Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kein Jugendraum
Gemeindrat Unlingen lehnt den Antrag aus dem Teilort mit 8:7 Stimmen ab
Der Unlinger Gemeinderat lehnt Antrag von Jugendlichen in Uigendorf ab.
UIGENDORF/UNLINGEN - Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Uigendorf sind enttäuscht und sauer. Sie hatten die Gemeinde Unlingen gebeten, ein Zimmer im Feuerwehrgerätehaus in Uigendorf als Jugendraum nutzen zu können. Die Kosten hätten die Uigendorfer übernommen. Eine Hausordnung mit definierten Verantwortlichen war erstellt worden. Die Feuerwehr hatte zugestimmt. Und doch hat sich der Gemeinderat Unlingen knapp mit 8:7 Stimmen dagegen ausgesprochen. Damit ist das Anliegen auf längere Sicht vom Tisch.
Was bleibt, ist Kopfschütteln und Unverständnis bei den jungen Leuten in Uigendorf, die sich für den Jugendraum eingesetzt hatten. Aus ihrer Sicht hatten sie alles getan, um die Vorbehalte und Argumente der Gemeinderäte zu entkräften. Denn das Anliegen wurde bereits vor Monaten an den Gemeinderat in Unlingen herangetragen und in nichtöffentlicher Sitzung abgelehnt. Aufgrund von schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit, waren die Bedenken zu groß, dass die Uigendorfer „nur“eine weitere Bude wollen; dass es keine Regeln, keine Grenzen, keine Verantwortlichen gibt. Dass dort in größerem Maße Alkohol getrunken wird. Und dass die Gemeinde sich an den Kosten für den Umbau in Höhe von 4000 Euro sowie den laufenden Kosten beteiligen muss.
Hausordnung erstellt
Die Gruppe an Jugendlichen und jungen Erwachsenen – rund 20 Leute zwischen 15 und 30 Jahren – nahmen die Kritik an. Sie haben eine Hausordnung erstellt, in der die Rahmenbedingungen festgelegt wurden: Es gibt eine Vorstandschaft und Altersgruppenverantwortliche, die regelmäßigen Öffnungszeiten wurden im wesentlichen auf Freitag und Samstag beschränkt, auch Dienste (Theken-, Kassen- und Putzdienste) wurden in der Hausordnung hinterlegt. Regelungen zum Alkoholausschank sind dort zudem zu finden und auch Vorgaben zum Lärmschutz für die Nachbarn. Betreiber wäre demnach die Dorfjugend, doch das Hausrecht hätte letztlich beim Ortsvorsteher gelegen.
Der Wunsch nach einem Jugendraum hat sich aus dem Dorfentwicklungsprozess Uigendorf 4.0 entwickelt. Damals war dies als ein Ergebnis festgehalten worden. Ziel der ganzen Aktion: Allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Dorfes einen Platz für Treffen zu geben. Es soll bewusst kein weiterer Verein oder keine Landjugend sein, hier sollen alle ihren Platz finden. Aber: „Die Gemeinschaft des Jugendraumes würde auf einer landjugendähnlichen Atmosphäre bestehen, in der sich die Jugendlichen des Dorfes sozial engagieren können“, heißt es von Lorena Neubrand, einer Initiatorin des Projekts. Im Gespräch sind Beiträge von Seniorennachmittagen, Spieleabenden für Jugendliche oder Fußballturnieren auf dem neuen Bolz-/Festplatz.
„Uigendorf hat eine starke Dorfgemeinschaft“, sagt Lorena Neubrand. Viele Jugendliche und junge Erwachsene fühlen sich hier wohl, wollen etwas bewegen und sich engagieren. Obwohl vielfach beim Studieren, kommen sie am Wochenende in den Ort zurück. „Wir Jugendlichen wollen ein Dach über den Köpfen, wenn wir uns sozial für die Gemeinde engagieren, doch wir müssen draußen bleiben“, so Neubrand.
Große Bedenken im Rat
Denn: Der Gemeinderat konnte sich auch für den neuen Antrag nicht erwärmen. Mit einer Stimme Mehrheit hat er den von Christoph Neubrand eingereichten Antrag abgelehnt. „Es war eine sehr knappe Entscheidung“, sagt Bürgermeister Richard Mück, der selbst für den Antrag auf einen Jugendraum in Uigendorf gestimmt hat. Doch die Mehrheit hatte weiter Bedenken. Hauptgrund: Warum man für erwachsene Menschen mit über 30 Jahren einen Raum schaffen müsse. Ein öffentliches Gebäude als Jugendraum sahen einige Ratsmitglieder als kritisch. Man müsse damit rechnen, dass die anderen Ortsteile nachziehen. „Die anderen Buden wurden von Jugendlichen privat finanziert“, so ein Argument im Rat. „Sie legen den Jugendlichen nahe, sich private Räumlichkeiten zu suchen“, heißt es in der Niederschrift der Sitzung.
Dass für die Gemeinde mit einer Zustimmung keinerlei Kosten verbunden sind, zog letztlich auch nicht. Denn Ortsvorsteher Peter Borst betonte in der Sitzung, dass er bereit sei die 4000 Euro Umbaukosten für den Jugendraum zu übernehmen. Die wären vor allem für den Einbau der Sanitäranlagen notwendig gewesen. Dies würde auch die Feuerwehr in Uigendorf freuen, denn bislang gab es diese im Gerätehaus nicht. Und die laufenden Kosten würden die Jugendlichen selbst übernehmen. Selbst die Unterschriftenliste, auf der 137 Uigendorfer unterschrieben haben – die Nachbarn des Feuerwehrhauses inklusive – können die Räte nicht umstimmen.
Stattdessen eröffnete der Bürgermeister den Uigendorfern eine andere Perspektive: In spätestens drei Jahren wird der Uigendorfer Kindergarten nach Unlingen ziehen. Dann wäre ein Gebäude frei, das genutzt werden können. Doch die Uigendorfer wollen gar keine so großen Räume, und für sie ist das zu spät. „Die Gemeinde Unlingen will unser Engagement nicht“, lautet ein Fazit von Lorena Neubrand. Und: „Es bleibt eine große Enttäuschung zurück.“