Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ökopunkte – eine „harte und beliebte Währung“
Gemeinde Dürmentingen möchte den Rückbau der Wehranlage in Hailtingen über ihr Ökokonto finanzieren
DÜRMENTINGEN - Dass Ökopunkte inzwischen auch für die Kommunen eine „harte Währung darstellen können, ist auch dem Gemeinderat Dürmentingen in seiner jüngsten Sitzung zugute gekommen. So wich das Gremium von dem ursprünglichen Vorschlag der Verwaltung ab, den Rückbau der alten Wehranlage in Hailtingen über Fördermittel und einem verbleibenden Eigenanteil der Gemeinde zu finanzieren. Stattdessen wird die Verwaltung beauftragt, über das Ökokonto die Realisierung der Maßnahme auszuloten.
Ein spannendes Thema nannte Bürgermeister Dietmar Holstein den Rückbau der alten Wehranlage in der Kanzach im Teilort Hailtingen. Schon vor einem Jahr stand diese Maßname zur baulichen Verbesserung und ökologischen Aufwertung auf der Tagesordnung. Damals habe man das Vorhaben an das Planungsbüro Schwörer in Altheim vergeben, aber es habe Klärungsbedarf in Sachen Finanzierung gegeben. Dies vor allem im Hinblick auf die Einbeziehung und Finanzierung der Maßnahme über das gemeindliche Ökokonto.
Die Kostenschätzung des planenden Büros beläuft sich auf 73 000 Euro. Würde man das Vorhaben aus Mitteln nach den Förderrichtlinien der Wasserwirtschaft finanzieren, flössen für die förderfähige Summe 85 Prozent aus Beihilfen und 15 Prozent an Eigenmitteln der Gemeinde in das Vorhaben. Das hieße, 57 715 Euro kommen an Zuschuss und die Gemeinde müsste 15 285 Euro in den Haushalt dafür einstellen.
Unterschiedliche Bewertung
In der anschließenden Diskussion war bald klar, dass der Gemeinderat von dieser Art der Finanzierung abrücken wird. Denn die Maßnahme bringt ja auch stattliche 292 000 Punkte auf das Ökokonto der Gemeinde. Derzeit werden Ökopunkte unterschiedlich bewertet und auch dafür bezahlt. „Das hängt alles noch in der Schwebe“, so Hauptamtsleiter Wolfgang Lang. Abzüglich der Angebotssumme von 73 000 Euro könnte aber dennoch was im Gemeindesäckel übrig bleiben.
„Es gibt einige Kollegen in der Umgebung, die händeringend nach Ökopunkten Ausschau halten, um ihre Vorhaben mit entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen durchführen zu können“, so Bürgermeister Dietmar Holstein. Im Hinblick auf die Haushaltslage und auch aus wirtschaftlichen Gründen ging dann die Diskussion schnell in diese Richtung. „Hier werden Scheingefechte mit Ökopunkten ausgetragen, da wird was generiert, was einen Markt hat“, so Gemeinderat Wolfgang Kettnaker. Dies vor allem auch durch Agenturen, die dieses „Geschäft“betreiben. Selbst in der Landwirtschaft sei das Thema interessant, so Lioba Jäger: „Ökopunkte sind händelbar.“Friedrich Jutz wollte von der Verwaltung erst mal wissen: „Wie viele Ökopunkte haben wir eigentlich auf unserem Konto?“, was momentan noch nicht klar beantwortet werden konnte. Ein Polster davon hielt Gerhard Schmid für nicht schlecht, er „würde aber mit unseren Punkten nicht auf den Markt gehen“. Als Entlastung für den Haushalt „sollten wir hier zuschlagen“, so Wolfgang Kettnaker.
Auftrag an die Verwaltung
Somit wurde die Verwaltung vom Gemeinderat beauftragt, die Finanzierung des Vorhabens über die Ökopunkte zu realisieren, „wenn wir auch noch nicht wissen, was dabei genau rauskommt“, so Hauptamtsleiter Wolfgang Lang.