Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Demokratiebündnis gewinnt viele Mitglieder
Bei erster Vollversammlung wählen Anwesende Vorstand – Arbeit soll jetzt los gehen
BIBERACH - Im Mai dieses Jahres feierlich gegründet, am Dienstagabend im Biberacher Landratsamt den Vorstand gewählt: Das Bündnis für Demokratie und Toleranz im Landkreis Biberach nimmt so langsam seine Arbeit auf. Eigentlich wollten die Initiatoren mit der ersten Vollversammlung warten, bis Deutschland eine Regierung hat. „Unabhängig davon fangen wir jetzt an. Wir können das nicht weiter hinausschieben“, sagte der evangelische Dekan Hellger Koepff. 56 Mitglieder zählt das Bündnis derzeit.
Nachdem neben den Initiatoren – dem evangelischen Kirchenbezirk, dem katholischen Dekanat und dem Landkreis Biberach – auch die Kreisverbände von Bündnis 90/Die Grünen, der CDU, der Linken, der Ödp, der SPD sowie die Gesellschaft für Geschichte und Gedenken in Laupheim und der Kreisjugendring die Gründungsurkunde unterschrieben hatten, sind in den vergangenen Monaten weitere Institutionen und Einzelpersonen auf das Bündnis aufmerksam geworden. Auf der Mitgliederliste finden sich beispielsweise Kommunen, Gewerkschaften, soziale Einrichtungen oder Privatpersonen. Dekan Koepff freute sich über den Zulauf, am Abend der Vollversammlung wurden noch fünf Mitgliedsanträge eingereicht: „Das Ganze hat eine tolle Dynamik angenommen.“
Aufklärungsarbeit vorantreiben
Weshalb es das Bündnis braucht – darauf ging Landrat Heiko Schmid in seiner Begrüßungsrede näher ein. „Unser aller Auftrag ist es, verstärkt der Gesellschaft aufzuzeigen, dass
Vertreter von rechtspopulistischen Aussagen oder Anhänger linksautonomer Gruppen in der Minderheit sind und der Großteil der Gesellschaft
hinter den Werten des Grundgesetzes steht“, so der Landrat.
Er erinnerte an die Krawalle beim G-20-Gipfel, das Abschneiden der AfD mit 12,5 Prozent im Wahlkreis Biberach bei der Bundestagswahl und die Rhetorik des AfD-Bundesvorsitzenden Alexander Gauland am Wahlabend. „Aber nicht nur der Rechtsdruck der Bevölkerung im Wahlverhalten ist für die Demokratie eine Herausforderung. Auch die sogenannten Reichsbürger machen uns zu schaffen“, sagte Schmid. So gebe es im Kreis rund 50 bekannte Reichsbürger, wobei die Dunkelziffer wohl höher liege: „Die Reichsbürger binden Ressourcen in Verwaltungen, bei der Polizei und bei den Gerichten.“Er appellierte, den extremen Tendenzen gemeinsam entgegenzutreten: „Aufklärungsund Präventionsarbeit bei allen Bevölkerungsgruppen und -schichten ist eine Primäraufgabe des Bündnisses.“
Netzwerkgedanken etablieren
Bei der Vollversammlung machten sich die Mitglieder darüber Gedanken, wie dieses Ziel mit Leben gefüllt werden kann. Diese Beratungen fanden nichtöffentlich statt. „Im Vordergrund des Bündnisses steht, dass wir voneinander wissen“, sagte Koepff im Nachgang der „Schwäbischen Zeitung“. Das Bündnis soll Menschen und Verbände zusammenbringen und zu Kooperationen anregen.
„Das Bündnis soll ein Netzwerk darstellen“, so der evangelische Dekan. Bei der Vollversammlung habe man zudem festgestellt, dass es bereits eine Reihe von Demokratieangeboten gibt. In Erwägung zogen die Anwesenden auch, ob das Bündnis eigene Veranstaltungen organisiert. Laut Koepff hat der Vorstand eine Liste mit Stichworten erhalten, welche in den kommenden Monaten näher ausgearbeitet werden sollen.