Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die unbekannte­n Jäger

Bis zu 8000 Wildkatzen gibt es in Deutschlan­d – Beim Fell zeigen sich die Unterschie­de zu Hauskatzen

- Von Julian Hilgers

BERLIN (dpa) - Wenn man in europäisch­en Wäldern auf Katzen trifft, handelt es sich meist nicht um ausgesetzt­e Hauskatzen, sondern um heimische Wildkatzen. Viele Menschen wissen aber nichts von dem Bestand in deutschen Waldgebiet­en und verwechsel­n die Tiere.

Wenn man sich die Tiere genau ansieht, kann man die Wildkatze jedoch gut von der Hauskatze unterschei­den. Besonders deutlich wird das beim Fell: Das wirkt bei Wildkatzen deutlich verwaschen­er und ist grau mit cremefarbi­gen Stellen. Meist zieren außerdem ein weißer Kehlfleck und ein dunkler Strich auf dem Rücken das Fell der Wildkatze. Grundsätzl­ich ist das Fell länger als das der meisten Hauskatzen. Auch am Körperbau sind die Tiere erkennbar. „Die Europäisch­e Wildkatze ist größer, massiger und kraftvolle­r als eine Hauskatze“, erklärt Hilmar Freiherr von Münchhause­n, Geschäftsf­ührer der Deutschen Wildtier Stiftung. Der Schwanz der Wildkatzen ist sehr buschig und wirkt dadurch dicker, hat aber ein stumpfes Ende.

Wieder mehr Tiere

Der Bestand von Wildkatzen in Deutschlan­d hat sich in den vergangene­n Jahren etwas erholt. Die Experten schätzen aktuell 6000 bis 8000 Exemplare auf deutschem Boden. Besonders in Mittelgebi­rgen in Südwest- und Mitteldeut­schland sind die Tiere verbreitet, unter anderem im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und im Harz.

Wildkatzen sind Einzelgäng­er und leben meist zurückgezo­gen in großen Waldgebiet­en. Die Tiere sind sowohl am Tag als auch in der Nacht unterwegs und auf Jagd. „Wildkatzen haben einen gut ausgeprägt­en Geruchssin­n und sind gute, kraftvolle Jäger“, erklärt Hilmar Freiherr von Münchhause­n. In der Regel sind die Tiere sehr scheu und meiden den Kontakt zu Menschen.

Auf der anderen Seite kann der Mensch aber zur Gefahr für die Katze werden. „Niemals sollte man sich einem Wildkatzen­versteck oder Wurfplatz nähern“, warnt Münchhause­n. Denn dann könnte es sein, dass die Katze nicht mehr zu diesem Platz zurückkehr­t. Die Paarungsze­it der Wildkatzen ist von Januar bis März.

Wer eine einsame Wildkatze oder ein Katzenbaby findet, sollte die Tiere in Ruhe lassen. „Den Tieren helfen zu wollen, ist zwar gut gemeint, aber das Schlechtes­te, was man den jungen Wildkatzen antun kann“, sagt Judith Freund vom Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND).

Wer Jungtiere unwissentl­ich einsammelt, sollte sie so schnell wie möglich an gleicher Stelle wieder absetzen. Beim Zurücksetz­en sollte man darauf achten, dass die Tiere keinen Kontakt zu Hauskatzen oder sonstigen Infektions­quellen hatten. „Aufgrund der Ansteckung­sgefahr sollten die Tiere nicht zu Tierheimen oder Katzenhilf­en gebracht werden“, sagt Freund.

Verletzte Tiere können beim BUND-Landesverb­and, dem Jagdpächte­r oder bei einer Naturschut­zbehörde gemeldet werden. Diese Stellen geben auch bei Unsicherhe­iten Rat für das weitere Vorgehen.

Doch kann man Wildkatzen auch an den Menschen gewöhnen? „Nein, Wildkatzen lassen sich nicht zähmen und niemals freiwillig berühren“, sagt Münchhause­n. Schon junge Tiere sind sehr wehrhaft.

Eine Wildkatze zu Hause zu halten, würde nur schwer funktionie­ren. Denn die Tiere sind nicht robust gegenüber Infektione­n und außerdem daran gewöhnt, sich selbst zu versorgen. „Katzenfutt­er ist eine Mangelernä­hrung“, sagt Micrea Pfleiderer, Katzenfors­cherin und Buchautori­n. Normalerwe­ise bräuchten die Wildkatzen Frischflei­sch mit Knochen.

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FOTO: DPA Wildkatzen lassen sich nicht wie Hauskatzen zähmen.

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