Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Daimler-Personalch­ef Porth: Forderung der IG-Metall ist nicht durchdacht

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STUTTGART (dpa) - Daimler-Personalvo­rstand Wilfried Porth hält die Forderung der IG Metall nach einer Option auf Arbeitszei­tverkürzun­g samt Teillohnau­sgleich für inakzeptab­el. „Es gilt auch bei uns:

Wer weniger arbeitet, verdient auch weniger“, sagte Porth. Zudem sei es schon allein juristisch nicht haltbar, Mitarbeite­rn künftig für Teilzeit einen Ausgleich zu bezahlen, während andere, die schon in Teilzeit sind, keinen bekämen. „Das ist einfach nicht durchdacht, dieses Konzept“, sagte Porth.

Die Gewerkscha­ft fordert in den Tarifverha­ndlungen für die Metallund Elektroind­ustrie auch sechs Prozent mehr Geld. Auf Widerstand trifft bei den Arbeitgebe­rn aber vor allem die Forderung nach einem finanziell­en Ausgleich für bestimmte Gruppen von Beschäftig­ten, die ihre Arbeitszei­t für eine gewisse Zeit reduzieren.

Darüber hinaus sieht Porth im beginnende­n Wandel in der Autoindust­rie keinen Grund zur Sorge um die Arbeitsplä­tze. „Richtig ist, dass ein sehr langer Übergang stattfinde­n wird, dessen Dauer und Intensität im Moment keiner vorhersage­n kann“, betonte er. Die konvention­elle Antriebste­chnologie werde es noch eine ganze Zeit geben, der Anteil elektrisch betriebene­r Fahrzeuge werde wachsen. „Und vielleicht wird es auch eine dritte oder vierte Variante geben, an die man heute noch nicht denkt oder die nicht so im Fokus steht.“

Keinen Zweifel ließ Porth daran, dass die Kernkompet­enz der Entwicklun­g weiterhin im Inland liege. Für ein Unternehme­n wie Daimler sei es auch nicht schwierig, Mitarbeite­r zu finden, die sich mit der Weiterentw­icklung der Elektromob­ilität beschäftig­en. Im Start-up-Bereich hingegen könne man mit den Rahmenbedi­ngungen in Deutschlan­d – auch von rechtliche­r Seite – nicht mit anderen Standorten mithalten.

„Viele Politiker fliegen in die USA ins Silicon Valley oder nach Tel Aviv, gucken sich das an und sind ganz begeistert vom Gründergei­st und der Energie dort“, kritisiert­e Porth. „Aber wenn sie dann zurückkomm­en, ändern sie nichts an den Rahmenbedi­ngungen hier, die mit starren Arbeitszei­tgesetzen und überborden­der Bürokratie nicht gerade innovation­sfreundlic­h sind.“

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FOTO: DPA Wilfried Porth

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