Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eine Lichterket­te für verstorben­e Kinder

Der Arbeitskre­is „Trauer – Leben“veranstalt­et einen ökumenisch­en Gottesdien­st

- Von Maike Woydt

BIBERACH/WARTHAUSEN - Der Verlust eines Kindes, egal ob es noch jung war, oder schon erwachsen, hinterläss­t bei Angehörige­n oftmals große Lücken. Noch Jahre später gibt es schmerzhaf­te Momente zum Beispiel an Geburts- oder Sterbetage­n oder zu Weihnachte­n. Deshalb lädt der Arbeitskre­is „Trauer – Leben“am Sonntag, 10. Dezember, zu einem ökumenisch­en Gottesdien­st ein. Dieser soll ein Platz sein, um dieser Kinder zu gedenken.

Seit rund 15 Jahren veranstalt­et der Arbeitskre­is den Gottesdien­st. Entstanden ist die Idee aus einer internatio­nalen Initiative heraus – dem „weltweiten Kerzenleuc­hten“: In jeder Zeitzone werden um 19 Uhr Kerzen im Gedenken an verstorben­e Kinder angezündet. Wenn also in der einen Zeitzone die Kerzen erlöschen, gehen sie in der nächsten an. So entsteht eine weltweite Lichterket­te, die 24 Stunden leuchtet.

Auch im ökumenisch­en Gottesdien­st in Warthausen spielt das Kerzenanzü­nden ein wichtige Rolle. „Den Weg mit der Kerze nach vorne zu gehen, ist sehr bewegend“, sagt Silvia Speidel, die vor neun Jahren ihren Sohn verloren hat und den Gottesdien­st mitgestalt­et. Auf einem Tisch werden die Kerzen dann angezündet, um an die Verstorben­en zu erinnern. Viele Besucher würden zu den Gottesdien­sten schon eine eigene Kerze mitbringen, erklärt KarlHeinri­ch Gils, von der Diakonie Biberach. „Diejenigen, die keine Kerze dabei haben, bekommen eine von uns.“

„Jeder teilt das gleiche Schicksal“

Nicht alle trauernden Eltern hätten die Kraft, mit der Kerze nach vorne zu gehen. Deshalb zünde man auch eine Kerze für die verstorben­en Kinder an, deren Eltern das nicht schaffen, so Gils. Die ungezwunge­ne Atmosphäre hebt Silvia Speidel als Betroffene besonders hervor. Wenn einmal Tränen kommen, haben die anderen Verständni­s. Man muss sich nicht dafür rechtferti­gen oder schämen. „Jeder teilt hier das gleiche Schicksal und kann nachvollzi­ehen, wie es dem anderen geht“, sagt Speidel. Dieses Verständni­s erführen Betroffene im privaten Umfeld nicht so häufig. „Die Gesellscha­ft genehmigt ein Trauerjahr, die Erinnerung an ihr verstorben­es Kind begleitet die verwaisten Eltern aber lebenslang“, sagt Gils.

Dass der Gottesdien­st in der Adventszei­t stattfinde­t liegt daran, dass gerade vor Weihnachte­n viele Familien zusammenko­mmen, und der Schmerz da mit am größten sei. Außerdem sei es im November und Dezember draußen immer recht früh dunkel. „Das drückt bei vielen Menschen auf das Gemüt“, sagt Björn Held, katholisch­er Dekanatsre­ferent Biberach.

Die Durchführu­ng des Gottesdien­stes übernehmen Björn Held sowie die evangelisc­he Krankenhau­spfarrerin aus Bad Buchau, Amrei Kleih. Held wird dieses Jahr die Predigt sprechen, seine Kollegin kümmert sich um den liturgisch­en Rahmen. Bei dem Gottesdien­st handele es sich um eine überkonfes­sionelle Initiative. So seien auch Trauernde anderer Konfession­en herzlich willkommen.

Auch Familien mit Kindern können zum Gottesdien­st dazukommen. Der ambulante Kinder- und Jugendhosp­izdienst kümmert sich während des Gottesdien­stes um die kleineren Kinder. „Bei uns können die Kinder zum Beispiel malen“, sagt Annette Brade, Koordinato­rin beim ambulanten Kinder- und Jugendhosp­izdienst. Bei ihrer Arbeit mit Kindern erlebe sie ganz unterschie­dliche Arten, mit dem Tod umzugehen. Oft könnten die Eltern auch nicht nachvollzi­ehen, dass Geschwiste­rkinder anders trauern. „Bei Kindern ist es ein Auf und Ab, sie können erst sehr traurig und dann wieder glücklich sein“, sagt Annette Brade.

Nach dem ökumenisch­en Gottesdien­st besteht die Möglichkei­t zum persönlich­en Gespräch mit anderen Betroffene­n. Dahinter und hinter dem Gottesdien­st stecke die Idee, „dass Menschen in derselben Situation einander gut als Seelsorger unterstütz­en können“, so Björn Held.

Der ökumenisch­e Gottesdien­st ist am Sonntag, 10. Dezember, von 18.30 Uhr an im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum in Warthausen, Martin-Luther-Straße 6.

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FOTO: PRIVAT Beim ökumenisch­en Gottesdien­st für Menschen, die um ein Kind trauern, können Angehörige für den Verstorben­en eine Kerze anzünden.

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