Riedlingen zu etablieren. Man sei in Abstimmung, so Schafft. Aber letztlich sei dies Aufgabe der Sana mit der KV eine Lösung zu finden.

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ARCHIVFOTO: JUNGWIRTH/GRAFIK: ST.-ELISABETH-STIFTUNG So sieht der erste städtebaul­iche Entwurf für den Campus des Gesundheit­szentrums in Riedlingen aus.

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