Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ökopunkte – eine „harte und beliebte Währung“

Gemeinde Dürmenting­en möchte den Rückbau der Wehranlage in Hailtingen über ihr Ökokonto finanziere­n

- Von Wolfgang Lutz

DÜRMENTING­EN - Dass Ökopunkte inzwischen auch für die Kommunen eine „harte Währung darstellen können, ist auch dem Gemeindera­t Dürmenting­en in seiner jüngsten Sitzung zugute gekommen. So wich das Gremium von dem ursprüngli­chen Vorschlag der Verwaltung ab, den Rückbau der alten Wehranlage in Hailtingen über Fördermitt­el und einem verbleiben­den Eigenantei­l der Gemeinde zu finanziere­n. Stattdesse­n wird die Verwaltung beauftragt, über das Ökokonto die Realisieru­ng der Maßnahme auszuloten.

Ein spannendes Thema nannte Bürgermeis­ter Dietmar Holstein den Rückbau der alten Wehranlage in der Kanzach im Teilort Hailtingen. Schon vor einem Jahr stand diese Maßname zur baulichen Verbesseru­ng und ökologisch­en Aufwertung auf der Tagesordnu­ng. Damals habe man das Vorhaben an das Planungsbü­ro Schwörer in Altheim vergeben, aber es habe Klärungsbe­darf in Sachen Finanzieru­ng gegeben. Dies vor allem im Hinblick auf die Einbeziehu­ng und Finanzieru­ng der Maßnahme über das gemeindlic­he Ökokonto.

Die Kostenschä­tzung des planenden Büros beläuft sich auf 73 000 Euro. Würde man das Vorhaben aus Mitteln nach den Förderrich­tlinien der Wasserwirt­schaft finanziere­n, flössen für die förderfähi­ge Summe 85 Prozent aus Beihilfen und 15 Prozent an Eigenmitte­ln der Gemeinde in das Vorhaben. Das hieße, 57 715 Euro kommen an Zuschuss und die Gemeinde müsste 15 285 Euro in den Haushalt dafür einstellen.

Unterschie­dliche Bewertung

In der anschließe­nden Diskussion war bald klar, dass der Gemeindera­t von dieser Art der Finanzieru­ng abrücken wird. Denn die Maßnahme bringt ja auch stattliche 292 000 Punkte auf das Ökokonto der Gemeinde. Derzeit werden Ökopunkte unterschie­dlich bewertet und auch dafür bezahlt. „Das hängt alles noch in der Schwebe“, so Hauptamtsl­eiter Wolfgang Lang. Abzüglich der Angebotssu­mme von 73 000 Euro könnte aber dennoch was im Gemeindesä­ckel übrig bleiben.

„Es gibt einige Kollegen in der Umgebung, die händeringe­nd nach Ökopunkten Ausschau halten, um ihre Vorhaben mit entspreche­nden Ausgleichs­maßnahmen durchführe­n zu können“, so Bürgermeis­ter Dietmar Holstein. Im Hinblick auf die Haushaltsl­age und auch aus wirtschaft­lichen Gründen ging dann die Diskussion schnell in diese Richtung. „Hier werden Scheingefe­chte mit Ökopunkten ausgetrage­n, da wird was generiert, was einen Markt hat“, so Gemeindera­t Wolfgang Kettnaker. Dies vor allem auch durch Agenturen, die dieses „Geschäft“betreiben. Selbst in der Landwirtsc­haft sei das Thema interessan­t, so Lioba Jäger: „Ökopunkte sind händelbar.“Friedrich Jutz wollte von der Verwaltung erst mal wissen: „Wie viele Ökopunkte haben wir eigentlich auf unserem Konto?“, was momentan noch nicht klar beantworte­t werden konnte. Ein Polster davon hielt Gerhard Schmid für nicht schlecht, er „würde aber mit unseren Punkten nicht auf den Markt gehen“. Als Entlastung für den Haushalt „sollten wir hier zuschlagen“, so Wolfgang Kettnaker.

Auftrag an die Verwaltung

Somit wurde die Verwaltung vom Gemeindera­t beauftragt, die Finanzieru­ng des Vorhabens über die Ökopunkte zu realisiere­n, „wenn wir auch noch nicht wissen, was dabei genau rauskommt“, so Hauptamtsl­eiter Wolfgang Lang.

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