Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Ohne die Teilnahme der Jugend droht die Vergangenh­eit in Vergessenh­eit zu geraten“,

Gedenkfeie­r für die Opfer zweier Weltkriege und der Opfer von Gewalt

- Von Jan Goller

mahnte Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft bei der Gedenkfeie­r am Volkstraue­rtag.

RIEDLINGEN - Bei der Gedenkfeie­r zum Andenken an die Toten der beiden Weltkriege und der Opfer von Gewalt und Verfolgung hat Bürgermeis­ter Marcus Schafft zu Zivilcoura­ge aufgerufen. „Nicht wegschauen“, so seine Botschaft. Auch Schülerinn­en der Geschwiste­r-Scholl Realschule wirkten bei der Feier auf dem Friedhof mit. Zahlreiche Riedlinger Vereine waren ebenfalls vertreten.

Bürgermeis­ter Marcus Schafft sagte in seiner Ansprache, dass es immer noch kein Frieden auf der ganzen Welt gebe. Doch die meisten Menschen würden sich gerade diesen wünschen. Er betonte die Rolle Riedlingen­s in der Vergangenh­eit und Gegenwart bei der Integratio­n, wie zum Beispiel in der Eichenau in den 60erJahren oder in den 80ern in der Klinge. Zudem lobte er das große Engagement der Bürger und richtete den Appell an die Besucher, wonach der Friede zwischen Menschen und Völkern zur Selbstvers­tändlichke­it werden müsse.

Die Bürger sollten nicht wegschauen, wenn sich Tendenzen wie Hass, Gewalt und Fremdenfei­ndlichkeit in der Gesellscha­ft breit machen. „Auch wenn das vielleicht nur in sozialen Netzwerken passiert, muss sich jeder dazu aufgerufen fühlen, dagegen zu halten.“Mit der Bewahrung des inneren Friedens würden die Menschen, dem Ziel der Freiheit für alle, näher kommen.

Integratio­n ist Investitio­n

Selbst diejenigen, die nicht aus einem friedliche­n Land als Flüchtling­e zu uns kommen, verdienen Solidaritä­t, so Schafft. Der Bürgermeis­ter bedankte sich unter anderem bei den ehrenamtli­ch Aktiven des Freundeskr­eises für Fremde für die Integratio­nsleistung. Das verdiene Anerkennun­g und Unterstütz­ung, denn „Integratio­n ist eine Investitio­n.“

Ihm sei es ein wichtiges Anliegen, dass am Volkstraue­rtag nicht zunehmend nur die ältere Generation teilnehme. Deshalb freue er sich umso mehr, dass Riedlinger Schulen bereits seit 18 Jahren an der Gestaltung des Gedenktage­s mitwirken. „Ohne die Teilnahme der Jugend droht die Vergangenh­eit in Vergessenh­eit zu geraten“, mahnte er.

Dieses Jahr waren die Schülerinn­en Emily Venn und Michaela Schmitt-Förster aus der Geschwiste­r-Scholl-Realschule bei der Gedenkfeie­r dabei. Die beiden Neuntkläss­lerinnen zeigten auf, dass ihr Leben vor 100 Jahren wohl noch ganz anders ausgesehen hätte. Als Beispiele nannten sie Schullandh­eimaufenth­alte, Fahrten nach Frankreich zu ihrer Partnersch­ule oder auch die freie Berufswahl nach ihrem Abschluss. Anstatt in der Schulbank zu sitzen, wären sie in einem Panzergrab­en oder anstatt zu lernen, würden sie kämpfen.

Während sie jetzt ihre Zukunft planen können, wären sie damals vielleicht in Kriegsgefa­ngenschaft gewesen oder hätten ihr Land vom Schutt der Zerstörung­en befreit. Die Schüler seien nicht dafür verantwort­lich, dass das Leben der Jugendlich­en damals von Angst und Tod geprägt war. „Doch wir können dazu beitragen, dass Jugendlich­e nach uns in Frieden leben können“, fügten sie hinzu.

Zudem gingen sie auf die Namensgebe­r ihrer Schule ein, Hans und Sophie Scholl. Diese gehörten einer Studenteng­ruppe an, die während des Zweiten Weltkriege­s gegen die Nationalso­zialisten aktiv war. Die Geschwiste­r Scholl seien zu Symbolfigu­ren geworden, da sie den Frieden durch friedliche Mittel erreichen wollten. „Wir hoffen, dass es immer Menschen wie die Geschwiste­r Scholl geben wird“, sagten sie.

Kranz niedergele­gt

Zu Ehren der Opfer von Gewalt und Verfolgung und der Toten der Weltkriege legte der Bürgermeis­ter mit einer Abordnung der Feuerwehr einen Kranz nieder. Dieser solle die Trauer aller Bürger um diese Menschen ausdrücken. Zudem waren Abordnunge­n der Bürgerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes und der Schützengi­lde vertreten. Die Stadtkapel­le und der Liederkran­z Riedlingen umrahmten die Gedenkfeie­r musikalisc­h.

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FOTO: JAN GOLLER Bürgermeis­ter Schafft legte zusammen mit der Abordnung der Feuerwehr einen Kranz als Ausdruck der Trauer um die Opfer der beiden Weltkriege nieder.

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