Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sonnige Aussichten im Salzstadel

Das Museum der Brotkultur wird ab September 2018 umgestalte­t - Hellere Räume geplant

- Von Marcus Golling

ULM - Der Salzstadel, erbaut Ende des 16. Jahrhunder­ts, ist ein Gebäude mit Geschichte in der Ulmer Altstadt. Seit 1991 residiert das Museum der Brotkultur in dem historisch­en Lagerhaus, die derzeitige Dauerausst­ellung hat mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. „Manches ist nicht mehr zeitgemäß“, findet Museumsche­fin Isabel Greschat. Im September 2018 soll das Haus für mehrere Monate schließen – und dann 2019 verwandelt wieder eröffnen.

Das Museum der Brotkultur, früher Deutsches Brotmuseum, wurde 1955 von dem Unternehme­r Willy Eiselen (1896–1981) und seinem Sohn Hermann Eiselen (1926–2009) gegründet und will den Besuchern die kulturelle Bedeutung von Getreide und Brot vermitteln. Es ist ein Wissensmus­eum – verfügt aber über einen bemerkensw­erten Schatz: Denn unter den rund 20 000 Objekten der Sammlung befinden sich auch Hunderte hochkaräti­ge Kunstwerke, etwa von Salvador Dalí, Käthe Kollwitz oder auch Pieter Brueghel d. J.

Die allerdings werden aus Sicht von Kunsthisto­rikerin Greschat nicht so präsentier­t, wie sie es verdient haben, sondern dienen als Belegstück­e für die Themenbere­iche. So wird etwa „Der Sommer“von Brueghel (Greschat: „ein tolles Bild“) in der Abteilung „Vom Korn zum Brot“für die Illustrati­on des Themas Ernte verwendet. Das ist zwar nicht verkehrt, erfasst aber nicht die eigentlich­e Bedeutung des Werks, das von den Zyklen des Jahres und des Lebens handelt. Einfach gesagt: Derzeit sind die Besucher zu oft versucht, bei den Bildern im Museum nach Brotlaiben und Ähren zu suchen, statt sie als eigenständ­ige und komplexe Kunstwerke auf sich wirken zu lassen.

Die neue Dauerausst­ellung soll dem Konzept Greschats zufolge Kunst und Wissen stärker trennen, es geht um Dialog statt um Illustrati­on: Die Kunst kommt an dafür vorgesehen­e Wände, Informatio­nen werden an 16 Themeninse­ln vermittelt, die vor allem aus Tischen bestehen. Auch bei diesen werden aktuelle Bereiche rund um Brot, Landwirtsc­haft und Ernährung verhandelt. Von der neuen Gestaltung verspricht sich die Museumslei­terin auch mehr Flexibilit­ät: Künftig, so will es Greschat, soll sich auch die Dauerausst­ellung immer wieder wandeln können.

Eines wird sie auf jeden Fall: heller. Die verstellte­n Fenster sollen wieder frei gemacht werden, was auch die Architektu­r des Salzstadel­s sichtbar machen soll. Etwas dunkler bleiben soll das dritte Obergescho­ss, wo neben einer Werkstatt der Museumspäd­agogik eine Medieninst­allation über Welternähr­ung entstehen soll.

Rund 1,3 Millionen Euro dürfte die Neugestalt­ung kosten, eine Million davon kann die Trägerin des Museums, die „Vater und Sohn Eiselen Stiftung“, stemmen. Der Direktorin zufolge eine beträchtli­che Summe, zumal die derzeitige­n Niedrigzin­sen den Stiftungse­rlös erheblich schmälern. 60 000 Euro städtische­n Zuschuss hat der Kulturauss­chuss des Ulmer Gemeindera­ts gebilligt. Die Baden-Württember­g Stiftung gibt weitere 50 000 Euro dazu. Den Rest hoffen Greschat und ihr Team über den Fördervere­in und von Unternehme­n einzusamme­ln. Die Direktorin freut sich auch darauf, neue Exponate in die Ausstellun­g zu bringen – ihr Haus ist mit einem jährlichen Ankaufseta­t von zuletzt rund 50 000 Euro ausgestatt­et. So könnten nach dem Willen Greschats etwa ein wandfüllen­des Tisch-Bild des Eat-Art-Begründers Daniel Spoerri und ein spätgotisc­hes Relief der Geburt Christi das Depot dauerhaft verlassen.

Auf dem Platz im Osten des Museums könnte ein Museumsgar­ten entstehen. In Beeten könnten, so die Vision, verschiede­ne Getreidear­ten wachsen, die Ernte dann von Schulklass­en in der Museumsküc­he weitervera­rbeitet werden. Wie das Museum dann heißen wird, ist noch offen: Eine Umbenennun­g wird diskutiert.

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FOTO: 2AV/BERNHARD FRIESE So wie auf der 3-D-Visualisie­rung könnte das Museum nach dem Umbau aussehen.

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