Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Vom Lügen und vom Verschweigen
Über Aufgabe und Spielräume von Öffentlichkeitsarbeit referierte Prof. Angela Bittner-Fesseler
RIEDLINGEN (uno) - „Dürfen Pressesprecher lügen?“– diese Frage stellte Prof. Angela Bittner-Fesseler, Professorin für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule in ihrem Vortrag. In dem ging sie auf die Aufgabe von PR (Public relations) ein und streifte auch wesentliche Theorien zu dem Thema. Letztlich beantwortete sie ihre Frage selbst: Nein, lügen dürfen Pressesprecher nicht. Aber sie dürfen auch nicht immer die Wahrheit sagen.
Was ist eigentlich Aufgabe von Öffentlichkeitsarbeit / PR, auch in Abgrenzung zum Journalismus? Der Journalist versucht gesellschaftliche Entwicklungen zu begleiten, einzuordnen und möglichst objektiv zu berichten. Die PR ist Auftragskommunikation, um die Bekanntheit einer Organisation und auch Vertrauen und Akzeptanz aufzubauen. PR ist Wirklichkeitskonstruktion.
Für Unternehmen, Verbände und für Parteien ist Medienarbeit elementar. Medien bestimmen das Bild, das die Menschen sich von der jeweiligen Organisation machen. Aber gerade in Zeiten von Fake News (bewussten Falschnachrichten) wird der Zweifel an verbreiteter Information immer größer. Bittner-Fesseler hatte in ihrem rund 30-minütigen Vortrag auch Beispiele von manipulierter Information der Öffentlichkeit dabei; etwa des Unternehmens BP oder der Presseabteilung von Trump, die Fakten auf ihre Weise interpretieren.
Was darf aber PR um diese Ziele zu erreichen? Während die eine Theorie davon ausgeht, dass der Gestaltungsspielraum unendlich groß ist, weil PR erst das Bild eines Unternehmens prägt, geht eine andere These vom Gegenteil aus: In Zeiten des Internets ist vieles sofort nachprüfbar, daher sei der Spielraum eng begrenzt.
Vertrauen ist entscheidend: Sich Vertrauen zu erarbeiten, ist wichtig für PR-Leute. Wer bei einer Lüge ertappt wird, hat ein Akzeptanzproblem. Aber: „Nicht zu lügen heißt nicht, alle Wahrheiten ungefragt auf dem Silbertablett zu präsentieren“, zitierte die Professorin einen Konzernsprecher. Besser nichts sagen („Kein Kommentar“), als zu lügen. Letztlich gehe es um einen Abwägungsprozess: Je leichter ein Fakt nachprüfbar, je höher die Wahrscheinlichkeit, dass etwas öffentlich bekannt wird – desto schneller werden Pressesprecher dies öffentlich machen.