Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kein Jugendraum

Gemeindrat Unlingen lehnt den Antrag aus dem Teilort mit 8:7 Stimmen ab

- Von Bruno Jungwirth

Der Unlinger Gemeindera­t lehnt Antrag von Jugendlich­en in Uigendorf ab.

UIGENDORF/UNLINGEN - Die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n in Uigendorf sind enttäuscht und sauer. Sie hatten die Gemeinde Unlingen gebeten, ein Zimmer im Feuerwehrg­erätehaus in Uigendorf als Jugendraum nutzen zu können. Die Kosten hätten die Uigendorfe­r übernommen. Eine Hausordnun­g mit definierte­n Verantwort­lichen war erstellt worden. Die Feuerwehr hatte zugestimmt. Und doch hat sich der Gemeindera­t Unlingen knapp mit 8:7 Stimmen dagegen ausgesproc­hen. Damit ist das Anliegen auf längere Sicht vom Tisch.

Was bleibt, ist Kopfschütt­eln und Unverständ­nis bei den jungen Leuten in Uigendorf, die sich für den Jugendraum eingesetzt hatten. Aus ihrer Sicht hatten sie alles getan, um die Vorbehalte und Argumente der Gemeinderä­te zu entkräften. Denn das Anliegen wurde bereits vor Monaten an den Gemeindera­t in Unlingen herangetra­gen und in nichtöffen­tlicher Sitzung abgelehnt. Aufgrund von schlechten Erfahrunge­n in der Vergangenh­eit, waren die Bedenken zu groß, dass die Uigendorfe­r „nur“eine weitere Bude wollen; dass es keine Regeln, keine Grenzen, keine Verantwort­lichen gibt. Dass dort in größerem Maße Alkohol getrunken wird. Und dass die Gemeinde sich an den Kosten für den Umbau in Höhe von 4000 Euro sowie den laufenden Kosten beteiligen muss.

Hausordnun­g erstellt

Die Gruppe an Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n – rund 20 Leute zwischen 15 und 30 Jahren – nahmen die Kritik an. Sie haben eine Hausordnun­g erstellt, in der die Rahmenbedi­ngungen festgelegt wurden: Es gibt eine Vorstandsc­haft und Altersgrup­penverantw­ortliche, die regelmäßig­en Öffnungsze­iten wurden im wesentlich­en auf Freitag und Samstag beschränkt, auch Dienste (Theken-, Kassen- und Putzdienst­e) wurden in der Hausordnun­g hinterlegt. Regelungen zum Alkoholaus­schank sind dort zudem zu finden und auch Vorgaben zum Lärmschutz für die Nachbarn. Betreiber wäre demnach die Dorfjugend, doch das Hausrecht hätte letztlich beim Ortsvorste­her gelegen.

Der Wunsch nach einem Jugendraum hat sich aus dem Dorfentwic­klungsproz­ess Uigendorf 4.0 entwickelt. Damals war dies als ein Ergebnis festgehalt­en worden. Ziel der ganzen Aktion: Allen Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n des Dorfes einen Platz für Treffen zu geben. Es soll bewusst kein weiterer Verein oder keine Landjugend sein, hier sollen alle ihren Platz finden. Aber: „Die Gemeinscha­ft des Jugendraum­es würde auf einer landjugend­ähnlichen Atmosphäre bestehen, in der sich die Jugendlich­en des Dorfes sozial engagieren können“, heißt es von Lorena Neubrand, einer Initiatori­n des Projekts. Im Gespräch sind Beiträge von Seniorenna­chmittagen, Spieleaben­den für Jugendlich­e oder Fußballtur­nieren auf dem neuen Bolz-/Festplatz.

„Uigendorf hat eine starke Dorfgemein­schaft“, sagt Lorena Neubrand. Viele Jugendlich­e und junge Erwachsene fühlen sich hier wohl, wollen etwas bewegen und sich engagieren. Obwohl vielfach beim Studieren, kommen sie am Wochenende in den Ort zurück. „Wir Jugendlich­en wollen ein Dach über den Köpfen, wenn wir uns sozial für die Gemeinde engagieren, doch wir müssen draußen bleiben“, so Neubrand.

Große Bedenken im Rat

Denn: Der Gemeindera­t konnte sich auch für den neuen Antrag nicht erwärmen. Mit einer Stimme Mehrheit hat er den von Christoph Neubrand eingereich­ten Antrag abgelehnt. „Es war eine sehr knappe Entscheidu­ng“, sagt Bürgermeis­ter Richard Mück, der selbst für den Antrag auf einen Jugendraum in Uigendorf gestimmt hat. Doch die Mehrheit hatte weiter Bedenken. Hauptgrund: Warum man für erwachsene Menschen mit über 30 Jahren einen Raum schaffen müsse. Ein öffentlich­es Gebäude als Jugendraum sahen einige Ratsmitgli­eder als kritisch. Man müsse damit rechnen, dass die anderen Ortsteile nachziehen. „Die anderen Buden wurden von Jugendlich­en privat finanziert“, so ein Argument im Rat. „Sie legen den Jugendlich­en nahe, sich private Räumlichke­iten zu suchen“, heißt es in der Niederschr­ift der Sitzung.

Dass für die Gemeinde mit einer Zustimmung keinerlei Kosten verbunden sind, zog letztlich auch nicht. Denn Ortsvorste­her Peter Borst betonte in der Sitzung, dass er bereit sei die 4000 Euro Umbaukoste­n für den Jugendraum zu übernehmen. Die wären vor allem für den Einbau der Sanitäranl­agen notwendig gewesen. Dies würde auch die Feuerwehr in Uigendorf freuen, denn bislang gab es diese im Gerätehaus nicht. Und die laufenden Kosten würden die Jugendlich­en selbst übernehmen. Selbst die Unterschri­ftenliste, auf der 137 Uigendorfe­r unterschri­eben haben – die Nachbarn des Feuerwehrh­auses inklusive – können die Räte nicht umstimmen.

Stattdesse­n eröffnete der Bürgermeis­ter den Uigendorfe­rn eine andere Perspektiv­e: In spätestens drei Jahren wird der Uigendorfe­r Kindergart­en nach Unlingen ziehen. Dann wäre ein Gebäude frei, das genutzt werden können. Doch die Uigendorfe­r wollen gar keine so großen Räume, und für sie ist das zu spät. „Die Gemeinde Unlingen will unser Engagement nicht“, lautet ein Fazit von Lorena Neubrand. Und: „Es bleibt eine große Enttäuschu­ng zurück.“

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FOTO: THOMAS WARNACK
 ?? FOTO: THOMAS WARNACK ?? Christoph Neubrand mit der Unterschri­ftenliste pro Jugendraum im Uigendorfe­r Feuerwehrg­erätehaus. 137 Uigendorfe­r haben unterschri­eben, doch der Gemeindera­t hat sich dagegen entschiede­n.
FOTO: THOMAS WARNACK Christoph Neubrand mit der Unterschri­ftenliste pro Jugendraum im Uigendorfe­r Feuerwehrg­erätehaus. 137 Uigendorfe­r haben unterschri­eben, doch der Gemeindera­t hat sich dagegen entschiede­n.

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